Das hat sich bei uns verändert…

Die Aufstehzeiten unter der Woche gleichen sich ein wenig dem Wochenende an. Dank der zwei Kleinen wird uns Eltern meist dennoch ein früher Morgen beschert. Aber weil keiner das Haus verlassen muss, um zur Schule zu gehen, steht der Wecker nun nicht mehr auf sechs Uhr. Das war sonst immer die Zeit, wo Annelie aus den Federn musste. Wir dürfen es morgens also etwas gemütlicher angehen lassen, was den Start in den Tag entspannter macht. Und manchmal lässt sich Josia (dessen innerer Wecker sehr zuverlässig plus minus 6 Uhr anspringt) darauf ein, noch ein wenig im Bett zu kuscheln und wenn´s gut läuft, schläft er im Zuge dessen auch erneut ein. Mit Benjamin verhält es sich relativ ähnlich.

Die gemeinsamen Mahlzeiten haben sich schnell als Fixpunkte eingespielt und geben dem Tagesablauf einen relativ festen Rahmen. Lediglich am Wochenende zeichnen sich vereinzelte Ausnahmen rund ums Frühstück ab, da manche Kinder tatsächlich ein bisschen ausschlafen. Aber unter der Woche gibt es um 7.30 Uhr für alle Frühstück. Und auch die Mittags- und Abendessenszeit sind zeitlich einigermaßen festgelegt, da wir nun weder auf Schulschluss, Mittagsschulbeginn und diverses Zusatzveranstaltungen in den späteren Tagesstunden Rücksicht nehmen müssen.

Außerdem essen nun alle Familienmitglieder jeden Tag und immer daheim, was wir so eigentlich nur aus Ferienzeiten und von den Wochenenden kennen. Und selbst am Wochenende gibt es öfters Ausnahmen, da gerade Ha-Di an diesen Tagen mit zuverlässiger Regelmäßigkeit unterwegs war. Auch Joel hat öfters wegen Turnieren gefehlt.

Bei normalem Schulbetrieb essen Josia und Annelie an vier Wochentagen in der Schule. Wegen Mittagschule fehlt auch von den anderen drei Schulkindern immer mal wieder einer. So ergaben sich ganz automatisch günstige Tage fürs klassische „Reste-essen“, was nun eigentlich nicht mehr vorkommt. Denn so viele Reste, dass es für alle reicht, haben wir in der Regel nicht. Da ich tägliches Mittagessen kochen gewöhnt bin, hat sich für mich aktuell nur die Menge verändert.

Das hat zur Folge, dass unser Bedarf an Lebensmittel angestiegen ist. Und in diesem Zusammenhang leider auch der Müll – in erster Linie natürlich der Verpackungsmüll. Ansonsten würde ich nicht sagen, dass wir so viel mehr Müll produzieren.

Auch unsere Abendroutine gefällt mir deutlich mehr. Zum einen liegt es daran, dass die vier großen Kinder etliche Termine haben, die dieses Zeitfenster tangieren. Und ein Teil davon ist mit elterlichen Fahrdiensten verknüpft. Des Weiteren hat Ha-Di einige feste und dazu noch genügend unregelmäßige Termine, so dass es Wochen gibt, wo er drei bis vier Mal abends unterwegs ist. Das bedeutet für mich, dass ich die zwei Kleinen oft allein ins Bett bringen muss; wenn vorhanden, lässt sich manchmal auch ein großes Geschwisterkind für diesen Job mit einspannen. Je nach Wochentag wartet anschließend noch ein Fahrdienst auf mich. All das vermisse ich bisher tatsächlich nicht!

Durch all diese Ausfälle bleibt mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten am Abend. Ich lesen wieder öfters vor (derzeit aus den „Nicht wie bei Räubers“-Büchern), wir schauen gemeinsam eine Serie oder einen Film an, Spielen ein Spiel, basteln Karten für Ostern oder gehen auch mal alle eigene Wege.

