Zum Jahreswechsel

Es gibt Neuanfänge, die uns von außen her vorgeschrieben werden, wie z.B. der Beginn eines neuen Jahres aufgrund unserer Zeitrechnung. Und so sitze ich an unserem Esstisch, vor mit liegen zwei neue und zwei alte Kalender, und ich trage fleißig unsere Ferienzeiten, die Geburtstage sowie bereits bekannte Termine darin ein. Das ist in der Tat eine jährlich wiederkehrende Tätigkeit meinerseits, denn trotz digitalem Kalender pflege ich diese altmodischen Dinger mit gewisser Sorgfalt.

So ein Jahreswechsel wird liebend gerne von einer Vielfalt an Gedanken und Gefühlen begleitet. Früher war davon auch bei mir deutlich mehr zu spüren und ich habe mir durchaus mehr Zeit dafür eingeräumt, in den Tagen „zwischen den Jahren“ Rückblick und Ausschau zu halten. Dabei habe ich meinen vollgeschriebenen Kalender studiert und gestaunt, was bei uns so alles los war, was ich bzw. wir erlebt haben und wie reich sich das zurückliegende Jahr bei genauerer Betrachtung präsentiert.

Aber seit vielen Jahren kommt dieses Innehalten absolut zu kurz bei mir – und zwar nicht nur rund um den Jahreswechsel, sondern so ganz grundsätzlich. Schließlich könnte man so eine „Pause“ auch zu einem anderen Zeitpunkt einbauen.

In unserer Familie pausieren die alltäglichen Verpflichtungen in den Tagen nach Weihnachten nicht automatisch, auch wenn ich ganz bewusst vieles im Haushalt liegen lasse und somit sehr wohl ein paar Gänge runterschalte. Aber die Bedürfnisse kleiner und klein gebliebener Kinder lassen sich nicht per Knopfdruck in den Pausemodus stellen, und wenn Schule und Kindergarten zu sind, obliegt die Aufsicht – und häufig leider auch die Beschäftigungspflicht – ausschließlich uns. Unter diesen Bedingungen müssen Ruhe und freie Zeiten ganz gezielt gesucht werden.

Mir persönlich fällt es schwer, so eine Reflexionszeit einfach irgendwie reinzuquetschen, nur um der Sache willen. Natürlich weiß ich, dass es gut tut, wenn ich mir diese Zeit nehme und bewusst anhalte, zurückschaue, nachsinne, mich erinnere und an dem erfreue, was ich erlebt habe, nebenbei zu entdecken, wofür ich dankbar bin und auch zu schauen, was ich innerlich noch loslassen und vertrauensvoll in Gottes väterliche Hand legen sollte. Diesbezüglich habe ich wirklich keinerlei Zweifel.

Aber das Bewusstsein dafür bringt leider nicht automatisch die Zeit dafür im Schlepptau mit sich.

In diesem Jahr habe ich es tatsächlich „einfach so dazwischen geschoben“, so wie ich das bei vielen Dingen schon seit längerem mache, weil es oft der einzige Weg ist, wie ich überhaupt Dinge erledigt bekomme. Es war zwar kein richtig tiefes Eintauchen, aber immerhin konnte ich meinen Kalender durchgehen, mir einiges zur besseren Übersicht mehrfarbig auf einem Blatt notieren und im Zuge dessen ein grobes Gefühl dafür entwickeln, was und wie 2022 für mich war.

Einiges davon hat es sogar schon auf den Blog geschafft, vieles aber nicht! Und so setzt sich der Trend weiter fort, dass die Lücken auf den Blog kontinuierlich größer werden, mein Entwürfeordner in alle Richtungen mutiert und der Sumpf des Vergessens unermüdlich um sich greift. Aber vermutlich stresst das nur mich…

Und jetzt noch ein paar Blitzlichter aus unserem 2022:

Da gab es diese zwei schönen Urlaube mit der kompletten Familie, was wirklich keine Selbstverständlichkeit mehr ist, da die Teenager inzwischen in der Mehrzahl sind. Und ja, sie wollten ALLE ganz freiwillig mit ans Meer!

Mallorca im Juni

Über Pfingsten hatten wir definitiv mehr vom Meer als in den Sommerferien, was nicht nur am jeweiligen Meer, sondern auch an den dazugehörigen Außenbedingungen lag. Dennoch waren beide Reisen sehr schön, eindrücklich und abwechslungsreich und wir sind dankbar, dass wir sie machen konnten.

Alle weiteren Kurzreisen, die es übers Jahr hinweg gab, fanden in reduzierter Besatzung statt. Zwei Mal waren wir sogar nur mit den zwei Jüngsten unterwegs, und für einen Tripp hatten wir das Wohnmobil meiner Schwester, womit für Ben und Josia ein absoluter Traum wahr wurde.

Es war definitiv das Jahr der internen Umzüge hier bei uns, wobei Joel die meisten davon auf sein Konto verbuchen kann. Er ist insgesamt drei Mal innerhalb des Hauses umgesiedelt und genießt es sehr, dass er endlich ein eigenes Zimmer hat. Drei weitere Kinder haben im Zuge der häuslichen Umstrukturierungen ihr Zimmer gewechselt bzw. erstmalig ein eigenes Zimmer bekommen. Nun teilen lediglich die zwei Jüngsten ihr Reich und das klappt die meiste Zeit gut.

