Hoffen im April

Mir scheint, als würde sich das Wetter der Corona-Lage im Land anpassen. Es gab sie, diese verheißungsvollen, kurzen Momente, in denen es sich doch fast schon nach Sommer angefühlt hat. Luftig, leicht, warm, wohlig, frei…

Sinkende Infektionszahlen, geöffnete Läden in der Einkaufsstraße, Kinder, die mit ihren Schulranzen durch die Innenstadt trotten… fast normaler Alltag?!

Und dann macht es wieder BUMM!

Ein Blick aus dem Fenster offenbart graue Wolkenmonster, die sich auf keine Form festlegen wollen und sich in ihrer Massivität selbst konstant zu übertreffen scheinen. Dazwischen tanzen unzählige Büsche und Bäume, die sich mit ihrem zarten Flaum an sanftem Grün und zierlichen Farbklecksen von weiß, über rosa und gelb trotzig in den Wind stellen. Es gibt schließlich mehr als nur grau und braun in diesen Tagen, denn eigentlich hat der Frühling bereits Einzug gehalten. Er macht nur nochmal ein bisschen Pause, oder?

Schließlich haben wir schon ohne Jacke, ja teils sogar in kurzer Hose (Joel) auf der Straße gespielt und uns an so viel Sonne und Wärme erfreut. Ein bisschen unwirklich war es dann doch. Ungewohnt auf alle Fälle. Und schön. Denn es tut so gut, wenn man wieder länger nach draußen gehen kann, wenn die Tage wieder so viel länger sind und man die Sonne tatsächlich auch spürt und nicht nur sieht.

Wenn ich so dem Schneetreiben zusehen, wenn der Garten sich plötzlich wieder in weiß gekleidet hat, wenn der Wind einem wieder ins Gesicht schneidet… gebe ich in so einem Augenblick den Glauben an den Frühling auf?

In manchen Momenten fühle ich es ganz deutlich, wie sich die nagende Ungewissheit exakt wie diese grauen Wolken verhält. Sie kommt plötzlich, massiv, dunkel und will auf einen Schlag alles vereinnahmen. Plötzlich gibt es nur noch diesen Ist-Zustand. Der Ausnahmezustand des Lockdowns – mit mehr oder weniger krassen Einschränkungen.

Ist das, was sich derzeit um uns herum abspielt, nur ein letztes, wildes Aufbäumen?

Bei den Schneestürmen, die uns gerade täglich heimsuchen, kann ich das mit ziemlicher Gewissheit behaupten. Der Frühling wird kommen! Der Frühling lässt sich von so ein bisschen kaltem Wind und wild tanzenden Schneeflocken nicht auf Dauer aufhalten. Der Frühling ist Zeit meines Lebens schließlich jedes Jahr gekommen – mal früher, mal später, und meist mit kurzweiligen Pausen, wie jetzt in diesem Moment. Aber er kam! Und ich habe für sein diesjähriges Kommen sogar etliche Zeugen an der Hand.

wunderschön, zart, verschwenderisch, intensiv, zauberhaft, lebendig

Gibt es eine vergleichbare Hoffnung auch bei der Corona-Frage?

Wird der Zeitpunkt kommen, wo wir endlich aufatmen und erleichtert zurückblicken können, weil das alles tatsächlich Geschichte ist? Abgeschlossene Geschichte wohlgemerkt. Sprichwörtlicher Schnee von gestern?

Keiner kann mit voller Gewissheit sagen, was das MORGEN bringt. Gerade deshalb will ich meinen Blick nicht an Zahlen, Fakten und diverse Vorhersagen heften. Selbst wenn all diese Dinge laut um meine Aufmerksamkeit ringen, können sie mir letztlich nicht das geben, wonach mein Herz sich sehnt.

Echte Hoffnung.

Vor ein paar Tagen habe ich während dem Kochen eine Predigt über das erste Wunder Jesu angehört. Seither bewegt mich die folgende Frage:

Zünde ich ein Licht an, auch wenn es noch so klein sein mag, oder bin ich nur darauf fokussiert, die Dunkelheit/Finsternis zu verfluchen?“

Ehrlich gesagt scheint es mir oft viel leichter zu fallen, über all das Schwere und Negative zu lamentieren, als mich bewusst dem Auftrag zu stellen, ein Licht anzuzünden (vgl. Die Bibel, Matthäus 5, 14-16). Dabei dürfen wir, die wir Jesus kennen und lieben, wirklich in jeder Situation Hoffnung haben und diese dann auch verbreiten.

Es braucht hoffnungsvolles und zuversichtliches Denken und Reden – jetzt, hier und heute!

Selbst ein winzig kleines Licht macht bereits einen spürbaren Unterschied.

Ein aufmunterndes Wort, ein Zuspruch per Sprachnachricht, ein kurzer Anruf, ein kleiner Blumengruß, ein herzliches Lächeln beim Einkauf, eine persönliche Postkarte, ein lustiger Alltagsschnappschuss, das Lieblingsessen, ein noch warmes Stück Kuchen, ein Link zu einem Herzenssong, jemandem die Vorfahrt schenken, …

Wir brauchen Hoffnung in unserem Alltag. Hoffnung ist für die Seele so lebensnotwendig, wie die Luft zum Atmen für unseren Körper.

Die letzten Tage haben es uns mehrfach vorgemacht, wie schnell der Sonnenschein vom Schneesturm vertrieben werden kann. Da gehe ich auf einen Sprung in den Keller, um eine Ladung Wäsche aus der Maschine zu holen und die nächste reinzupacken, und bis ich wieder oben ankomme, tanzen die Schneeflocken wie verrückt Samba vor meinen Augen.

Die Enttäuschung, Müdigkeit und manche Sorgen sind genauso real wie dieser Schnee und können einem zeitweise ordentlich die Sicht vernebeln. Sicherlich ist einiges berechtigt und keineswegs übertrieben. Außerdem hat mir der Grundsatz >Wer nicht hofft, kann immerhin nicht enttäuscht werden< schon oftmals gute Dienste getan. Aber man wird dann schnell als Pessimist abgestempelt.

Hoffen erfordert Mut… und gerade dafür fehlt vielen im Augenblick die Kraft. Mir auch oft genug.

Hoffnung im biblischen Sinn beinhaltet so viel mehr. Es geht dabei um meine innere Haltung und um die Frage, worauf ich meinen Blick richte. Schaffe ich es, auf Gott zu schauen und ihn auch dann zu erblicken, wenn der Schneesturm tobt?

Egal, was kommt und wo wir noch durch müssen, ich möchte auf unseren himmlischen Vater schauen in der Gewissheit, dass er überall gegenwärtig und von Grund auf gut ist. Und das ist kein billiger Optimismus, sondern die klare Perspektive: es gibt etwas Größeres und das Beste kommt noch!

DER FRÜHLING KOMMT – nur eben mit ein bisschen Verspätung 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.