Wie hält man Schritt mit einem ICE?

Das Leben ist zu schnell für mich; der Tag hat zu wenig Stunden… oder bin ich einfach nur zu langsam und uneffektiv?

Irgendwie spielt sich genau dies immer und immer wieder bei mir ab, das mein Kopf voll ist (mit Ideen und Gedanken) – aber die Hände leider auch! Gerade in den vergangenen Wochen habe ich so viele Stunden nur mit Tragen verbracht… Baby auf dem Arm tragen, Baby im Tuch tragen, Baby an der Brust halten und anschließend wieder auf dem Arm tragen… endloser und sehr ermüdender Kreislauf. Und dabei genieße ich den Luxus einer Haushaltshilfe, wodurch sich die arbeitenden Hände in diesem Haus direkt verdoppeln!!!

*Randnotiz: Und trotz dieser tollen Voraussetzungen kommen wir einfach nicht hinter her ;-(

Es ist so schön, dass ich Josia einfach mal abgeben kann, wenn er mir zu schwer wird oder ich ganz dringend die eine oder andere Sache tun sollte. (Nun sind vermutlich alle Kleinkindmütter ein klein wenig neidisch; kann man an diesem Punkt auch wirklich sein.

Wobei ich ihn grundsätzlich sehr gerne bei mir habe und es genieße, ihn auf dem Arm oder Schoß oder im Tuch um mich zu haben, mit ihm zu lachen, zu reden und zu kuscheln – alles Dinge, die Josia auch total liebt!

Ja und so ist es eben beides: Genuss und Kampf; weil der Kopf oft so voll ist mit all den Dingen, die gemacht werden sollten, könnten oder noch schlimmer -müssen! Aber die Hände schon belegt sind…

Man könnte nun schlussfolgern, dass dies ein typisches Phänomen für das Leben mit Säugling und Kleinkindern darstellt, da es in dieser Lebensphase sehr geballt zum Vorschein kommt. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn ich erinnere mich vage daran, dass mich diese Gefühle auch schon in meinem Pre-Mutter-Dasein immer mal wieder überrollt haben. Dieses Grunddilemma, mit dem Leben um mich herum nicht mehr Schritt halten zu können.

Es gab einst die Zeit, in der ich ganz allein und unabhängig war und dennoch hat dieses innere Unbehagen von mir Besitz ergriffen und mir zu schaffen gemacht. Es kam in den Zeiten, wo so viel los war, dass ich mit dem inneren Verarbeiten der ganzen Ereignisse gefühlt nicht nachkam.

Naja, vielleicht liegt das Problem lediglich in mir selbst, in meiner Wesensart: mein Verdauungsprozess ist zu langsam für die Zeit, in der ich lebe!

Diese Frage habe ich mir schon des Öfteren gestellt, gekoppelt mit dem Rätsel, ob es anderen denn ähnlich ergeht oder nur ich so bin. Ist vielleicht nur mein Anspruch zu hoch, und ich müsste lediglich auf „Schnell-Verdauung“ umstellen und alles wäre damit ok?!

Kühe müssen wiederkäuen; ein sehr langwieriger Prozess, denn sie verbringen mehr Zeit mit wiederkäuen als mit grasen selbst. Für die Kuh ist es lebensnotwendig und unerlässlich, um aus dem nährstoffarmen Gras genügend Nährstoffe und Energie ziehen zu können.
Ich merke, dass ich dieses „Wiederkäuen“ ebenfalls in gewissen Abständen brauche, um sozusagen „richtig zu verdauen“.

Selbst wenn es sich grotesk anhören mag, so wurden für mich oftmals gerade die Zeiten, wo ich die Hände voll hatte bzw. in denen eben diese durch Kinder gebunden waren, zu Zeiten des extra guten Wiederkäuens. Denn Nachdenken kann man immer; und ich besonders gut während der Hausarbeit. Und wenn ich mein krankes Kind in den Schlaf wiegt lässt sich dieser Vorgang wunderbar mit beten verbinden.

Ich sehe die positiven Aspekte durchaus, aber es bleibt eben auch so viel liegen. So viele Ideen kreisen im Kopf und genau dort bleiben sie auch – vorerst zumindest. Und wenn ich am Abend auf meinen Tag zurück blicke, dann kann es schnell passieren, dass mich gerade diese Ideen necken und sehr durchdringend und laut an mein schlechtes Gewissen appellieren, dass mein Blick auf all die Baustellen fällt, wo wieder mal keinerlei Fortschritte verbuchbar sind, dass die Liste der Entwürfe hier auf meinem Blog länger und länger wird, aber die Kraft dazu fehlt, einen Eintrag komplett fertig zu stellen und dann auch zu veröffentlichen und dass unser Wäschekorb wegen Überfüllung den Mund nicht mehr schließen kann.

Wie gut, dass es hier überhaupt die Funktion der „Entwürfe“ gibt, ohne hätte ich auf meinem Blog vermutlich schon längst die Übersicht verloren!!!

Wie gut, dass es „to-do“-Listen gibt, die ganz zwanglos meine Ideen und Baustellen aufnehmen und für lange Zeit kommentarlos ertragen (weglaufen kann das meiste davon in der Regel eh nicht!).

Und wie gut, dass so manche Dinge am Ende die Zeit von alleine regelt bzw. durch diese längeren Gärungs- oder Wiederkäuprozesse eine Art Veredelung erfahren und genau in dieser Form noch viel besser sind, als es der ganz ursprüngliche Einfall mal war. Auch das habe ich schon oft genug erlebt.

Es scheint eben doch wahr zu sein, dass alles seine Sonnen- und Schattenseiten hat und man lediglich die Kraft investieren sollte, die Medaille von Zeit zu Zeit auch mal umzudrehen und die bis dahin dunkle, ungeliebte Seite einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Wer weiß, was da zu Vorschein kommen mag 🙂

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