Wir verschaffen der Post mehr Arbeit, da wir regelmäßig Briefe schreiben und zwischendurch auch mal Pakete auf die Reise gehen. Und wir bekommen auch mehr Post! Josia hat sogar schon drei Briefe erhalten – zwei von der Schule mit weiteren Bastel- und Arbeitsunterlagen bzw. einer Geburtstagkarte und ein Brief kam vom Kindergottesdienst. In zwei davon war sogar ein Schoko-Hasen-Lutscher drin! So bereiten Briefe natürlich besonders viel Freude.

Ich muss sagen, dass ich tatsächlich seltener einkaufe. Sollte man unter den gegebenen Umständen ja auch nicht mehr, als unbedingt nötig, tun. Dafür fallen die Einkäufe deutlich umfangreicher aus, was mir schon manch schrägen Blick verschafft hat. Aber wir sind nun mal eine Großfamilie! Und was für viele eventuell nach Hamstern aussehen mag, ist unser gewöhnlicher Wochenbedarf 🙂

Man bekommt aber nicht mehr alles in haushaltsüblicher Menge. So hatte ich bei meinem letzten Einkauf eine kurze Diskussion mit dem Kassierer, weil ich gerne 4x Hefe kaufen wollte. Am Regal stand, dass es nur zwei pro Person gibt. Ich war ja schon glücklich, dass ich an diesem Tag überhaupt frische Hefe vorgefunden habe. Das ist seit einigen Wochen leider ein extrem seltener Anblick! Und ich frage mich wirklich, ob nun so viele Menschen unter die Brot-Bäcker gegangen sind oder was die tatsächliche Ursache für diesen unerwarteten Mangel ist. Was passiert bitte mit der ganzen Hefe?

Ich konnte den guten Mann an der Kasse leider nicht von meinem Bedarf überzeugen. Vorschrift ist schließlich Vorschrift. Er meinte dann nur, dass ich beim nächsten Mal eben noch jemanden mitbringen muss. Ha, die würden blöd schauen, wenn ich dann mit allen Kindern anrücke und jedes brav seine zwei Stückchen Hefe einkauft. Dabei dachte ich, dass die Idee von „Einkaufen mit der Familie“ unter den aktuellen Bedingungen alles andere als super ist und genau davon deutlich abgeraten wird.

Die vier Großen habe ich schon ab Woche 1 zu etwas mehr Mitverantwortung herangezogen. An den meisten Tagen klappt das tatsächlich gut und ich bin dankbar, dass wir hierfür eine klare Regelung gefunden haben. So weiß ich, welches Kind ich gezielt ansprechen muss. Und die Kinder wissen, was ihre Aufgabe ist – ohne viel erklären oder diskutieren.

Ich das Gefühl, dass ich momentan deutlich weniger waschen muss. Vermutlich liegt es daran, dass ein Großteil der Familie viel Zeit in gemütlicher Hauskleidung verbringt. Und bei den seltenen outdoor Aufenthalten kommt längst nicht so viel Kleidung zum Einsatz, wie das unter normalen Umständen der Fall wäre. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, die Arbeit geht mir hier daheim ja trotzdem nicht aus 🙂

Warum lassen sich Kleinkinder bevorzugt da nieder, wo man gerade versucht zu fegen?

Putzen muss ich im Gegenzug eindeutig mehr! Schließlich sind ja ständig alle daheim und durch das sonnige Wetter wandert wirklich viel Dreck von vor dem Haus oder aus Garten ins Haus. Kürzlich habe ich einen sehr treffenden Ausspruch gelesen: Putzen, wenn alle daheim sind ist wie Zähne putzen, während man noch Kekse isst. Tja, aber sein lassen ist auch keine Alternative. Also definiert sich das Putzen für mich die meist Zeit mit „Platz schaffen, für neuen Dreck“.

