Alles ganz natürlich

Heute war für uns einer dieser Sansibar-Bucket-List-Tage. Ehrlich gesagt haben wir diese Liste bisher noch gar nicht geschrieben und ganz zutreffend ist dieser Begriff wohl auch nicht. In Gesprächen mit den Kindern haben wir nach und nach zusammengetragen, was wir gerne noch machen würden, bevor wir unsere Heimat verlassen. Ja, vermutlich wäre es ganz sinnvoll, wenn wir diese Dinge tatsächlich in Form einer Liste zu Papier bringen würden. Nicht, dass wir am Ende doch noch was wichtiges vergessen…?!

Es gibt hier eine kleine Insel, die zu einem Wasser-Nationalpark gehört und eine kleine Eco-Lodge beherbergt. Wir haben schon viel darüber gehört, manches im Internet gesehen und sind auch schon unzählige Male mit der Fähre an dieser Insel vorbei gefahren. Dennoch haben wir es bisher noch nie AUF die Insel geschafft. Ist ehrlich gesagt auch nicht ganz billig.

Kosten hin oder her. Jeder, der schon mal dort war, hat davon geschwärmt. Und da wir uns momentan schon in der Nebensaison beginnen – Regenzeit lässt grüßen – gibt es das Ganze auch für etwas weniger als sonst. Also haben wir uns für einen Tagesausflug angemeldet.

Gegen halb zehn sind wir in Richtung Hotel aufgebrochen, von wo aus das Boot abfährt. Wir mussten uns noch ein wenig gedulden. Gab auch noch ein paar Registrierungsbögen zum Ausfüllen für uns. Und dann ging es auch schon durchs Watt zum Boot. Wir hatten eine gute Überfahrt, allerdings war der Himmel nicht all zu freundlich gesinnt.

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Als wir nach einer dreiviertel Stunde ankamen, mussten wir erst noch eine gefühlte Ewigkeit über Sand, Matsch und ehemalige Korallen laufen – es war natürlich noch immer Ebbe. Auf dem Weg gab´s schon einiges zu entdecken, unter anderem gebleichte Korallen. So schlimm wie in diesem Jahr war es schon seit Jahrzehnten nicht mehr mit diesem absolut krassen Phänomen. Dieser Sommer war eindeutig viel zu heiß!!! Und das nicht nur für uns Menschen…

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Auf der Insel wurden wir dann zu unserem Zimmer gebracht. Auch als Tagesgast bekommt man hier eine kleine Hütte, die durch und durch ökologisch konzipiert ist. Wir haben also erst mal eine Einführung bekommen, damit wir auch wissen, wie man sich hier richtig verhält und wo man was findet.

Das gesamte Wasser wird über Regen gewonnen. Die kleinen Hütten stehen alle auf einem eigenen Vorratstank, welcher vom Dach gespeist wird. Mit Hilfe einer Handpumpe gelangt das Wasser dann noch oben in einen Hochtank., wo über Solar auch warmes Wasser hergestellt wird. Somit steht jedem Haus fließend warmes und kaltes Wasser zum Duschen und Händewaschen zur Verfügung. Ein Klo gibt es auch, allerdings in Form einer Kompostier-Toilette. Also kein Wasser, sondern nur Dreck zum Abdecken. Sehr gewöhnungsbedürftig – meinem Empfinden nach. Und man sollte einfach den Blick ins Loch vermeiden; außer man steht auf all das Getier, was da so rumkrabbelt. Ich bin immer noch kein Freund von Kakerlaken!

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Die Kinder waren ganz angetan und wären gerne über Nacht geblieben, da sie die Betten sehr einladend fanden. Aber kaum war unsere Hauseinführung vorbei, entdeckten die Kinder eine Schlange! Die Aufregung war groß und Romy ließ sofort verlauten: „Also ich will lieber doch nicht hier schlafen, wenn da eine Schlange in unserem Zimmer wohnt!“ Ja, wer weiß, was dann erst bei Nacht durchs Zimmer kriecht, krabbelt und fliegt…

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Viel Zeit blieb uns nicht im trauten Häuschen, da für 12 Uhr der Termin fürs Schnorcheln anstand. Das ist immer abhängig von den Gezeiten, da die beste Zeit genau zwischen Hoch- und Niedrigwasser liegt. Wir sind also zurück zum Boot, welches uns bis zur Riffkante gebracht hat. Von dort aus ging es ins Wasser, wo wir uns mit der Strömung treiben lassen konnten. Außer unserer Familie war nur noch der Guide dabei.

Wir hatten von Anfang an eine unruhige See. Aber kaum waren wir im Wasser wurde das mit den Wellen zunehmend mehr. Und irgendwann kam sogar noch der Regen dazu! Es war umso erstaunlicher, dass alle Kinder trotz der ungünstigen Wetterlage voll bei der Sache waren. Da gab es lange Zeit keinerlei Anzeichen von Müdigkeit, Unterkühlung oder Unlust. Nur Joel wollte irgendwann zurück ins Boot, da es ihm zu kalt wurde.

