Eine kleine Zwischenbilanz

Ich frage mich, wann die Zeit kommen wird, wo ich mich an den Computer setze und einfach losschreibe über das, was mich gerade bewegt oder was hier aktuell los ist. Bisher sieht es ja meistens so bei mir aus, dass ich einen Blick in den Ordner mit all den Entwürfen werfe und mehr oder weniger spontan entscheide, an welcher Baustelle ich in den nächsten 30 bis 60 Minuten weiterarbeiten soll…

Wenn es gut läuft, dann habe ich anschließend tatsächlich ein oder zwei Baustellen weniger. Aber wenn ich ehrlich bin, befinden sich in meinem Kopf meistens schon wieder neue Baustellen. Das Leben ist einfach so voll und ich renne gefühlt immer nur hinterher und schaffe nie den Anschluss.

Vor kurzem habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, das Bloggen einzustellen oder zumindest stark zu reduzieren. Denn es nimmt echt viel Zeit in Anspruch, die ich eventuell sinnvoller nutzen sollte?!

In solchen Momenten frage ich mich, für wen ich das überhaupt mache und ob sich dieser Aufwand denn lohnt? Was bleibt unterm Strich übrig?

Diese Frage muss man sich immer mal wieder stellen, weil unser Alltag eben so voll ist und man sich so leicht in irgendwelchen Dingen verlieren kann. Und man kann bzw. sollte eben nicht alles machen. Aber anhand welcher Kriterien beurteilt man denn nun, ob etwas gestrichen werden kann? Gesunde Prioritäten setzen ist nämlich gar nicht so einfach, wie es sich beim darüber reden immer anhört!

Als mein eh schon voller Alltag durch das Unterrichten bis an den Anschlag gebracht wurde, war für mich sehr schnell klar, dass ich so nicht lange weitermachen kann. Irgendetwas musste weichen, da sonst am Ende nirgends mehr was Brauchbares rauskommen würde.

Der Blog wäre da am ehesten fällig gewesen, denn gerade die Zeiten am Abend oder am Vormittag waren nun durch Schule und Unterrichtsvorbereitung ausgefüllt. Wann soll ich dann noch Zeit finden um zu schreiben oder Bilder zu bearbeiten?

Ja, es waren viele Gedanken, die wochenlang durch meinen Kopf geschwirrt sind.

Und dann kam der Brief, dass meine Versetzung an die Schule nach Gerlingen genehmigt sei und ich somit auch im kommenden Schuljahr dort sein würde. Wow, immerhin etwas! Aber schaffe ich das wirklich mit dem Unterrichten? Es sind zwar „nur“ 8 Wochenstunden, die ich an der Schule sein muss. Aber für jemanden wie mich, der aus der ganzen Materie schon deutlich über ein Jahrzehnt draußen ist, kostet dieses langsame wieder Fuß fassen dennoch enorm viel Kraft.

Genau das habe ich in den wenigen Wochen vor den Sommerferien unmissverständlich zu spüren bekommen. Dabei war der Vorbereitungsaufwand in dieser Zeit verhältnismäßig gering, weil ich einen Großteil der Klassen parallel laufen lassen konnte und obendrein noch winzige Klassen hatte. Das ist der Vorteil, wenn man fast nur Förderstunden gibt 🙂

Letztlich kam die Antwort mehr als deutlich, als ich Anfang August meine Lehrverteilung in den Händen hielt. Demzufolge wäre ich für zwei Jahresprojekte in zwei verschiedenen Klassenstufen mitverantwortlich gewesen. Eine Arbeit, die natürlich zusätzlich zu den regulären 8 Wochenstunden laufen muss ganz ohne Stundenausgleich versteht sich. Aber damit noch nicht genug. Sie hatten mich auch für die neuen 7ner eingeteilt. Für diese Klassenstufe greift nun erstmals der neue Bildungsplan, und damit das offizielle Unterrichten auf zwei Leistungsniveaus. Wir haben kaum noch Hauptschulen und es ist kein Geheimnis, dass schon seit vielen Jahren der Anteil der schwächeren Schüler in der Realschule stark zugenommen hat. Nach dem neuen Bildungsplan müssen diese Schüler nun auf dem Grundniveau unterrichtet werden, während der restliche Teil der Klasse auf dem Mittelniveau lernen soll. Und auch bei den Klassenarbeiten muss diese Differenzierung klar durchgeführt werden.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich momentan noch nicht mal so wirklich, welches Niveau denn nun dem Mittelbereich und welches dem Grundbereich entsprechen soll. Meine Berufserfahrung kommt aus einer Zeit, wo man dieses komplexe Problem noch nicht hatte. Auch damals war die Spannbreite sehr weit, aber wirklich offizielle Hauptschüler gab es eher selten. Denn solche Schüler wurden dann auch irgendwann auf die Hauptschule geschickt.

Mein „Problem“ sind nicht die schwächeren Schüler als solche, sondern die Tatsache, dass nur eine Lehrkraft in einer meist großen Klasse danach schauen soll, dass für jedes Kind die angemessenen Lernbedingungen gewährleistet sind. Und dieser komplexen Aufgabe fühle ich mich momentan nicht gewachsen.

Ich habe in meiner Familie schon genügend Komplexität, die den Hauptanteil meiner Kraft und Nerven für sich beansprucht. Und ich will mich dieser Aufgabe auch gewissenhaft zuwenden! Aber da bleibt dann leider nicht mehr viel übrig, um nebenbei nochmals eine weitere, sehr große, vielschichtige und umfangreiche Aufgabe wie die Schule zu stemmen.