Das gemeinsame Spielen mit den zwei Jüngsten – sei es drinnen oder draußen – ist in den letzten Wochen zu einer meiner Hauptbeschäftigungen geworden. Ich schätze, dass Ben ziemlich Gefallen daran gefunden hat, dass nun immer so viel bei uns daheim los ist und dass er unerschöpflich viel Zeit mit seinem Bruder verbringen kann. Die beiden entwickeln sich immer mehr zu einem Dream-Team; allerdings nicht immer in der Form, wie ich es begrüßen würde. Sicher ist, sie haben unglaublich viel Spaß an- und miteinander.

Da für Ha-Di bis auf weiteres alle Kurzreisen, Vortrags- und Schulungstermine abgesagt wurden, ist er ungewohnt viel daheim. Aber da er bislang noch viel Büroarbeit zu tun hat, ist noch keine Langeweile aufgekommen. Außerdem ruft im Frühjahr der Wald, damit unsere Holzvorräte wieder aufgestockt werden können. Deshalb ergaben sich dieser Tage extensive Zeit im Wald. Joel war zeitweise ein wirklich tüchtiger Helfer, aber auch die kleinen Jungs wollten immer wieder mit Hand anlegen. Und vereinzelt ließen sich sogar die Schwestern zu einem Ausflug überreden.

warten auf den Beginn des Gottesdienstes

Unser Gemeindeleben findet aktuell ausschließlich in virtueller Form statt. Mit unserer Kleingruppe treffen wir uns zur gewohnten Zeit vor dem Computer, und freuen uns darüber, wenn wir auf dem Bildschirm die vertrauten Gesichter sehen. Auch die Jugendgruppe hat diesen Weg eingeschlagen und sonntags verfolgen wir den Livestream-Gottesdienst. Beim ersten Mal war Josia sichtlich irritiert von dieser Sache. Für ihn war klar, dass wir doch nicht faul auf der Couch rumhängen dürfen, wenn in der Gemeinde gerade der Gottesdienst am Laufen ist. Und so wollte er uns mit viel Nachdruck dazu bewegen, dass wir mal endlich alle die Schuhe anziehen und uns auf den Weg machen!

Ha-Di beim wöchentlichen Treffen mit den Migranten

Unser wöchentliches Frauenfrühstück hat sich inzwischen auf Zweierschaften reduziert. Und die laufen natürlich ebenfalls ganz brav mit Abstand über Telefon oder Video-Chat. Ich freue mich immer sehr auf unser Treffen, auch wenn ich es viel lieber real hätte.

Ich bin absolut dankbar, dass uns so viele technische Mittel und Wege zur Verfügung stehen, um selbst unter den aktuellen Umständen Gemeinschaft zu leben. Was für ein Segen! Und zugleich ist es doch auch sehr befremdend und kein vollwertiger Ersatz. Zumindest empfinde ich das so.

Diese Mittel und Wege werden tatsächlich auch fleißig von einigen Lehrern genutzt, um immerhin ein gewisses Maß an Beschulung zu erreichen. Über das wie, was, wo, den Umfang und die Inhalte will ich mich heute gar nicht weiter auslassen, denn das sprengt den Rahmen dieses Beitrags. Außerdem wird dieses komplexe Thema derzeit auf vielen Blogs sehr ausführlich thematisiert und kontrovers diskutiert.

Ich will in diesem Zusammenhang nur festhalten, dass ich zur Teilzeit-Sekretärin meiner Kinder mutiert bin. Es findet ein täglich umfangreicher Mail-Verkehr statt, meist sind jede Menge Druck-Aufträge involviert und dann muss man natürlich noch die diversen Rückmeldungen zu bestimmten Zeiten berücksichtigen. All das darf ich nun irgendwie dazwischenschieben; des Öfteren mit mindestens einem Kind auf dem Schoß.

