Bücher

Es gab Zeiten in meinem Leben, da hatte ich außerhalb der Schule so gut wie keinen Kontakt mit Büchern. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich Lesen in meiner Kindheit immer mit Zeitverschwendung gleichgesetzt habe. Schließlich TUT man nichts, wenn man liest. Auf der anderen Seite war ich allerdings schon als Kind regelmäßig Gast in unserer (damals noch sehr kleinen) Stadtbücherei – hab mir aber fast nur Bilderbücher ausgeliehen!

In den Teeniejahren habe ich nicht nur das Tagebuch entdeckt, sondern auch das Lesen. Mein Schwerpunkt lag fast ausschließlich im Bereich „Sachbuch“, denn mit derartiger Lektüre hat man immerhin auch was für den Kopf getan – wenn man schon nur rumsitzt und nicht aktiv ist. Und durchs Studium blieb diese Sachbuchlastigkeit vorerst erhalten.

Vor einigen Jahren habe ich entdeckt, dass es durchaus auch interessante Romane gibt und heute ist mein Regal stets bestückt mit einer bunten Vielfalt an Büchern. Die Sachbücher stehen weiterhin hoch im Kurs bei mir und davon lese ich immer mehrere parallel.  Keine Ahnung, an wie vielen Büchern ich akutuell lese.

Bücher geben mir neue Impulse und Ideen, helfen zu verstehen und fassen Dinge in Worte, die ich oft nur aus wirren, unzusammenhängenden Gedanken kenne. Wie schön ist es dann, wenn jemand ausdrücken kann, was einen innerlich bewegt, wo man aber selbst nicht die passenden Worte findet. Oder wenn dem eigenen Denken eine neue Ebene erschlossen und der Horizont erweitert wird.

Nun ja. Eigentlich will ich hier keine Werbung für Bücher machen, sondern ein paar Gedanken aus einem Buch weitergeben, das mich seit einiger Zeit begleitet.  Manche Kost ist so nahrhaft, das man nur sehr kleine Happen davon zu sich nehmen kann und dann direkt eine Verdauungspause einlegen muss. Ansonsten kann die darin enthaltene Tiefe gar nicht voll aufgenommen werden. In dem Buch geht es um Trauer, Schmerz, Verlust, Dankbarkeit und Heilung.

„Das Geheimnis des Tanzes besteht darin, dass seine Bewegungen in der Klage entdeckt werden. Heil zu werden bedeutet, mich vom Heiligen Geist zum Tanz auffordern zu lassen, auch mitten im Schmerz wieder zu glauben, dass Gott mein Leben ordnet und lenkt.

Wir neigen jedoch dazu, unsere Vergangenheit zu unterteilen, und zwar in die guten Dinge, an die wir uns dankbar erinnern, auf der einen, und die schmerzlichen, die wir eben akzeptieren oder vergessen müssen, auf der anderen Seite. Diese Unterteilung, die auf den ersten Blick ganz natürlich scheint, hindert uns jedoch daran, unsere Vergangenheit insgesamt als Quelle für unsere Zukunft zu nutzen.

So lange wir verbittert bleiben und Groll hegen wegen Dingen, von denen wir uns wünschten, sie wären nicht passiert, wegen Beziehungen, von denen wir wünschten, sie wären anders ausgegangen, und wegen Fehlern, von denen wir wünschten, wir hätten sie nicht gemacht – so lange liegt ein Teil unseres Inneren brach, unfähig, Frucht zu bringen in dem neuen Leben, das vor uns liegt. Wir enthalten dadurch Gott einen Teil von uns vor. „

aus: Henri Nouwen, Du schenkst mir Flügel, Gedanken der Hoffnung

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