Novembergrau

In diesem Jahr macht der November seinem Ruf alle Ehre und präsentiert ohne Zögern das volle Spektrum an Kalt, Nass und Grau. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass mir an vielen Tagen jegliches Zeitgefühl abhandengekommen ist. Der einfache Blick nach draußen gibt an diesem Punkt wirklich keinerlei Hilfestellung mehr.

Immerhin wurden die unzähligen Schattierungen an Grau an manchen Tagen für kurze, absolut beeindruckende Farbspektakel in den Morgen- und Abendstunden unterbrochen, welche mit aller Kraft versucht haben, etwas von diesem beeindruckenden Lichtzauber bis ins Innere der Häuser zu senden. Und hoffentlich auch in dein Herz?

Ja, wenn uns der November eines lehren kann, dann ist es die Kunst, in den kleinen Lichtspielen mitten im Alltagsgrau auftanken und kurz durchatmen zu können. Nur leider ist die Geschäftigkeit gerne mal so groß, dass wir diese kurzen Leuchtmomente gar nicht wahrnehmen.

Die Tage, an denen der Himmel klar und blau leuchtete und die Sonne in den wenigen Stunden ihres sichtbaren Laufes alles gegeben hat, um uns nochmals mit Wärme, Licht und bizarre Schatten zu beschenken, habe ich von Herzen begrüßt. Es gab nicht viele solcher Tage hier in unserer Gegend. Und leider hatten sie des Öfteren eisige Luft und schneidenden Wind im Handgepäck.

Gevatter Nebel ließ sich nicht lumpen und hat uns mit seinem feuchten Grau an so manchen Tagen jeglicher Sicht in die Weite beraubt. Ich sehe diesen einen Tag noch genau vor mir, der so freundlich und verheißungsvoll anfing und kurz nach dem Mittagessen, gerade als wir eine Runde nach draußen gehen wollten, machte er sich breit und bleib gleich mal für einige Zeit. Muss sich ja lohnen, wenn man in mühevoller Kleinstarbeit alles sorgsam eingehüllt hat.

So ein Spaziergang durch den Nebel hat durchaus seine reizvolle Seite. Dieser Beneblungseffekt mag auch ohne ätherische Öle wohltuende Wirkung für unsere Bronchien haben, so lange es nicht zu viel, zu lang und zu kalt ist. Denn dann schadet es eher. Aber für mich ist es vor allem dieses Gefühl von Eingepackt sein und diese Beschränkung auf mein unmittelbares Umfeld. Man fühlt sich ein bisschen, wie wenn man durch einen geschlossenen Raum läuft, da die gesamte Geräuschkulisse gedämpfter ist und jegliches Gefühl für Weite schlichtweg unterbunden wird.

Genau betrachtet ist nicht nur das Wetter, welches vielen Menschen im Moment als zu viel, zu schwer und zu undurchsichtig erscheint. Denn wir stehen leider erneut mittendrin im dichten Coronanebel. Und es gibt hierfür auch nach bald zwei Jahren noch keine zuverlässige Karte, die man dem Nebel zum Trotz nun hilfesuchend zu Rate ziehen könnte, um sich einen sicheren Weg hindurch zu bahnen.

Es ist eine Art mentale Last, die sich immer dichter auf uns alle legen und uns nicht nur die Freude am Leben, sondern regelrecht die Luft zum Atmen rauben möchte. Ich für meinen Teil achte deshalb darauf, dass sich nicht zu viel an Nachrichten und Prognosen über mir ergießen. Und ich will auch nicht, dass jedes Gespräch über kurz oder lang nur noch um dieses eine Thema kreist – auch wenn es derzeit leider so viel von unserem Alltag mitbestimmt und prägt. Genau deshalb ist es ja so schwierig, NICHT konstant darüber zu sprechen. Kleine Randnotiz: In manchen Fällen ist das auch der weisere Weg!

Für die Hälfte unserer Familie war der Start in den November eine ziemlich harte Bauchlandung, da wir am Tag zuvor noch bei knapp 30 Grad und stechender Sonne am Strand und im Meer gespielt hatten. Ich hoffe, dass ich von dieser besonderen Mini-Familienauszeit bald noch ausführlicher berichten kann. Aber dafür muss ich noch all die Bilder raussuchen… und das braucht Zeit.

Die erste Novemberwoche beschränkte uns aber nicht nur wegen dem ungemütlichen Wetter weitestgehend auf die Wohnung, denn unsere zwei Jüngsten mussten ihre Rückreisequarantäne von fünf Tagen einhalten. Interessiert hat es letztlich keinen und wir haben weder einen Brief von der Stadt noch einen Anruf von irgendeinem Amt erhalten. Ja, an diesen offiziellen Stellen herrscht seit Wochen konstante Überforderung.

