Freundschaft * Part 1

Diesen Artikel habe ich im Dezember 2012 angefangen und so lange liegt er nun schon unfertig bei meinen Entwürfen! *schluck*

Jetzt habe ich den Entschluss gefasst, dass ich nicht mehr auf den Zeitpunkt warten will, bis ich dieses Thema vollständig abhandeln kann – denn das wird vermutlich niemals eintreten! Diesmal liegt es nicht am Zeitmangel, sondern am Thema selbst. Also lasse ich nun den Anspruch auf Abgeschlossenheit fallen und freue mich auf das, was sich hier eventuell im Lauf der Zeit nach und nach entwickeln wird. Deshalb auch *Part 1 😉

Freundschaft – ein Thema, dass mich immer wieder intensiv bewegt und innerlich beschäftigt; in den vergangenen Wochen besonders, angeregt durch ein Buch, das ich derzeit lese. Alle Zitate, die aus diesem Buch stammen, sind im Folgenden Kursiv gedruckt.

FREUNDSCHAFT ist tatsächlich eine sehr komplexe und vielschichtige Thematik. Ich will hier hauptsächlich ein paar Impulse aus dem Buch weitergeben, die mich persönlich angesprochen haben, und natürlich ein bißchen was von meinen eigenen Gedanken und Fragen dazu. Und vielleicht ist was dabei, das Dich neu inspirieren, zum Nachdenken bewegen, zum Nachahmen anregen oder einfach nur ein paar bisher unbeachtete Facetten über das Menschsein aufzeigen wird. Schließlich ist und bleibt es ein Thema, das uns alle betrifft! Wir ALLE leben in Beziehungen und pflegen Freundschaften, Beziehungen beeinflussen und prägen uns und jeder von uns wurden bereits in/durch Beziehungen verletzt.

Folgende Aussage war für mich wie ein kleines Erdbeben, das einfach mal alles kurz durchschüttelt und prüft, was denn nun wirklich Stand hält:

Ohne feste und innige Beziehungen/Freundschaften verkümmern wir in unserer Persönlichkeit.*

Da spüre ich die starke Sehnsucht in mir, reifer zu werden und mich in meiner Persönlichkeit und in meinem Charakter möglichst positiv weiter zu entwickeln. Und plötzlich wird dies direkt in Verbindung gesetzt mit meinen Beziehungen und Freundschaften, die ich leben – oder eben auch nicht?!

Wir leben in einem großen Geflecht von Beziehungen, aber welche davon sind für mich tatsächlich auch Freundschaften?

Um dies besser verstehen und beurteilen zu können, sollte ich mir wohl erst einmal Gedanken darüber machen, was ich persönlich unter Freundschaft verstehe und welchen Stellenwert bzw. welche Bedeutung Freundschaft für mich im alltäglichen Leben hat.

„Zwei Menschem sind Freunde, wenn sie sich freiwillig einander zuwenden und ihr Leben miteinander teilen.“ *

Zentrale Merkmale einer Freundschaft werden hier betont:

A) freiwilliges einander zuwenden und B) Leben miteinander teilen

Ich habe hier durchaus etliche Kontakte und fast alle kommen aus sehr unterschiedlichen Hintergründen und Kulturen. Aber ich tue mich schwer damit, diese Kontakte nun als Freundschaften zu bezeichnen. Warum ist das so?

Liegt es nur daran, dass meine Vorstellungen und Erwartungen von/an eine Freundschaft in diesen Beziehungen nicht gedeckt werden?

Liegt es daran, dass ich letztlich nicht dazu bereit bin, mich richtig in mein Gegenüber zu investieren, weil ich weiß, dass auch diese Person bald wieder gehen wird?

Liegt es daran, dass wir kulturell gesehen einfach zu verschieden sind und ich mich deshalb nicht in der Lage fühle, die Bedürfnisse des Gegenübers zu stillen? Stimmt diese Schlussfolgerung überhaupt… sind unsere Beziehungsbedürfnisse denn tatsächlich so verschieden, wie wir meinen?

Einige meiner Beziehungen sind mehr als nur ein „miteinander zu tun haben müssen“, weil es die Umstände vorgeben. Bestes Bespiel sind in diesem Zusammenhang die Kontakte an der Schule. Beim Abholen der Kinder sehe ich viele Eltern regelmäßig, oft sogar täglich. Und ich versuche, dass in diesen Zeiten Gespräche entstehen und ich mit einzelnen Leuten kommuniziere – und zwar mehr, als nur die klassischen Begrüßungsformeln und ein kurzes Kommentar zum aktuellen Wetterbefinden.

Aber ist damit der Aspekt des freiwilligen Zuwendens bereist erfüllt?

Ich denke, es ist ein kleiner Anfang.

Die viel größere Herausforderung steckt jedoch im „Leben miteinander teilen“.

Wie genau sieht das denn nun aus?

Hierfür braucht es die Bereitschaft, sich selbst zu öffnen. Und genau das passiert eben nicht bei einem kurzen Treffen auf dem Schulgelände oder beim Einkaufen. Wenn ich andere an meinem Leben Anteil haben lassen will bzw. wenn ich gerne an ihrem Leben Anteil nehmen würden, dann muss ich mir Zeit nehmen. Zeit zum Reden und vor allem zum Zuhören! Und ich muss immer und immer wieder auf mein Gegenüber zugehen – nicht einfach nur abwarten, ob oder wer da kommen mag.

Viele der oben beschriebenen Bekanntschaften bleiben allerdings auf diesem oberflächlichen Niveau stehen, weil ich mir eben nicht die Zeit für ein Treffen außerhalb der vorgegebenen Kontaktmomente – in diesem Fall die Schule – nehme. Genau da fängt Beziehungsarbeit an, die erste Weichenstellung für den tatsächlichen Beginn einer Freundschaft. Ich muss aktiv werden und selbst die Dinge in die Hand nehmen.

In diesen ganzen Prozessen stecke ich gefühlt dauerhaft drin und ich frage mich dabei immer wieder, ob mein Gegenüber überhaupt offen ist für eine Beziehung.

Ich beobachte die Menschen in meinem Umfeld und muss dabei vermehrt feststellen, dass viele so sehr in ihrem eigenen Leben und ihren Geschäften stecken, dass gar kein Platz und kein wirkliches Interesse vorhanden zu sein scheint.

Das wirft in mir die brennende Frage auf: Vermittle ich evt. genau so eine Haltung meinen Mitmenschen gegenüber? Man schaut sich selbst ja selten bewusst zu 😉

Bin ich vielleicht auch nur eine von diesen kleinen, bunten Seifenblasen, die wild durch die Luft tanzen und sich dabei selbst genug zu sein scheinen, die unabhängig und möglichst unnahbar bleiben wollen – denn sonst zerplatzt die schillernde Blase ja?!

 

FORTSETZUNG FOLGT…

* Alle kursiv geschriebenen Stellen stammen aus: Birgit Schilling: Fest im Glauben – stark im Leben. Geistlich reif werden

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