Kinderfreie Zone

Vergangene Woche waren Ha-Di und ich für zwei Tage in Kizimkazi. Bereits vor einigen Wochen haben wir versucht, dieses Geschenk von Ha-Dis Eltern einzulösen. Aber schon die Reise nach Nungwi hat mit etlichen Zwischenfällen begonnen und als wir selbst am Spätnachmittag keine passende Unterkunft gefunden hatten haben wir uns für die Rückkehr nach Hause entschieden!

Für den zweiten Versuch haben wir vorab schon ein Zimmer gebucht, damit diese Sucherei komplett weg fällt. Allerdings war Ha-Di dann am Tag der Abfahrt richtig krank. Wir sind dennoch los und ich bin gefahren, damit er sich im Auto noch ein wenig ausruhen und entspannen konnte.

Die Zeit im Hotel war sehr schön und erholsam. Wir hatten ein einfaches, nettes Zimmer direkt mit Blick aufs Meer, es gab Liegen im Schatten und einen kleinen Schwimmingpool, von wo aus wir den schönen Sonnenuntergang bewundern konnten. Am Abend lagen wir noch lange Zeit unter freiem Himmel auf den Liegen, haben geplaudert und den Sternenhimmel studiert, der wirklich atemberaubend war und sogar ein paar Sternschnuppe fallen lies.

FreieTage 1

Das Riff war nah genug, so dass wir vom Strand aus zum Schnorcheln rausschwimmen konnten. Das haben wir an beiden Tagen ausgiebig gemacht – und sehr genossen! Das Meer war verhältnismäßig ruhig und klar und wir haben viele Fische gesehen, teils ganze Fischschwärme, die an der Riffkante unterwegs waren und sogar eine Wasserschildkröte! Man konnte überall gut bis auf den Grund sehen (stellenweise ca. 14m tief) und es hat sich fast wie Fliegen angefühlt. Ha-Di hat seinen bisher größten Papageienfisch geschossen, den wir direkt an einen seiner Freunde aus Kizimkazi verschenkt haben.

freieTage 3

Unsere Kinder hatten eine gute Zeit mit ihren Großeltern. Sie waren an einem Nachmittag bei einer Geburtstagsparty im Zoo eingeladen und am zweiten Nachmittag haben sie mit den Nachbarskindern im Hof gespielt. Als wir abends heim kamen meinte Nasya: „Ich dachte, ihr kommt erst morgen wieder?!“ Aber sie haben uns dann doch alle herzlich umarmt und sich über die Rückkehr ihrer Eltern gefreut.

FreieTage 2

Wir haben unsere „Auszeit“ beide sehr genossen und ich weiß gar nicht, wann wir zum letzten Mal nur als Paar weg waren. Gerade in einer Zeit, wo vieles in Bewegung ist und man quasi ständig gefordert zu sein scheint, sind solche Pausen äußerst wertvoll und wohltuend. Man kommt zur Ruhe – immerhin ein bißchen -, kann durchatmen und ist in der Lage, die Dinge in dem Tempo anzugehen, wie es einem persönlich für den Augenblick zusagt: Lesen, wenn ich Lust dazu habe, die Augen schließen und über das Gelesene nachdenken oder sich über die Gedanken mit meinem Schatz austauschen und hören, was er dazu zu sagen hat, den Blick über das weite Meer schweifen lassen, die Möven bei ihrer Jadg verfolgen, die Blätter im Wind und die Kolibris auf ihrer unermüdlichen Suche nach Nahrung beobachten… und das alles, ohne gleichzeitig von der Befürchtung getrieben zu sein, dass die nächste Unterbrechung durch die Kinder nur wenige Schritt von einem entfernt lauert.

Aber im Gegenzug möchte ich nicht der Versuchung erliegen, auschließlich auf solche Momente hinzuleben, denn das Leben passiert im hier und jetzt. Trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich nicht wirklich anwesend bin. Das soll nicht heißen, dass ich unentwegt vor mich hinträume oder plane oder sonst was gedanklich tue, aber ich bin eben sehr häufig gedanklich schon einige Schritte weiter als das JETZT. Ich merke deutlich, dass es nicht leicht ist, voll und ganz bei der Sache zu sein, die ich gerade tue und vor allem voll und ganz bei meinen Kindern zu sein. In der Gegenwart leben, denn genau da und ausschließlich da ereignet sich LEBEN. Mich gedanklich und mit all meinen Sinnen auf das einlassen, was sich gerade ereignet und dann darauf reagieren. Die Augen offen halten und die Schönheit des Augenblickes erkennen. Sich auf die Welt der Kinder einlassen und im wahrsten Sinne des Wortes von den Kindern lernen, denn sie leben dieses Geheimnis in der Regel. Ihr Alltag spielt in der Gegenwart ab. Sie besitzen die Fähigkeit, sich voll und ganz im Spiel zu verlieren und das, was sie darin gerade entwickeln, zu ihrer Realität werden zu lassen. Ihr Handeln orientiert sich nicht an Terminen – nur soweit, wie wir es für sie planen und einhalten -, denn bis zu einem gewissen Alter haben sie absolut kein Verhältnis zur Zeit (wie sollte es ihnen da möglich sein, alleine Termine einzuhalten?). Wenn Joel von „moge“ (morgen)  oder „speda“ (später) redet, dann ist das derzeit für ihn ein Ausdruck dafür, dass er etwas jetzt nicht bekommt; mehr nicht.

Ich finde die englische Sprache diesbezüglich sehr anschaulich und zutreffend, denn das Wort für „Gegenwart“ bedeutet gleichzeitig „Geschenk“ (present). Ich wünsche mir, dass ich das Geschenk der Gegenwart schätzen lerne und als solches annehme, denn jeder Augenblick ist ein einmaliges, unwiederbringliches Geschenk an jeden von uns!

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