Der heilige Monat

Die Fastenzeit hat begonnen. Gestern Abend war dies nicht zu überhören. Stundenlang war die Umgebung erfüllt von typischen Gebetsgesängen – ich hab keine Ahnung, wie man das richtig benennt.

In Romys Klasse war das Fasten Hauptthema in der heutigen Stuhlkreiszeit. Während ich bei den Vorbereitungen für unser Abendessen war, hat mir Romy ausgiebig von all den Dingen berichtet, die sie heute von ihren mosl. Mitschülern gelernt hat. Ja, auch die Kinder fasten! Sobald mal sieben Jahre alt ist, sollte man – zumindest zeitweise – mitfasten. Viele Kinder verzichten tatsächlich auf Essen und Trinken; manche nur den halben Tag. Die meisten gehen nach der Schule direkt ins Bett und schlafen erst mal ein paar Stunden, damit sie fürs Fastenbrechen am Abend und die nächtlichen Festessen im Kreise der Familie und Verwandtschaft ausgeruht sind. Der neue Tag beginnt im Fastenmonat früher als gewöhnlich, damit ausreichend Zeit ist für die erste Mahlzeit vor Tagesanbruch.

Wenn man krank ist und deshalb nicht fasten kann, muss man die „verpasste“ Zeit nachholen. Und auf meine Frage warum überhaupt gefastet wird, meinte sie: „Zum einen, damit man mal merkt wie es all den Leuten geht, die nicht genug zu essen und zu trinken haben. Und dann weil man dadurch von seinen Sünden frei werden kann.“

„Und wie bekommen wir die Vergebung für unsere Sünden?“ wollte ich daraufhin von Romy wissen. „Durch Jesus.“

Dann haben wir uns noch über die Klassenabschluss-Feier unterhalten. Meistens findet an einem der letzten Schultage eine kleine Feier statt, wo alle Kinder etwas für ein gemeinsames Picknick mitbringen. Dank Ramadan ist das allerdings in dieser Form dieses Jahr nicht möglich. Damit die Feier nicht einfach ausfällt, ist sie nun für einen Abend in der letzten Schulwoche geplant.

Nasya meinte, nachdem sie gedanklich ihre Klasse durchgegangen ist: „Von meiner Klasse fastet etwa die Hälfte.“ Diese Aussage hat mich erstaunt. Demnach ist der einheimische Anteil in ihrer Klasse doch relativ hoch.

Es ist gut, dass die Kinder nur noch zwei Wochen Schule haben. Und selbst diese Zeit wird für manche unter ihnen vermutlich lange werden. Der gewohnte Tag-Nacht-Rhythmus steht Kopf, ebenso die Essenszeiten. Und sowas macht sich schon nach kurzer Zeit bemerkbar.

Mein Mann ist immer noch in Dar und heute Abend direkt zum Fastenbrechen eingeladen worden – und dieser Einladung werden mit Sicherheit noch manche folgen.

Ich bin gespannt, wie die kommenden vier Wochen verlaufen werden. Sicher ist, dass wie gewöhnlich die Lebensmittelpreise ansteigen; zum Ende hin nochmals extrem.  Und außerdem darf ich nicht vergessen, dass man in der Öffentlichkeit in dieser Zeit weder essen noch trinken sollte. Deshalb haben etliche Restaurants auch nur am Abend geöffnet und es ist fast unmöglich, über Tag lokales Street-Food zu erwerben.  Das geschäftige Treiben in der Stadt nimmt an Intensität und Menschenmassen stetig zu, so dass man zu den Stoßzeiten gewisse Bereiche besser meidet.

In diesem Sinne: RAMADAN KAREEM

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.