intensiv

Die Ereignisse überschlagen sich hier mal wieder, und ich komme weder innerlich noch äußerlich im Augenblick nach. Es fehlt die Ruhe, um wirklich mal wahrzunehmen, was hier gerade vor sich geht. Aber zugleich spüre ich auch eine deutliche Angst, dies tatsächlich zu tun. Denn irgendwie bringt uns nachdenken im Moment nicht wirklich weiter. Es heißt mal wieder, zu vertrauen… und das ist eben leider oft ganz und gar nicht einfach!

Ich bin total müde, aber trotz allem Schlafmangel innerlich viel zu aufgewühlt und angespannt, als das ich mich nun friedlich hinlegen und die Augen schließen könnte. Also versuche ich mir hier noch ein paar Dinge von der Seele zu schreiben, in der Hoffnung, dass es mir hilft zu ordnen und zugleich auch abzuschalten.

Immerhin schläft um mich herum alles ganz friedlich. Gerade für Josia war es auch ein langer und auf seine Weise anstrengender Tag. Aber er hat super mitgemacht! Wir sind heute früh um 6.15 aufgebrochen. Er war noch am schlafen, obwohl ich ihn zuvor gewickelt und komplett umgezogen hatte. Und er hat tatsächlich bis gegen 8.20 friedlich im Kindersitz weitergeschlafen. Das war ein echtes Geschenk. Als er wach wurde, hab ich ihn erst mal gefüttert, denn bisher war noch keine Zeit für ein Frühstück gewesen. Und als wir damit fertig waren, hatten wir es auch schon fast geschafft.

Da wir während der Fahrt mit all den Telefonanten und Whatsapp-Nachrichten schreiben beschäftigt waren, verging die Zeit letztlich doch sehr schnell.

Ja, wir waren noch keine 100km weg, als der Anruf vom Krankenhaus kam, dass es Annelie nicht so gut geht. Sie hatte einen heftigen und sehr langen Krampfanfall (7min) und war nun medikamentös ruhig gestellt worden. Und wir mussten unser Ja für weitere Untersuchungen geben. Unter anderem sollte sie am Rückenmark punktiert werden. Dieser Eingriff wurde dann allerdings weiter aufgeschoben, da ganz unerwartet und trotz all der Medikamente ein erneuter Krampfanfall kam. Und die Ärzte waren sich auch nicht ganz im Klaren darüber, ob sie in der dazwischen liegenden Zeit nicht evt. unterschwellig weitergekrampft haben könnte.

Irgendwann lag sie dann sicher und gut verkabelt auf der Intensivstation. Sie musste intubiert werden, da die Atmung aufgrund all der Medikamente zu instabil und schwach geworden war – ganz normal wohl. Aber für uns war das dennoch ein großer Eingriff, wenn auch total richtig und wichtig in diesem Fall und ihrer momentanen Lage.

Ihr Zustand hat sich stabilisiert und sie hat dann eigentlich den Rest des Tages ruhig verschlafen. Bei all den Medikamenten war dies auch nicht anders zu erwarten. Zwischendurch ist ihr Fieber wieder etwas gestiegen. Zum Zeitpunkt des Krampfens hatte sie nur erhöhte Temperatur, weshalb es wohl kein klassischer Fieberkrampf war.

Die endgültigen Ergebnisse der Rückenmarksuntersuchung lassen wohl noch ein wenig auf sich warten. Sowas dauert teils einige Tage. Aber sie wurde prophylaktisch bereits gegen jegliche Art von Hirnhautentzündung medikamentös behandelt. Ein CT wurde vorab auch noch gemacht, um Blutungen oder andere Gründe für derartiges Krampfverhalten ausschließen zu können. Und es sah auch alles unauffällig aus.

Ha-Di ist nun bei ihr und kann auch über Nacht bleiben. Am späten Abend wurde der Tubus gezogen, da sie inzwischen relativ stabil selbstständig atmet und angefangen hat, an diesem lästigen Ding herumzuziehen. Anscheinend auch ein völlig normales Verhalten und Anzeichen dafür, dass sie inzwischen nicht mehr ganz so tief schläft.

Soviel zur aktuellen Lage. Kurz noch ein Rückblick auf die vergangenen Tage. Annelie hatte ja, wie all die anderen Damen bei uns im Haus diese Sommergrippe – oder was auch immer es war. Sie hatte wie ich genau eine Woche lang Fieber, abends oft sehr hoch. Wir haben nicht viel gemacht, außer bei Bedarf fiebersenkende Mittel verabreicht.

Samstags war sie die ganze Zeit fieberfrei und hatte am Abend nur leicht erhöhte Temperatur. Der Husten war allerdings sehr lästig – aber auch nicht so viel anders, wie bei dem Rest der Mädels und mir selbst.

Am Sonntag war sie bereits ab dem frühen Nachmittag sehr müde und schlapp und wollte auch gar nicht richtig essen. Als wir am Spätnachmittag nochmals unterwegs waren, haben wir sie deshalb auch hier zu Hause bei meiner Schwester gelassen.