Ich hab in den Gewässern rund um Sansibar bisher noch nie so viele und auch so große Fische gesehen. Die Korallen waren stellenweise unbeschreiblich schön. Vor allem waren es so viele – ein echtes Meer an Korallen. Nur diese Bleiche war irritierend; zu unnatürlich grell…

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Wie wunderschön muss es hier sein, wenn die Korallen ihre natürliche Farbe haben, das Meer ruhig und klar ist und dazu noch die Sonne scheint? Denn bei diesem trüben Wetter war die Sicht unter Wasser nicht die beste – und dennoch war es total schön!

Irgendwann haben wir Joel wieder zu uns ins Meer geholt, da er bibbernd, zitternd und weinend im Boot saß. Der Regen obendrauf. Da war es im Wasser wesentlich wärmer und geschützter. Aber schon kurz darauf war die Zeit für uns alle um und wir mussten zurück an Bord. Ich war sehr dankbar, dass die Fahrt zurück nicht zu lange war. Wind, Regen und Wellen – die Wellen waren dabei noch das Beste, denn manche haben uns mit warmem Wasser aus dem Meer bespritzt.

Entspannend konnte ich erst wieder, als ich trockene Kleider an hatte. Die Kinder haben sich teils noch kurz abgeduscht und ebenfalls umgezogen. Und wir blieben sogar trocken, da der Regen endlich gestoppt hatte. Windig war es weiterhin.

Es gab ein leckeres Essen mit schöner Aussicht und anschließend haben wir eine Weile dem wilden Spiel der Wellen zugeschaut.

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Am Nachmittag sind wir noch über eine Stunde auf kleinen Pfaden durch den „Wald“ gewandert. Wir haben einige interessante Pflanzen kennengelernt und nebenbei unzählig viele Einsiedlerkrebse getroffen. Annelie hat dann Staffellauf mit ihnen gespielt: einen Krebs aufnehmen und so lange mit sich tragen, bis man den nächsten auf dem Weg findet und ihn gegen diesen eintauschen kann. Eins steht fest: auf dieser Insel herrscht absolute „Wohnungsnot“, denn wir haben kein einziges Muschel- oder Schneckengehäuse gefunden, welche leer war. Dann haben wir noch einige Krebse gesehen, die ganz dringend ein größeres Zuhause benötigen. Aber vermutlich finden sie einfach keins mehr!

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Annelie hat während unserer kleinen Wanderung zwei sehr zutreffende Aussagen gemacht: „Es gibt hier noch so viele, schöne, große Muscheln, weil man die nicht sammeln und mitnehmen darf!“ und „Es gibt hier glaub so viele Einsiedlerkrebse weil man keine Muscheln sammeln darf.“ Ja, sammeln ist hier ausdrücklich verboten, denn es ist wie gesagt ein Naturreservat und absolutes Schutzgebiet.

Außerdem leben hier noch die großen Kokosnusskrabben und an einer Stelle mit Fledermäusen kamen wir später auch noch vorbei. Diese Tiere machen eine unbeschreiblichen Lärm!

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Leider ist der Leuchtturm momentan nicht begehbar, da die Renovierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Das hat uns alle ein bisschen traurig gestimmt, denn wir wollten endlich mal auf einen Leuchtturm steigen und die wunderbare Aussicht genießen!

Wir haben noch einige versteinerte Mördermuscheln entdeckt, teils zerbrochen, teils noch ganz. Die Versteinerungen hatten tüchtig Gewicht…

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Nach dem Marsch blieb uns nur noch wenig Zeit. Wir haben nochmals unsere tolle Hütte aufgesucht und wenigstens von dort aus die Aussicht genossen. Die putzige Moschee, die wie der Leuchtturm bereits über 100 Jahre alt ist, haben wir auch noch in Augenschein genommen.

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Dann ging es auch schon wieder zum Boot und zurück nach Sansibar. Das Meer hatte inzwischen seinen höchsten Pegel erreicht und lief buchstäblich über. Vom Steg war kaum noch was zu sehen.

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Josia musste den Tag leider bei unserer Haushaltshilfe verbringen. Aber mit ihm hätten wäre dieser Ausflug nur schwer möglich gewesen bzw. dann hätte einer von uns bei den meisten Aktivitäten gar nicht mitmachen können. Die Kinder waren voller Vorfreude auf ihren Bruder und wollten ihn alle sofort in den Arm schließen und drücken. Er war dafür natürlich sofort zu haben!

Ein Kommentar

  1. das hört sich ja genial an! Wir haben es leider nie geschafft! 🙁
    Es freut uns sehr, dass ihr dieses kleine Paradies noch sehen konntet.

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