Von endlosen Treppen in alten Gemäuern, tanzenden Schneeflocken und einer Therapeutin auf vier Hufen

Nachdem Josia bei den ersten Reisen des Jahres leider nicht berücksichtigt werden konnte, so wurde sein Wunsch Anfang März endlich wahr und er durfte tatsächlich seinen Koffer packen. In diesem Jahr fiel der Unterricht auf Schloss Klaus zwar nicht in unsere Schulferien, aber dank Reittherapie konnten wir Ha-Di dennoch begleiten. Die Freistellung vom Unterricht ging leichter als erwartet und die Freude bei Josia war riesig. Er redete in den Wochen davor immer wieder davon, dass er zum „Turm“ fahren möchte. Und Joel zog währenddessen zu einem seiner Freunde, wo er herzlich aufgenommen wurde.

Irgendwann war alles im Auto verstaut und das Haus so weit in Ordnung gebracht, dass wir unsere Reise nach Österreich antreten konnten. Überraschenderweise war an diesem Samstag relativ viel Verkehr und wir mussten sogar ein bisschen Stau umfahren. Aber alles in allem verlief die Fahrt gut. Wir haben auf Wunsch von Josia beim goldenen M unser Mittagessen abgeholt. Ben war allerdings kaum zum Essen zu bewegen und hing die meiste Zeit der Fahrt für mein Empfinden etwas zu sehr in der Kurve, so dass ich mir schon ein bisschen Sorgen um seinen Gesundheitszustand machte. Zum Glück blieben sie haltlos.

Die Freude wurde lautstark kundgetan, als unser Zielobjekt endlich in unser aller Blickfeld rückte. Und kaum hatten wir die engen Kurven der letzten Meter bezwungen, sprang Josia auch schon euphorisch aus dem Auto. Stück für Stück purzelten nebst der Kinder Kisten, Taschen, Schlitten, Körbe, Kissen und sonstiger Krimskrams aus unserem Auto und füllte den ersten Treppenabsatz.

Und dann wurde alles fachmännisch sortiert und umverstaut, so dass wir möglichst viel Gepäck auf jedes Familienmitglied verteilen konnten. Natürlich nur so viel, wie das jeweilige Menschlein zusätzlich zu seiner eigenen Person die ersten 60plus Stufen bis zum Eingang ins Schloss hochtragen konnte. Mit Sicherheit kein seltener Anblick für jene, die hier regelmäßig ein uns aus gehen. Für uns bleibt es zum Glück der Ausnahmezustand.

Diese vielen Treppen…

Ein Teil, leider nur ein kleiner, blieb direkt in der großen Garderobe. Und den Rest musste wir weitere drei Stockwerke noch oben schleppen. Wir hatten es bei früheren Aufenthalten auch schon weiter, sagen wir mal so. Unser Zimmer hatten wir schnell bezogen und dann ging es auch schon zum Abendessen.

Die erste Nacht war äußerst unruhig und Josia lag zeitweise vor seinem Bett oder saß in der anderen Ecke des Zimmers unterm Tisch. Ab dann wurde es allmählich besser, aber so richtig gut und ausreichend erholsam war für mich leider keine der sechs Nächte.

Unser Aufenthalt begann mit einem freien Sonntag. So ging es für uns nach dem Frühstück Richtung Hinterstoder, wo wir uns auf die Suche nach Schnee begaben. Auf der Mittelstation fanden wir tatsächlich noch ausreichend davon und konnten in den folgenden Stunden das wunderschöne Wetter, die tolle Aussicht und vor allem die flotte Abfahrt genießen. Wir haben uns an diesem Vormittag sogar einen leichten Sonnenbrand geholt – denn die Sonnencreme hatte ich tatsächlich daheim vergessen; dabei hätten wir sie gut gebrauchen können!

Müde, hungrig und zufrieden ging es zurück zum Schloss und wir kamen passend zum Mittagessen an. Am Nachmittag verließen wir nach einer kleinen Pause – wir Alten waren ja extrem übernächtig – erneut das Schloss, um zum Spielplatz am Stausee zu gehen. Ben wollte unbedingt wieder Steine ins Wasser werfen, so wie wir das bei unserem letzten Besuch an diesem Ort getan hatten.

Der Sonntag endet dann mit der erschreckenden Erkenntnis, dass die für die Woche gebuchte Reittherapie für Josia nicht 40 Minuten, sondern 2,5 Stunden von uns entfernt lag. Ich habe mich nach der Rückkehr vom See direkt an meinen Computer gesetzt, um Klarheit in diesen unguten Verdacht zu bringen. Nach etwas google und dem genauen betrachten meiner Korrespondenz zeichnete sich ab, dass sich mein Verdacht leider bestätigt.

