Am Heiligen Abend allein

Wenn ich zurück blicke, dann gibt es nur wenige Jahre, in denen wir den Heiligen Abend ausschließlich als Familie verbracht haben. Und das freut mich, denn von klein auf war es für mich nur dann ein richtig schönes Weihnachtsfest, wenn wir Familienbesuch hatten bzw. bei meiner Oma gefeiert haben. Ja, da gibt es viele Erinnerungen, etliche Fotos und vor allem auch manch lustige Filmchen über diese Feierlichkeiten im Kreis der Großfamilie. Fürs Filmen war meist mein Vater zuständig.

Für unser erstes Weihnachtsfest in Deutschland hielten sich die Pläne lange Zeit sehr schlicht. Und so kam es, dass wir am 24. tatsächlich ganz unter uns Weihnachten gefeiert haben.

Den Vormittag haben noch wir für einen Familienausflug nach Ludwigsburg genutzt, wo wir die Eisbahn unsicher gemacht haben. Das war dann bereits das erste Highlight des Tages – zumindest für einen Teil der Familie.

Selbst Josia hat gut durchgehalten und war immer mal wieder mit uns auf dem Eis unterwegs – meist auf seinem flotten Stühlchen! Und wir haben es ohne größeren Sturz oder sonstige Verletzungen geschafft. Aber nach ein paar Stunden auf dem Eis waren wir alle ziemlich durchgefroren.

Am Nachmittag waren wir im Familiengottesdienst in unserer Gemeinde und bald darauf gab es ein leckeres Abendessen bei uns daheim. Mein Mann hat sich darum gekümmert, so dass ich die Hände für andere Dinge frei hatte.

Als wir alle so richtig satt und der Tisch wieder sauber war, sind wir ins festliche Wohnzimmer umgesiedelt und haben uns der Bescherung zugewandt. Das war dann durchaus eine größere Angelegenheit.

Josia durfte als erster sein großes Geschenk enthüllen. Er bekam eine Kinderküche und war davon sehr angetan. Allerdings hatte er weder die Zeit, noch die Muse, sich richtig mit ihr zu beschäftigen, denn es gab ja noch so viele, bunte Geschenke unter dem Baum.

Wir haben versucht, das Auspacken mit einem Würfelspiel ein wenig aufzupeppen. Anfangs hat es noch relativ gut geklappt, auch wenn manche Kinder konstant die Zahl für den Süßigkeitenteller gewürfelt haben. Aber nach einer Weile haben wir die Sache ein wenig abgewandelt, denn einige Kinder hatten schon fast alles ausgepackt, während andere noch kein einziges Geschenk vor sich liegen hatten.

Immer wieder hat Josia dazwischen gefunkt und sich einfach ein Geschenk unter den Nagel gerissen, welches er dann möglichst schnell und unter Anwendung aller zur Hilfe stehenden Mittel (z.B. seine Zähne) aufreißen wollte. Das hat dann vor allem bei den eigentlichen Geschenk-Eigentümern großes Missfallen hervorgerufen – verständlicherweise!

Vermutlich hat sich das Spiel auch deshalb so in die Länge gezogen, weil jeder noch für jeden eine Kleinigkeit gebastelt oder gekauft hatte. Ja, auch wenn wir nur unter uns waren und folglich auch nur die Geschenke unter Baum lagen, die wir füreinander hatten, waren das so viele wie noch nie.

Als dann irgendwann das letzte Geschenk enthüllt war, kam Ha-Di mit einer großen Box aus dem Keller an. Nicht nur die Kinder waren gespannt, was sich darin verbirgt! Und kurz darauf hat sich unser Wohnzimmer in ein Schlachtfeld verwandelt. Nun ja, zum Teil war es das schon bevor die Kiste ins Spiel kam, wenn man die Unmengen an Geschenkpapier berücksichtigte, die großzügig im Raum verteilt waren. Aber nun wurde auch noch scharf geschossen!

Das ist vermutlich nicht gerade das, was man mit Weihnachten in Verbindung bringt. Aber ich muss sagen, die Kinder hatten alle ihren Spaß und selbst Josia war nicht mehr zu bremsen. Er fand auch die große Kiste ganz wunderbar.

Und dann musste natürlich ganz unmittelbar mit dem Aufbau der neuen Spielsachen begonnen werden. Das habe ich als Kind auch immer total geliebt und kam dank meiner jüngeren Geschwister über viele Jahre hinweg in den Genuss dieser besonderen Aufgabe.

Es war wirklich ein sehr schönes und besonderes Weihnachten für uns alle. Es tat gut, die Kinder so fröhlich und ausgelassen zu erleben. Herzhaftes Lachen, viele funkelnden Augen – nicht nur, wegen der empfangenen Geschenke, sondern vor allem auch, wegen all der liebevollen Kleinigkeiten, die jeder einzelne (Josia mal ausgenommen) zu diesem Fest beigesteuert hatte. Es war unser Fest und ich hoffe, wir werden uns noch lange an diesen wunderschönen und abwechslungsreichen Tag erinnern.

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