Aber dann will ich auch noch festhalten, dass es natürlich etliche Dinge gibt, die wir inzwischen so richtig VERMISSEN!

So finden momentan leider keine Besuche bei meiner Oma im Altenheim mehr statt. Wenn gesundheitlich von unserer Seite aus nichts dazwischenkam, habe ich gemeinsam mit meinen zwei Jüngsten versucht, mindestens alle zwei Wochen auf einen Kurzbesuch bei ihr vorbei zu gehen. Geht nicht mehr…

Ein weiterer fester Bestandteil unseres Alltags waren die Besuche in der Bücherei. Wir haben uns vor der offiziellen Schließung noch ein bisschen Vorrat an Büchern, Spielen und Filmen geholt. Aber es geht ja nicht nur um diese Dinge, sondern auch um die Zeit in der Bücherei, um das Aufzug fahren, das Stöbern und gemeinsame Schmökern. Als ich vor ein paar Tagen Bilder m Computer bearbeiten habe, kam Josia zu mir auf den Schoß geklettert und hat mit ganz wehmütigem Blick auf das Bild gezeigt: „Da hingehen.“ Diese Aussage kam natürlich nicht so deutlich, aber ich habe dennoch sofort verstanden, was er mir sagen wollte. Ja, ich vermisse unsere gemeinsamen Zeiten in der Bücherei, auch wenn es mit den zwei Jungs dort nie langweilig wird.

In diesem Jahr verpassen wir auf jeden Fall die Magnolienblüte in der Wilhelma! Und dabei hatte ich mir letztes Jahr fest vorgenommen, dass wir auch in diesem Frühling unbedingt während dieser besonderen Zeit einen Ausflug einplanen müssen. Wir vermissen das lustig laute Affenspektakel, die aufmerksamen Erdmännchen, die Filmhelden Nemo und Hank sowie all die vielen Kletter- und Spielbereiche.

Und dann sind da noch Schulfreunde, Spielkameraden und Kumpels aus den Vereinen, die zunehmen vermisst werden. Auch ich selbst würde so gerne mal wieder mit meiner Freundin abhängen oder Freunde zu Kaffee und Kuchen bei uns willkommen heißen….

Aber die Kinder gehen erstaunlich gut mit der Situation um. Immerhin bleibt uns noch die Möglichkeit, zu telefonieren – und das spielt sich hier bei einigen teilweise über Stunden hinweg so nebenher ab. Die Kinder haben nun auch das gemeinsame Spiel auf virtuellem Weg für sich entdeckt und schon einige Runden Uno oder Werwolf mit ihren Cousinen und Cousins gespielt. Und Joel spielt gerne online gegen bzw. mit seinen Freunden, während nebenher das Telefon als zweite Verbindungslinie gehalten wird.

Joel ist unter normalen Umständen selten zu Hause, weil er am liebsten jede freie Minute mit einem seiner Freunde verbringt. Und selbst er hat sich in den letzten Wochen erstaunlich gut mit den besonderen Gegebenheiten arrangiert und nebenbei neue Vorlieben entwickelt. Zuerst war es das Origami. Annelie hatte ihr Bücherregal aussortiert und da kam ein Origami-Buch zum Vorschein. Das hat er sich direkt unter den Nagel gerissen. Ab dann wurde täglich gefaltet, bis kein Platz mehr für all die Kunstwerke auf seinem Schrank war.

In den letzten Tagen hat er vermehrt zu zeichnen begonnen. Das hat er schon ab und an gemacht, aber noch nie in dieser Intensität und Sorgfalt. Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden er alleine heute an seinem Schreibtisch saß und einen Aktionheld nach dem anderen von Bildern, die er sich im Internet gesucht hat, abgezeichnet hat. Und er wird wirklich immer besser 🙂

Diese Auflistung wird sich in nächster Zeit sicherlich noch verlängern und eventuell sogar verändern. Es bleibt auf jeden Fall spannend!

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