Am kommenden Morgen konnte ich glücklicherweise mit der Frau vom Hof telefonieren und es kam heraus, dass der Hof wohl vor geraumer Zeit umgezogen ist und der Standort, den ich damals über Google ausfindig gemacht hatte, gar nicht mehr existent ist. Tja, leider ging das nicht aus der Internetseite hervor. Und da ich selbst nicht aus der Gegend hier komme, waren mir die Ortsnamen natürlich nicht so vertraut, dass ich dies direkt bemerkt hätte.

Immerhin konnte ich mit der Frau die Sache gut klären und die gebuchte Therapie problemlos absagen, die wir eigentlich an diesem Nachmittag begonnen hätten. Zeitgleich haben wir das Netz nach Alternativen durchkämmt, sind am selben Nachmittag noch einem Hof im Nachbarort angefahren und konnten zwischen Hosenkauf – mein Mann hatte leider nur ein Exemplar dabei; aber das ist eine andere Geschichte – und Bob-Erwerb tatsächlich noch eine nette junge Dame anklingeln, bei welcher wir bereits am kommenden Vormittag zur Therapie vorbeikommen konnte. Es war zwar leider immer noch über 1 Stunde einfache Wegstrecke und fast 100km, aber wir waren so dankbar, so kurzfristig überhaupt etwas gefunden zu haben.

Und so ging es für die Jungs und mich am Dienstag direkt nach dem Frühstück los Richtung Islandhof. Das Navi hat uns gut geleitet und die Jungs haben sich während der Fahrt mit Bilderbüchern, Stickern und Hörspiel gut beschäftigt. Kaum hatten wir das Ziel erreicht, tauchte Josia in das Reich der gutherzigen Vierbeiner ein. Er war so glücklich! Vollkommen natürlich, selbstsicher und mutig hat er dann gemeinsam mit der Therapeutin und seinem Bruder die Dame Otta fürs Reiten vorbereitet. Und ja, er kennt sich schon recht gut aus in dieser Thematik.

Ben und ich haben vom Zuschauerbereich aus zugesehen, wie Josia die verschiedensten Aufgaben mit viel Geschick und Engagement angegangen ist. Auf seinem Gesicht weilte durchweg ein Strahlen. Und als die Zeit rum war, bekam Otta ihre wohlverdiente Stärkung und für uns ging´s nach einer Runde Händewaschen zurück zum Auto. Allerdings hat Josia unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er sein Pferd bitte mitnehmen möchte. Er hat sofort die Anhängerkupplung am Auto ausgeklappt und auf einen Pferdeanhänger gezeigt. Spricht also nichts mehr dagegen, dass seine neue Freundin mit uns zum „Turm“ fährt.

Nach Mittagessen und kurzer Pause ging es erneut hoch auf den Berg. Diesmal war das Wetter allerdings nicht so freundlich gesonnen und der Schnee auch mehr Matsch und Iii als flott und schön. Außerdem standen zu unserer Überraschung an beiden Hügeln, wo wir sonst überwiegend gerodelt sind, Schilder für Rodelverbot! Bis zur letzten Gondelabfahrt verblieb nur noch weniger als eine Stunde, und dementsprechend war der Zustrom der Skifahrer. Ganze Schulklassen machten sich auf den Heimweg und die Abfahrt, also die Hügel, wo wir gerne rodeln wollten, wurden eigentlich nicht mehr von ihnen genutzt.

Nach einer Weile des stummen Beobachtens der bunten Schar, hat sich HaDi auf die Suche nach einem Steckenwart gemacht, um nachzufragen, ob man hier denn inzwischen wieder rodeln darf oder wo man alternativ hingehen könnte. Wenig später kam er wieder mit der Erlaubnis. Und so haben wir uns den Schildern zum Trotz dem Rodeln zugewandt. Es war allerdings eine recht feuchte Angelegenheit an diesem Nachmittag.

Wenig später kam einer der Streckenwarts mit seinem Schneemobil vorbei. Die Männer kamen ins Gespräch und es dauerte nicht lange, da zischte mein Mann mit dem Ding davon. Dann wollten die Jungs natürlich auch mitfahren. Dieses Angebot hatten sie zwar schon beim ersten Gespräch bekommen… aber da saß ja nicht der Papa auf dem feurigen Teil. Und so drehte HaDi zwei weitere Runden, erst eine mit Ben und dann noch mit Josia. Nur ich kam nicht mehr in den Genuss dieses besonderen Fahrerlebnisses.