Durch die Übernahme der Projektleitung war Ha-Di in diesem Jahr überdurchschnittlich oft auf Sansibar, nämlich stolze sechs Mal! Eine richtige Aufenthaltsgenehmigung hätte sich da auf jeden Fall gelohnt, den er verbrachte insgesamt 80 Tage in seiner Zweitheimat. Naja, wenn man die jeweiligen Reisetage abzieht, bleiben vermutlich knapp siebzig oder so übrig. Für uns hier daheim zählt aber stets die Zeit, wo er weg ist.

Leider war es damit nicht getan, denn es gab noch diverse Schulungen, Unterrichtsblöcke, Konferenzen und Leitertreffen in und um Deutschland herum. Auf dieses Konto verbuchte Ha-Di bis zum Jahresende 26 weitere Reisetage/nächte. Auch hier zähle ich nur das, was mit Übernachtungen einhergeht. Unterrichtet hat er nämlich deutlich mehr, aber glücklicherweise findet einiges davon in der näheren Umgebung statt, so dass es nur Tagestrips sind.

Im April fegte die Corona-Welle durch unsere Familie, und riss alle Kinder mit sich, weshalb Ha-Di und Romy ihre Sansibarreise nach hinten schieben mussten. Ähnlich umfangreich entpuppte sich ein grippaler Infekt in der Adventszeit, dem wir nach und nach alle erlegen sind und der uns mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen für Tage auf die Couch verbannt hat.

Dann wären da noch einige „ersten Male“, die wir in diesem Jahr erlebt haben und die ich hier kurz benennen möchte.

Im Frühsommer haben wir unsere erste Abiturientin gefeiert und damit die Anzahl der Schulkinder in unserem Haus auf vier reduziert. Einige Monate später hat unsere Erstgeborene dann auch das Nest verlassen – zumindest für den Moment ist sie ausgeflogen. Da bisher noch unklar ist, was Nasya nach ihrer Zeit bei Gospeltribe in Karlsruhe machen wird, kann sich diese Tatsache ab Sommer auch wieder ändern.

Überhaupt hat sich unser Hausstand in diesem Jahr spürbar reduziert, denn wir leben erstmals seit unserer Rückkehr aus Sansibar vor sechs Jahren nur unter uns und nicht mit erweiterter Familie.

Dann hat unsere erste Nichte im August geheiratet und damit ist auch für uns eine neue Phase angebrochen. Es wurden schon Wetten abgeschlossen, wer aus dieser Generation als nächstes vor dem Traualtar stehen wird. Noch zeichnet sich nichts ab, aber das kann sich bekanntlich überraschend schnell ändern.

Außerdem waren wir alle zum ersten Mal auf Mallorca – und es hat uns wirklich gut gefallen auf dieser vielseitigen Mittelmeerinsel. Irgendwann gibt es vermutlich noch ein paar bildhafte Einblicke über unsere schöne und abwechslungsreiche Zeit dort. Im Hintergrund wird daran schon gearbeitet.

Und dann gab es da noch dreierlei Adonia-Camps, die für die Mehrzahl unserer Kinder ein erstes und nur für Nasya ein letztes Mal darstellten – außer sie wird irgendwann als Mitarbeiterin dabei sein. Ben, Josia und ich haben letztlich die gleiche Geschichte in unterschiedlicher Besetzung drei Mal gesehen.

Josia und Nasya hatten ihr erstes Ditziput; zwei Wochen leben und arbeiten in der Spielstadt während der Sommerferien. Zeitgleich waren Joel und Annelie auf ihrem ersten Bundescamp von den Royal Rangers. Und vier von uns haben es endlich geschafft beim berühmten Down Syndrom Sportlerfestival dabei zu sein.

Ich finde es erstaunlich, wie immer wieder neue Menschen in unser Leben purzeln. Es ist längst nicht mehr so extrem, wie das in unserer Zeit auf Sansibar der Fall war, wo die Konstanten definitiv die Ausnahme und nicht die Regel waren. Es ist schön, dass diese Bewegung in überschaubarer Form weiterhin zu unserem Leben dazu gehört, da ich es als spannend und bereichernd empfinde.

Und so habe ich in diesem Jahr unter anderem zwei neue Freundinnen dazugewonnen, die ich beide sehr schätze. Außerdem habe ich es endlich geschafft, meine Schulfreundin seit vielen Jahren mal wieder zu treffen – und das sogar zwei Mal!

Aber es gibt auch manche Herausforderung, die ich mit ins neue Jahr nehme. Und wo ich zu Beginn des Jahres nur eine sogenannte „Großbaustelle“ hatte, sind es inzwischen drei geworden, die mich und uns als Paar in schwankender Intensität begleiten. Eine davon betrifft unsere Gemeinde, die seit den Sommerferien eine vielschichtige und grundlegende Krise durchlebt und wo bislang nicht absehbar ist, wann und wie die Sache enden bzw. wohin sie uns führen wird.

Das Leben ist generell sehr facettenreich und komplex, ebenso wie die Probleme, die damit zeitweise einhergehen. Und dann ist es eben nicht damit getan, dass man das vermeintliche Ende des Wollknäuels gefunden hat. Denn wenn alles total durcheinander und ineinander verwurschtelt ist, macht man mit ziehen alles nur noch schlimmer.

„Warum schaust du das Problem an, statt im Problem das Potential zu sehen, wo der Geist Gottes in die was Neues bewegen kann?“ Zitat von Leo Bigger

Darin übe ich mich dann mal…

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