Es waren zum Glück nur fünf Tage und genau genommen hat es nur Ben gestört, weil er nicht wie gewünscht mit Mama fortgehen konnte, wenn diese zwischendurch auch mal Einkäufe oder sonstige Besorgungen aushäusig zu erledigen hatte. Das fand er ziemlich doof.

Besuch von Carina mit Familie

Im November scheint nicht mehr viel Leben um uns herum zu pulsieren, denn man hört und sieht deutlich weniger Tiere, die meisten Bäume haben wenig bis gar nichts mehr vorzuweisen – mit Ausnahme der vielen leuchtenden Beeren an diversen Sträuchern – und die sommerliche Geschäftigkeit auf den Äckern bebt nur noch an wenigen Stellen nach.

In meinem Alltag ist diese Verlangsamung der Natur leider noch gar nicht angekommen. Und dabei genieße ich seit der zweiten Novemberwoche den besonderen Luxus, dass an den Vormittagen tatsächlich alle Kinder aus dem Haus sind!

Mein Mann hat die Kindergarteneingewöhnung mit Ben übernommen und war nach Tag 3 sichtlich gefrustet, da wirklich keinerlei Fortschritt zu verbuchen war. Ja, ich kenne das von den letzten Spielstube-Versuchen zu Genüge! An Tag 5 hat mein Gatte sich für die Hardcore-Variante entschieden und das brüllende Kind der Erzieherin auf den Arm gedrückt. Und tatsächlich hat sich Ben nach einiger Zeit eines Besseren besonnen und lieber gespielt als Aufstand geprobt.

Wir hatten in der zweiten Woche zwar an einigen Tagen in Folge hier Zuhause noch dicke Tränen am Morgen, weil das Kind partout nicht mehr in den Kindergarten gehen wollte. Daheim bei Mama ist seiner Ansicht nach einfach besser. Ich sehe das anders!

Ab Donnerstag ging es dann ohne Widerspruch am Morgen. Aber leider kam ausgerechnet an diesem Nachmittag die ungute Nachricht, dass seine Bezugserzieherin einen positiven Test hat. Für die kommenden Tage war also Abstand halten angesagt. Nicht innerhalb der Familie, denn das sehen wir tatsächlich als unsinnig an, besonders bei einem Kleinkind. Aber es gab keine Kontakte nach außen und wenn wir mit den Jungs vor der Haustüre unterwegs waren, dann wirklich nur unter uns.

Seine Schnelltests blieben zum Glück negativ und so konnte er am Montag nach einem offiziellen Test wieder in den Kindergarten gehen. Und es hat geklappt! Er betont seither zwar jeden Tag, dass seine S. immer noch krank ist, und schiebt den wichtigen Nachsatz hinterher, dass er aber trotzdem in den Kindergarten zum Spielen geht!

Gut macht er das, der kleine Kerl, der genau betrachtet gar nicht mehr so klein ist!

Allerdings kommt bei Ben seither wieder verstärkt seine anhängliche Seite zum Vorschein und klebt phasenweise regelrecht an mir… wie hier beim Kindertag unserer Gemeinde. Dieser Blick auf meinen Schoß ist ein gutes Abbild für meinen Alltag, wenn Ben daheim ist.

Ich habe die zarten Anfänge dieser kinderfreien Vormittage direkt am Schopf gepackt, und mich kopfüber in die Kiste mit den Adventskalenderutensilien gestürzt. Einiges hatte sich dort schon angesammelt, allem voran natürlich die 144 farbigen Stoffsäckchen und fünf Lichterketten. Nach ein paar Einkäufen vor Ort und gezielten Onlinebestellungen war der Berg an Säckchen schneller befüllt als erwartet.

Es folgte das Verschließen und Aufhängen, wobei Letzteres sich dann doch noch bis zum Monatsende hinziehen sollte. Aber immerhin hing ein Teil der Kalender tatsächlich schon Mitte November – das gab es bisher noch nie bei mir! Als Josia die bunten Säckchen in Joels Zimmer von der Decke hängen sah, machte er Freudensprünge und gab gleich zu verstehen, dass er dann ja auch wieder „schenke“ bekommt.

Der November brachte weitere Geburtstage in unserem Hausstand mit sich. Joels Festtag fiel auf das Ende unserer Herbstferien, weshalb er diesen ganz entspannt und vollständig im Schlafanzug genießen konnte. Und damit begrüßen wir nun ganz offiziell einen weiteren Teenager in unserer Familie.