Für Mittwoch hatten wir eine weitere Stunde Reittherapie gebucht. Aber leider kamen wir an diesem Morgen nicht sehr weit, denn wir steckten nach 20 Minuten Fahrt in einer Vollsperrung fest. Die Jungs nahmen es gelassen und als es länger dauerte, turnten sie durchs Auto, weil es im Sitz natürlich zu langweilig wurde. Ich hingegen saß auf heißen Kohlen, da ich keine Telefonnummer von der Therapeutin hatte, denn diese steckte im Handy meines Mannes und der wiederrum war am Unterreichten, also eher nicht zu erreichen. Als die Zeit weiter fortschritt und sich nichts bewegte, habe ich Google befragt und auf diesem Weg immerhin den Reiterhof ausfindig machen können. Und kurz darauf meldet sich auch mein Mann und schickte mir die Nummer.

Wir haben unseren Termin auf Freitag verschoben, denn am Donnerstag hatte sie vormittags leider nichts mehr frei. Als wir nach 45 Minuten endlich weiterfahren konnten – ein LKW war im Tunnel liegen geblieben -, habe ich ihr kurz angerufen und gefragt, ob wir eventuell jetzt noch kommen könnten. Wäre dann zwar eine Stunde später als geplant, aber wir hatten ja schon gut die Hälfte an km hinter uns und der Freitag war eigentlich fürs Packen reserviert gewesen. Sie hatte Zeit und so konnten wir die Fahrt fortsetzen.

Josia hat wieder super mitgemacht. Und da er vor Ablauf seiner Zeit von sich aus fertig war, durfte Ben noch ein paar Runden drehen, unter Anleitung von Josia, was beiden sichtlich Freude bereitet hat.

Wir verpassten an diesem Tag leider das Mittagessen, aber HaDi hatte für uns etwas zurück behalten und wir aßen direkt nach unserer Rückkehr. Dann wieder Pause und zum Spätnachmittag sind wir gemeinsam mit ein paar Leuten aus der Bibelschulklasse zur kleinen Kirche gegenüber marschiert.

Im Lauf der Zeit entwickelte sich die feste Routine, dass wir entweder vor oder unmittelbar nach dem Abendessen noch ein paar Runden Kickern mussten. Die Teams wurden dabei durchgewechselt; einmal wollten die beiden Jungs sogar zusammen gegen uns Eltern antreten, ein Matsch, das schnell beendet war. Und an den letzten zwei Tagen wurden die neuen „Freundinnen“ der Jungs als Teamkollegen berufen, so dass uns Eltern teils nur die Zuschauertribüne blieb.

Am Donnerstagnachmittag fuhren wir ein letztes Mal auf den Berg, der sich diesmal in frischem Weiß präsentierte. Wir waren sehr dankbar, dass wir es ohne Schneeketten geschafft haben.

Bei unserer Ankunft schneite es noch und die Wolken hingen wirklich tief. Aber nach und nach klarte der Himmel auf und es sah wunderschön aus! Die Jungs haben den Neuschnee total gefeiert. Vor allem Ben war sehr damit beschäftigt, diesen zu kosten und Schneebälle zu machen. Rodeln war durch den Niederschlag etwas anstrengend, da man kaum die Augen aufmachen konnte. Aber die letzte Stunde blieb es trocken, so dass wir unter besten Bedingungen über die verlassenen Pisten rodeln konnten. Nebenbei beobachteten wir die riesigen Pistenraupen bei ihrer Arbeit.

Freitag war unser Pack-Tag, was glücklicherweise schnell erledigt war. Und dann wollten die Jungs unbedingt nochmal in Spielzimmer. Wegen Gruppenarbeiten der laufenden Konfis-Freizeit mussten wir leider zwei Mal das Spielzimmer für einige Zeit verlassen. Aber wir haben das Beste daraus gemacht und die Jungs kamen dennoch auf ihre Kosten. Es blieb sogar noch Zeit, um eine kleine Runde auf den Spielplatz zu gehen. Auf dem Weg dorthin haben wir schon den ersten Schwung unseres Gepäcks nach unten getragen.

Nach dem Mittagessen beluden wir unser Auto und verabschiedeten uns. Die Zeit verging wie gewohnt viel zu schnell und wir wären sehr gerne länger geblieben, aber für Samstag stand schon einiges im Terminkalender, weshalb wir uns für die unmittelbare Abreise nach Unterrichtsende entschieden hatten.

Hoffentlich sehen wir uns im kommenden Frühjahr wieder!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.