Alltag mit Handicap

Es gibt Tage, an denen vermisse ich den Blick auf das Meer. Wenn ich es mir recht überlege, dann vermisse ich diesen Blick eigentlich immer, aber mir ist es zum Glück nur in manchen Momenten wirklich bewusst.

Da wir auf Sansibar nicht unmittelbar am Meer gewohnt haben, war der Blick aufs Meer nicht automatisch gegeben. Aber im Alltag hat für mich schon der Schulweg ausgereicht, um dieses Bedürfnis zu stillen. Zwar nur ein kleiner Streifen, aber dennoch wunderschön und so wohltuend.

Der Geruch nach Meer war auch bei uns zu Hause immer mal wieder wahrnehmbar. Bevorzugt dann, wenn ich auf dem Balkon die Wäsche aufgehängt bzw abgehängt und zusammengelegt habe, zu diesem Zeitpunkt gerade Ebbe war und der Wind aus der passenden Richtung kam.

Tja, diese Momente erlebe ich in meinem Wäschekeller definitiv nicht mehr und die Aussicht hält sich dort unten auch sehr in Grenzen 🙂

Heute stand mal wieder Wäsche auf meinem Tagesprogramm. Aber wirklich viel kann ich im Augenblick nicht erledigen, weil Josia diese Woche nicht im Kindergarten ist. Es geht dem kleinen Mann eigentlich relativ gut – hätten wir nicht dieses kleine Messgerät, das uns vor allem am Abend und in der Nacht mit anderen Tatsachen konfrontiert. Denn leider bewegt sich seine Sättigung nach wie vor im unteren Grenzbereich 🙁

Wenn Josia ausschließlich daheim ist, dann erstreckt sich die Aufsicht über den GANZEN Tag. Und da Ha-Di etliche Termine und obendrein noch einiges an Arbeit im Büro liegen hat, ist diese Aufsicht überwiegend meine Duty.

Hier wird momentan also viel gespielt und zwischendurch versuche ich, Josia so gut es geht in die notwendigen Aufgaben einzubinden. Wir haben also gemeinsam Wäsche gefaltet, gekocht, nebenher noch einen Kuchen und ein Brot gebacken und mindestens drei Mal fast die Nerven verloren. Also ich – naja, vermutlich regt sich Josia auch regelmäßig über mich auf, weil ich so eine Spaßbremse sein kann. Er hat eben viele eigene Ideen in der Küche und auch sonst so.

Josia mitten drin in meiner frischen Wäsche. Voller Elan hat er seine Kleidungsstücke herausgesucht und mit dem Kommentar „meina“ hochgehalten und gefeiert.

Wir haben aber auch stundenlang gemalt. Ja, Josia war an diesem einen Nachmittag erstaunlich ausdauernd bei der Sache und wollte gar nicht mehr aufhören mit pinseln. Und zwischendurch ist er vor lauter Entspannung über seinem Kunstwerk sogar eingeschlafen.

Schlaf gab es in den vergangenen Tagen leider nur begrenzt. Im Krankenhaus habe ich zum Glück nur eine Nacht verbracht. Und in der hab ich irgendwann gänzlich das Gefühl dafür verloren, wie viel Uhr es denn nun ist und ob ich überhaupt mal geschlafen habe und wenn ja wie lange.

Die ersten drei Nächte daheim hat Ha-Di mit Josia auf dem Sofa verbracht, weil seine Sauerstoffsättigung leider oft genug in den grenzwertigen Bereich abgerutscht ist. In solchen Phasen heißt es dann, Kind umlagern, Lunge leicht abklopfen, was zu trinken geben, zum Husten animieren. Klappt natürlich nicht immer alles, denn schließlich ist Josia ja am Schlafen.

Die letzte Nacht habe ich nach Josia geschaut, denn irgendwann sollte mein guter Mann auch mal wieder ein paar Stunden Schlaf am Stück bekommen. Heute sollte ich wohl ganz dringend richtig früh ins Bett, denn die vergangene Nacht war oft unterbrochen und ich bin echt richtig müde inzwischen!

Wir hoffen also alle darauf, dass Josia nun endlich wieder in seinem Bett ohne Aufsicht schlafen kann. Das würde uns allen echt gut tun!

Gerade ist Ha-Di unterwegs. Da er Josia bei diesem Termin mitnehmen konnte, bleibt mir ein kurzer Moment zum Durchatmen. Gleich muss ich mit Romy und Annelie zum Kieferorthopäden und vorab Joel noch bei der Sporthalle rauswerfen, da er Fußballtraining hat.

Ein Kommentar

  1. Gute Besserung und viel Kraft ! Ich bin gerade auch richtig müde , weil ich des nachts nach dem hustenden Baby sehen darf.

    Liebe Grüße
    Andrea

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