Das heißt für mich, dass ich wirklich in letzter Sekunde die Reißleine gezogen habe und nun einfach nochmals eine Runde Beurlaubung angetreten habe. Und es fühlt sich gut und richtig an, auch wenn uns mein Verdienst nun leider fehlt.

Und es heißt auch, dass der Blog nicht in den Winterschlaf geschickt werden muss! Auch wenn ich damit momentan kein Geld mache, so zahlt es sich vielleicht irgendwann an anderer Stelle aus 🙂

2 Kommentare

  1. Hallo.
    (Ich hatte eine lange Mail geschrieben und plötzlich war alles weg. Nun weiss ich nicht ob das schon bei ihnen gelandet ist, oder irgendwo gelöscht wurde, schade. ich versuche es einfach noch mal ……sorry, wenn es doppelt ankommt)

    ich bin eine begeisterte stille Mitleserin ihres Blogs. Da sie heute die Frage aufwerfen: für wen schreibe ich das überhaupt? möchte ich ihnen noch mal schreiben.
    Als die Familie noch auf Sansibar war, habe ich schon einige male was kommentiert.
    Aber meist bin ich stille Leserin.
    Freue mich jedes mal sehr, wenn es einen neuen Beitrag gibt.

    Sie haben eine grosse Familie, wo sicherlich viele mitlesen und dann gibt es gewiß viele Menschen, die irgendwie auf ihren Blog gestossen sind und mit Interesse mitlesen. Stellvertretend für diese Gruppe schreibe ich mal meine Gedanken, vielleicht macht es Mut zum Weiterschreiben.

    Ich bin die Mutter einer Mitschülerin aus Realschulzeiten ihres Mannes. Wohne in Wermelskirchen und las letztens, dass ihre Familie die Straussenfarm besichtigt hat. 😉 Wir wohnen nicht weit davon weg mitten in Wermelskirchen und haben es noch nicht geschafft. ;-))

    Mir macht es grosse Freude ihren Blog zu lesen, über die Jahre die Entwicklung der Kinder zu sehen, wie sie zusammenhalten, das beeindruckt mich immer wieder sehr. Auch wie die Kinder die Umstellung von dem Leben auf Sansibar zum Leben in Stress und Hektik bewältigen, da staune ich drüber. (manchmal frag ich mich, warum sie eigentlich zurückgekommen sind, das scheine ich irgendwie überlesen zu haben – )

    All die kleinen und grossen Freuden im Alltag, im Urlaub … bis hin zum Afrikakurzurlaub von Vater und Tochter ….. die Erlebnisse in Frankreich …… ich freue mich sehr all dieses mitlesen zu dürfen.
    Ganz besonders berühren mich die Einträge, wenn sie ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen. Damals als ihre Mutter heimging, ich glaube, das schrieb ich ihnen damals auch. Dann als sie mal in der Heimat an einem Ort waren, auf einer Bank sassen, wo sie mit ihrer Mutter früher gesessen haben ….. oh, wie konnte ich das so gut nachfühlen. Es ist sehr zu Herzen gehend.
    Und es ist bewundernswert, wie sie bei all ihrer Arbeit in der grossen Familie …..diese tollen Kindergeburtstage organisieren …… einfach super.
    …. und ihr Mann hat einen tollen Swimmingpool gebaut, einfach spitze!!!

    Ich möchte ihnen hier mal ein ganz grosses Lob und gleichzeitig DANKESCHÖN für diesen tollen Blog aussprechen … und dafür, dass wir an all diesem teilhaben
    dürfen. Ich bin mir sicher, dass ihre Kinder später es zu schätzen wissen, dass ihre Mutter ihre vielen schönen Erlebnisse, oder auch Nöte – es waren schon schwere Krankheitszeiten dabei – wie die kleine Annelie z B – alle festgehalten hat, und sie das alles nachlesen können.

    Ich wünsche ihnen weiterhin viel Freude beim Schreiben und ihrer Familie Gottes Segen!
    Herzliche Grüsse aus Wermelskirchen

    1. Author

      Liebe Renate

      Herzlichen DANK für die ausführliche Rückmeldung 🙂
      Ich hoffe sehr, dass es für unsere Kinder später mal ein reicher Schatz an Erinnerung sein darf – unsere Große liest jetzt schon immer mal wieder in den Blog rein. Und allein dafür lohnt es sich auf alle Fälle schon!

      Über die Details unserer Rückkehr will ich schon seit langem etwas mehr schreiben – aber das sind eben gerade die Dinge, die leider oft aufgeschoben werden, weil eben sonst so viel los ist. Und dabei schreibe ich ja gar nicht über alles, was hier so los ist!

      Kurze Anmerkung zum Pool in unserem Garten. Dieses Schwimmbad ist schon fast so alt wie ich selbst. Mein Mann hat im Frühjahr im Zuge der Gartenumbaumaßnahmen lediglich die Veranda ergänzt, da schon seit einigen Jahren eine richtige Umrandung gefehlt hat.

      Ich wünsche Ihnen ebenfalls weiterhin Gottes Segen und vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja mal, wenn wir wieder in die Gegend kommen sollten! Morgen wird mein Schwiegervater vor Ort sein.

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