Hochzeit Teil 2

Der zweite Teil der Feier – zumindest war es für uns der zweite Teil – fand in einer großen Schule statt. Die Männer haben sich in einem Saal im Erdgeschoss versammelt und wir Frauen mit den Kindern waren im ersten Stock in einem großen Saal. Der Boden war mit Matten ausgelegt und als wir eintrafen, saßen schon ein paar Frauen rechts und links an den Wänden. Wir haben unsere Schuhe ausgezogen und einfachheitshalber in den Rucksack gesteckt – dann müssen wir später nicht im Schuhchaos Memorie spielen. Wir haben uns  ebenfalls einen Platz an der Wand gesucht und die kommenden zwei Stunden mit beobachten, warten und fotografieren verbracht. Zum Glück fanden es die Mädels auch sehr spannend, all die Leute zu beobachten, die nach und nach in den Saal geströmt sind und sich zu den anderen gesellt haben. Einige Kinder haben den Platz in der Mitte des Raumes zum Toben genutzt.

Nach kurzer Zeit wurde Musik zur Unterhaltung angestellt, die für unser Verständnis zu laut war. Die Kinder haben sich direkt die Ohren zugehalten. Als ungefähr 10min später der Strom ausgefallen ist, waren wir dafür sehr dankbar. Ja, in manchen Situationen dienen derartige Zwischenfälle einem guten Zweck! Leider war außer der Musik auch der „Wind“ aus, aber lieber etwas mehr schwitzen als dauerbeschallt zu werden. Und ab und an kam Wind durch die offenen  Fenster zu uns herunter.

Die Farbenpracht auf solchen Festen ist einfach unbeschreiblich. Es glitzert und schimmert überall und die Kopftücher spielen dabei eine sehr zentrale Rolle.  Sie können in so vielen verschiedenen Varianten gewickelt werden; da muss ich echt noch viel lernen um ansatzweise mithalten zu können. Die meisten Frauen sind passend zum Outfit geschminkt bzw. haben entsprechenden Schmuck an. Mit jedem Neuankömmling wird  das Gesamtbild farbenfroher und vielfältiger und jede zieht ihre eigene Parfümnote nach sich, manche mehr manche weniger aufdringlich und intensiv.

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Nach ungefähr zwei Stunden, der Saal hatte sich inzwischen gut gefüllt, fingen die Vorbereitungen fürs Mittagessen an. Ein paar Frauen kamen mit Schüssel und Kannen gefüllt mit Wasser und sind durch die Reihen gewandert, damit sich jeder die Hände waschen konnte.

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Ganz automatisch und ohne Aufforderungen haben sich alle in Reihe gesetzt und dann wurde der Zwischenraum mit einer dünnen Folie ausgelegt. Das macht das Aufräumen nach dem Essen um einiges leichter.

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Wasserflaschen und Soda-Dosen wurden an alle ausgeteilt und kurz darauf kamen die Frauen mit dem Essen.

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Das Essen wird auf großen, runden Platten ausgegeben, die als Gemeinschaftsteller fungieren. Eine solche Platte teilt man sich dann mit seinen Nebensitzerinnen. Unsere „Mitesserin“ war so freundlich, und hat ganz fleißig beim Zerkleinern der Fleischstücke geholfen, als sie gemerkt hat, dass meine Töchter alle samt ziemlich auf Fleisch stehen. Und sie hat direkt noch Löffel für uns gefordert. Normalerweise isst man mit der rechten Hand, aber wir sind darin verständlicherweise nicht so geübt und kleckern wesentlich mehr. Deshalb waren wir sehr dankbar, als sie uns vieren Plastiklöffel gegeben haben.

Nachdem alle satt waren wurden die Reste und die Folien eingesammelt und erneut kamen Frauen mit Wasser fürs Hände waschen. Annelie musste nach dem Essen aufs Klo, aber beim Anblick der Schultoiletten meinte sie trocken: „Ich glaub ich kann´s noch halten!“

Bald darauf hat die Braut den Raum betretetn. Da zu diesem Zeitpunkt der Strom wieder da war, gab es schöne musikalische Untermalung zum Einzug der Braut. Die Mädels waren so von ihrer Schönheit total in den Bann gezogen, so das sie aus den „Ohs“ und „Wows“ gar nicht mehr raus kamen. Annelie hat die ganze Zeit von der Prinzessin geredet, statts von der Braut und alle wollten sie ganz nah sehen. Und dann kam die Frage von ihr: „Und wo ist der Prinz von der Prinzessin?“

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Hier sieht man gut das wunderschöne Henna an Händen und Armen. Die Henna-Malerei hat eine lange Tradition unter Arabern und Indern. Araber glauben, Henna sei eine Gabe Gottes und übertrage baraka (Segen). Außerdem dient es zur Verschönerung der Hände, oftmals auch der Füße und Beine. Und diese Art von „Schmuck“ können sich auch die Armen leisten.

Für Hochzeiten und besondere Feste ist das Tragen von Henna obligatorisch.

Ein Teil der Gäste hat sich direkt nach der Ankunft der Braut auf den Heimweg gemacht und ein weiterer Teil stand in einer großen Traube um den Platz herum, wo die Braut sich zum Bilder machen nieder gelassen hatte. Jede Menge Handys wurden zum fotografieren hochgehalten und als unsere drei Mädels auch mit aufs Bild gebeten wurden, waren sie ganz stolz.

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Die Braut mit ihrer Mutter

Wir mussten kurz darauf auch die Feier verlassen, da Ha-Di noch jemanden zum Flughafen bringen wollte. Also haben wir unsere Schuhe ausgepackt, ein paar Abschiedsgrüße hier und da ausgesprochen und sind runter zu unseren zwei Männern… dabei hätten die Mädels nichts dagegen gehabt, die wunderschöne „Prinzessin“ noch eine Zeit lang zu bewundern.

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