Am Abend hatte sie dann plötzlich erneut um die 39,5°C. Wir haben uns dann entschlossen, nun doch mit Antibiotika zu beginnen. Ha-Di war mit ihr donnerstags beim Kinderarzt gewesen. Da ihr Blutbild erhöhte Infektionswerte gezeigt hat, hat er uns ein Antibiotikum verschrieben mit dem Hinweis, dass wir noch bis übermorgen abwarten können. Aber wenn dann das Fieber nicht weg ist, sollten wir mit Antibiotika starten. Zusätzlich haben wir ihr ein wenig Fiebersaft gegeben und sie hat anschließend eine zeitlang gut geschlafen. Aber irgendwann kam sie dann zu uns und hat gejammert, dass ihre Beine schwach sind. Das Fieber war weiterhin sehr hoch und kurz darauf hat sie erstmals erbrochen. Ha-Di hat sich mit ihr ins Wohnzimmer gelegt und ca. 2h später musste sie erneut erbrechen. Sie war immer noch sehr heiß, sichtlich schlapp und hat sich über Schwindelgefühl beklagt.

Uns war der Zustand einfach zu unsicher, vor allem mit der ganzen Vorgeschichte. Nach kurzer Überlegung haben wir dann tatsächlich den Notarzt gerufen. Für uns stand fest, dass einer allein mit diesem Kind nicht ins KH fahren kann, weil sie unter Beobachtung sein sollte. Und da wir mit all den schlafenden Kids im Haus schlecht beide losfahren konnten, haben wir sozusagen diesen Weg gewählt – auch wenn es sich für mich irgendwie total komisch angefühlt hat. Dann ging alles recht schnell und Annelie wurde verladen. Dabei hat sie direkt wieder gespuckt.

Im Krankenhaus wurde sie sofort versorgt. Ihr Kreislauf war sehr instabil und sie war kurz davor, ohnmächtig zu werden. Allzu viel wurde nicht gemacht, weil immer noch total unklar war, was sie denn überhaupt hat. Sie bekam Blut abgenommen und eine Infusion gelegt und wurde dann zusammen mit Ha-Di auf die Kinderstation eingewiesen.

Am Montag wurde mit dem Antibiotika fortgefahren, sie bekam weiterhin Infusionen – aber nur einfaches Kochsalz zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes, da sie nur sehr wenig selbständig getrunken hat. Gegen Nachmittag hat sie vereinzelt Salzstangen gegessen und immer wieder schluckweise getrunken. Sie hat immer wieder über Bauchschmerzen und Kopfweh geklagt. Äußerliche Bewegungstests haben nicht für Hirnhautentzündung gesprochen. Den Nachmittag hab ich mit ihr verbracht, da Ha-Di einen Termin beim Arzt hatte – Fäden ziehen und die Lage des Rückens besprechen.

Wir waren dann gemeinsam beim Bauchultraschall – was auch unauffällig war. Immer wieder hat sie ein wenig geschlafen und ansonsten habe ich ihr vorgelesen bzw. wir haben ein wenig Tiere raten gespielt. Aufstehen wollte sie die ganze Zeit nicht, weil es ihr bereits beim Aufsetzen immer etwas schwindelig wurde.

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Kurz nach 18 Uhr kam Ha-Di dann zurück. Ich habe mich recht schnell verabschiedet und bin dann zu unseren Freunden gefahren, um drei unserer Kids abzuholen. Die hatten einen schönen Nachmittag und wollte gar nicht heim 🙂

Und hier schließt sich der Kreis.

Vor allem diese Unwissenheit macht uns zu schaffen. Einfach nicht zu wissen, was Annelie überhaupt hat und weshalb ihr Körper so heftig reagiert hat.

Die Sorge, ob all die vielen Medikamente für sie derzeit nicht zu viel sein könnten. Auch wenn wir wissen, dass die Ärzte in bestem Wissen und Gewissen handeln und nichts versäumen wollen, nur weil viele Testergebnisse noch abgewartet werden müssen.

Und natürlich ist da die Sorge, dass sie eben einfach erneut krampfen könnte… denn aktuell ist noch völlig unklar, warum sie das überhaupt gemacht hat.

Als ich sie heute Nachmittag verlassen habe, sah das arme Kind so aus – und man sieht noch nicht mal alle Schläuche, an die das Kind angeschlossen ist.

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Die anderen Kids waren am Nachmittag noch mit ihren zwei Tanten in der Stadt auf dem Spielplatz und zum Eis essen. Sie hatten viel Spaß zusammen und haben sich sehr über das Wiedersehen mit ihrer Cousine Saphira gefreut, die seit Montag zusammen mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder für ein paar Tage zu Besuch ist. Morgen wollen sie gemeinsam in den Zoo nach Stuttgart gehen. Die Kinder freuen sich schon sehr darauf 🙂

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