ausgebremst

Mein Aktionsradius ist seit fast zwei Wochen auf ein absolutes Minimum zusammengeschrumpft, denn die meiste Zeit verbringe ich in meinem Bett. Angefangen hat es am Samstag vor 13 Tagen. Ich hatte Bauchprobleme und etwas Durchfall und da es mir insgesamt nicht so gut ging, habe ich mich ins Bett zurück gezogen. Am Sonntagvormittag ging es mir schon wieder etwas besser und wir sind gemeinsam für ein paar Stunden an den Strand hier in der Nähe. Auch dort lag ich die meiste Zeit – aber immerhin mit frischer Seeluft um die Nase und schöner Aussicht. Bereits am Nachmittag fühlte ich mich wieder schlechter und ich bekam ein wenig Fieber. Also wieder brav zurück ins Bett. Und von da an ging es nicht mehr wirklich richtig aufwärts!

Vergangenen Freitag war ich fast fieberfrei und in mir keimte die Hoffnung, dass es nun überstanden ist und aufwärts geht. Schließlich war es sowohl bei Annelie als auch Nasya nach einigen Tagen Fieber und Bettruhe überstanden. Ich bin sogar mit zur Abschlussassembly in der Schule, denn schließlich war es der letzte Schultag! Aber der Blick in den Spiegel zeigte ein extrem fahles und blasses Gesicht.

Am Samstag ging es mir seltsamerweise wieder schlechter, so dass ich erneut die meiste Zeit des Tages in meinem Bett war. Das Fieber kam zurück und wollte trotz Medikamenten kein bisschen sinken. Am Abend hatte ich erneut 40° und Ha-Di holte unseren befreundeten Arzt ins Haus. Nachdem er mich untersucht hatte, riet er uns, dass wir ins Krankenhaus gehen sollen, um nochmals ein Blutbild machen zu lassen und meine Lunge zu röntgen. Der Husten hatte in den letzten zwei Tagen deutlich zugenommen und irgendwo musste ja die Ursache dafür sein, dass das Fieber erneut und mit dieser Gewalt zurück kam. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich auch extrem schwach und krank!

Ha-Di hat die Kinder versorgt und ins Bett gebracht. Dann kam unser Teamkollege Dominic, um auf die Kinder aufzupassen, während wir uns in das neue Krankenhaus in der Stadt begeben haben. Mir war übel, ich hatte starke Kopfschmerzen und war einfach körperlich völlig am Ende.

Im Krankenhaus ging alles relativ schnell. Die Blutabnahme war allerdings erst mit dem zweiten Piecks erfolgreich und der Typ für das Röntgengerät war nicht da. Also sind wir wieder nach Hause zurück. Gut eine Stunde später konnten wir unsere Ergebnisse abholen, was Dominic freundlicherweise für uns gemacht hat. Und dann stand tatsächlich fest, was ich habe: TYPHUS!

Das war ein Schock. Aber ich war froh, dass wir eine Diagnose und somit eine Erklärung dafür hatten, dass es mir so schlecht ging.

Ha-Di hat ein paar Sachen eingepackt und wir sind zurück ins Krankenhaus. Dominic kam zu uns, um die Nacht hier zu verbringen, damit Ha-Di bei mir sein konnte. Das war so eine große Hilfe, denn alleine hier ins Krankenhaus war wirklich das letzte, was ich wollte.

Als wir im Krankenhaus ankamen war es schon fast 23 Uhr. Ich wurde in den Rollstuhl gepackt und dann direkt in ein Behandlungszimmer gebracht, wo man mir einen Zugang gelegt und das erste Antibiotika IV verabreicht hat. Anschließend bekam ich noch zwei Infusionen, so dass wir bis fast 1 Uhr morgens in diesem Zimmer waren. Von dort aus wurden wir dann in ein Krankenzimmer verlegt. Allerdings war das Bett dort genauso unbequem wie im Behandlungszimmer.

Ich fand tatsächlich etwas Schlaf, war in den frühen Morgenstunden allerdings auch viel wach. Mir war sehr übel, der Kopf tat weh und ich wusste einfach nicht so recht, wie ich liegen sollte.

Am Vormittag kamen Schwestern und diverse Ärzte bei uns vorbei und dann wurde ich tatsächlich noch geröntgt, bevor wir mit einem Schwung an Medikamenten gegen 11 Uhr das Krankenhaus endlich wieder verlassen konnten. Ich war so dankbar, als ich mich in mein eigenes Bett legen konnte.

Am nächsten Tag sind wir nochmals zum Arzt, um über die Ergebnisse des Röntgenbildes zu reden. Aber dann hieß es, dass ich erneut zum Röntgen muss, weil das Bild so sonderbare Schatten hat und dies evt. an der Aufnahme selbst liegen könnte. Also zurück zur Strahlenkammer 🙁 Außerdem bekam ich noch ein Mittel gegen Übelkeit gespritzt, denn die wollte einfach nicht von mir weichen. Immerhin war das zweite Bild dann ohne diese seltsamen Schatten, was schon mal sehr gut war!

Seit gestern nehme ich zwei andere Antibiotika ein. Auch bei diesen Mitteln handelt es sich um Breitbandantibiotika, aber bisher scheine ich sie besser zu vertragen als die ersten beiden. Ich bekam nach der Einnahme jedes Mal extreme Kopfschmerzen, so dass mir sogar richtig übel davon wurde. Und das ist nun nicht mehr der Fall. Ich hoffe, es bleibt so!

Die Blutabnahme gestern hat gezeigt, dass einer der beiden Typhus-Titer noch weiter angestiegen ist. Deshalb muss ich die medikamentöse Behandlung um eine weitere Woche fortsetzen und dann erneut mein Blut kontrollieren lassen.

Inzwischen kann ich wieder essen, ohne das mir gleich schlecht wird bzw. ich mich nach zwei Bissen schon voll fühle. Aber das Hungergefühl ist noch nicht zurück. Trinken klappt zum Glück gut. Ich versuche dennoch so oft wie möglich wenigstens eine Kleinigkeit zu essen, da ich wirklich einige Kilos verloren habe – ein Teil davon geht auf meine geschrumpften Muskeln zurück.

Und so liege ich die meiste Zeit brav in meinem Bett, ruhe aus, höre Hörbuch oder beantworte zwischendurch eine email. Aber all zu viel „arbeiten“ – selbst vom Bett aus – konnte ich die meiste Zeit nicht. Oft hatte ich dafür zu starke Kopfschmerzen bzw. ich war schon nach kurzer Zeit total platt und wollte einfach nur liegen und meine Augen schließen.

Typhus ist echt kein Spaß und ich hoffe, dass dies das erste und einzige Mal ist, wo wir Bekanntschaft miteinander machen. Ich bin sehr dankbar, dass es mich und nicht eines der Kinder erwischt hat. Ich hab keine Ahnung, wo ich es mir aufgeschnappt habe. Aber das ist auch nicht so wichtig. Hauptsache ich bekomme den Typhus wieder los und mein Körper erholt sich schnell und vollständig davon. Ebenso von dieser Bronchitis oder was auch sonst auf meiner Lunge hängt und mich zum Husten zwingt. Aber auch da merke ich, dass es deutlich besser geworden ist und sich meine Sauerstoffsättigung wieder im Normalbereich befindet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.