Schon drei Tage später ging das Feiern im kleinen Kreis weiter. Am Abend davor haben wir gemeinsam ein kleines Windlicht als Geschenk fertiggestellt. Josias Farbwahl fiel ohne Zögern auf seine Lieblingsfarbe grün. Für seine große Freundin arbeitet er voller Sorgfalt und anschließend war er auf das Ergebnis sichtlich stolz.

Zwischendurch haben wir die neuen Mülltonnen mal genauer inspiziert. Sie eignen sich wirklich sehr gut zum Versteck- und Ballspiel.

Und wir haben das viele Grau um uns herum durch ein bisschen Farbe aufgehübscht.

Oftmals geht es für uns erst mit Einbruch der Dämmerung noch eine kurze Runde an die frische Luft. Zu dieser Jahreszeit bleibt eben nicht mehr so viel Nachmittag mit Tageslicht übrig. Aber die Jungs stört das nicht weiter – und das ist gut so!

An einem sonnigen Nachmittag bin ich mit Josia und Ben nach Stuttgart gefahren. Am Abend zuvor kam das AUS für den Weihnachtsmarkt und so wurde um uns herum bereits am Abbau gearbeitet. Ein trauriger Anblick. Dennoch gab es für die Kinder viele Dinge zu bestaunen. Wir standen eine Weile am Rand der kleinen Eisbahn und von dort aus ging es weiter zum Riesenrad.

Der Rückweg führte uns am See vorbei, wo uns Gänse, Enten und Schwäne ohne Scheu und voller Neugierde ins Auge geschaut haben. Vielleicht hatten sie auch nur die Hoffnung, dass etwas vom Essen der Jungs für sie abfallen könnte.

Natürlich wurden auch bei uns die ersten Plätzchen der Saison gebacken, welche innerhalb eines Wimpernschlages schon wieder vernascht waren. Also mussten wir vor dem 1. Advent ein zweites Mal aktiv werden. Und diesmal erfreuten wir uns der tatkräftigen Unterstützung von Seiten meiner Schwester und ihrer großen Tochter.

Nasya durfte, besser gesagt musste, am 26. November ihre Weisheitszähne lassen. Einen Umstand, dem sie mit großen Bedenken entgegengetreten ist. Und es kam dann auch recht heftig für sie. Ihre Backen wurden dick wie ein Ballon. Damit hätte sie wirklich jedem noch so verfressenen Hamster problemlos Konkurrenz gemacht. So ganz allmählich wird es besser, aber die Nahrungsaufnahme gestaltet sich bis dato mühsam.

Und schon ist er wieder da, der 1. Advent. Wir genießen die selbstgebackenen Plätzchen, Lebkuchen und Spekulatius, untermalt von den Klängen wohlvertrauter Weihnachtslieder. Anschließend geht es für uns noch eine kleine Runde durch die Dämmerung. Nur wenig später fällt tatsächlich der erste Schnee in dicken Flocken…

Ben und Josia bewunderten die Verwandlung der bekannten Umgebung von der Fensterbank aus, bevor es für sie ins Bett geht. Für uns Eltern ging es noch eine kleine Runde durch den jungfräulichen Schnee, der so wunderbar unter den Schuhen knisterte. Jedes Mal aufs Neue ein besonderer Zauber.

Für Ben und Josia wartete am nächsten Tag noch das bisschen Rest an Schnee. Und es fiel vereinzelt noch ein bisschen Neuschnee. Wirklich viel blieb davon leider nicht liegen.

Obwohl die C-Ampel für uns schon einige Male orange gezeigt hat, sprang sie letztlich doch nie auf rot! Ein Grund zum Danken, nicht wahr. Ben hat die kritische Zeit inzwischen hinter sich, und Josia ebenfalls, denn bei ihm kam in der vergangenen Woche die Nachricht, dass ein Kind aus seiner Klasse positiv getestet wurde. In unserem unmittelbaren Bekanntenkreis nehmen die „Einschläge“ sichtlich zu. So sind es in diesem Monat bereits drei Familien, die Corona hatten bzw. noch haben.

Ganz gesund sind wir aber trotzdem nicht. Vor allem Ben und Josia kämpfen seit einigen Wochen immer wieder mit Husten und Schnupfen, weshalb wir vereinzelt unruhige Nächte hatten und zu gewissen Hilfsmitteln gegriffen haben.

Nun freuen wir uns auf den Advent… nicht nur, wegen der Kalender und all den Leckereien.

Ein Kommentar

  1. DAnke….danke…. wie wunderbar du immer berichtest!

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