Morgens hier und abends dort

Gold im Mund hab ich keins, auch wenn das dem Volksmund nach der frühen Morgenstund verheißen wird. Und ich hatte auch definitiv nicht genug Schlaf – wie in den letzten Nächten auch schon. Immerhin schlafen außer mir aktuell noch alle weiteren Familienmitglieder, was sehr gut ist. Denn es ist richtig spät geworden für die Kinder gestern Abend! Nach über 8h im Flugzeug und weiteren 2h Stunden Zugreise waren sie zwar einerseits echt müde und geschafft – ihr Tag hatte nämlich schon vor 6 Uhr begonnen -, aber zugleich auch völlig aufgedreht und unausgelastet. Deshalb ging nach unserer Ankunft hier in der Altheimat noch ziemlich die Post ab! Selbst Josia hat seine wiedergewonnene Freiheit sichtlich genossen und ist völlig furchtlos von einem Zimmer ins nächste gekrabbelt, um alles möglichst genau zu erkunden. Und es gibt ja so viele Schränke, die alle ohne Kindersicherung sind! Er ist im Paradies gelandet, soviel ist zumindest für ihn zum momentanen Zeitpunkt klar! Unermüdlich hat er Schränke geöffnet und wieder geschlossen und versucht hineinzusteigen. Es war einfach wunderbar, ihn dabei zu beobachten. Er ist wirklich bis in die hintersten Ecken gekrabbelt.

Irgendwann und nach und nach habe ich es tatsächlich geschafft, die Kinder in ihre Betten zu bekommen. Und als sie mal dort angekommen waren, ließ der Schlaf nicht groß auf sich warten. Joel war als erster im Land der Träume, noch mit aufgeschlagenem Comic auf dem Schoß und Stöpsel im Ohr?! Ich musste innerlich lachen, als ich das entdeckt hatte und konnte dem Drang, diesen Moment festzuhalten, nicht widerstehen – selbst auf die Gefahr hin, dass der Blitz ihn wieder wecken könnte. Hat er nicht 😉

(Die Ohrstöpsel waren bei den Sachen dabei, die jeder von uns im Flugzeug bekommen hat.)

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Josia hat sich mit dem Einschlafen deutlich schwerer getan – und dabei war ich sowas von fertig und wollte nur noch in Ruhe im Bett liegen und schlafen. Gegen 23 Uhr war das dann glaub der Fall. Aber wirklich gut war meine Nacht leider nicht. Bereits in den vorangegangenen zwei Nächten habe ich relativ wenig Schlaf abbekommen. Und heute Nacht war ich auch sehr oft wach. Zum einen, weil mein Hals trotz Antibiotika noch immer ziemlich weh tut. Zum anderen, weil ich innerlich durch die vollen und anstrengenden letzten Tage vermutlich zu sehr unter Strom stand. Es hat sich zwar nicht offensichtlich so für mich angefühlt, aber irgendwelche Gründe muss es schon gehabt haben. Mich interessiert es nicht groß, ich hoffe einfach, dass ich bald mal wieder richtig tief und gut schlafe, denn diese Müdigkeit macht meinen Tag nicht unbedingt leichter.

Nun aber zurück zum frühen Morgen des 30. Juni, denn eigentlich wollte ich ja über unsere Reise berichten. Der Tag hat für uns um kurz nach 5 begonnen. Ich musste noch kurz all unsere Betten abziehen bzw. in den Ruhe-Zustand versetzen. Dafür hab ich die Bettlacken einfach an Ort und Stelle gelassen und unsere Kissen darunter verstaut, denn bei all dem Staub und Dreck in der Luft ist es so vermutlich am sichersten. Zwei Betten musste ich allerdings doch komplett ab- und wieder frisch beziehen, da wir in Kürze vier Leute in unserem Haus für einige Tage beherbergen werden.

Die Kinder haben mit Papa gefrühstückt, während Mama die letzten Dinge auf ihrer „nicht vergessen“-Liste abgearbeitet hat. Und als ich damit durch war – immer wieder ein tolles Gefühl, wenn alle Punkte durchgestrichen sind! – habe ich schnell noch mein Müsli gefuttert und ab ging´s zum Flughafen. In solchen Momenten bin ich immer sehr dankbar, dass sich der Flughafen gerade mal 1km von uns entfernt befindet!

Wir waren gute 2h vor Abflug da, aber die Warteschlage im Abflugbereich war schon sehr beachtlich. Es gibt bereits vor dem Check-In-Schalter einen großen Rückstau, weil unser Flughafen hier nur eine Maschine zur Gepäckkontrolle hat, wo das komplette Fluggepäck erst mal durch muss. Und anschließend geht es dann zum Eincheck-Schalter. Wir haben auf den Kinder-Bonus gepocht – mit Erfolg. War auch niemand da, der diesbezüglich mit uns in Konkurrenz hätte treten können. Wer ist schon so verrückt und fliegt mit 5 Kids ins afrikanische Ausland?!

Ich hab dann schnell unsere vier Koffer zurück auf den Gepäckwagen verfrachten – zum Glück waren sie nicht zu schwer, denn Ha-Di sollte ja nichts schleppen! – und weiter ging´s zum Business-Check-In. Immerhin ein Vorteil von Ha-Dis desolatem Zustand. Bis wir dann alles sortiert hatten, verging noch einiges an Zeit. Ha-Di hatte schon einige Tage zuvor die wesentlichen Dinge abgeklärt und da bereits die Bekanntschaft mit einem sehr freundlichen und hilfsbereiten Verantwortlichen gemacht. Der Stand uns nun wohlwollend zur Seite und hat seinen Einfluss geltend gemacht, so dass wir nicht nur problemlos all unser Gepäck losgeworden sind – es war nämlich einiges zu viel -, sondern am Ende auch noch ein kleines Upgrade für uns alle rausgesprungen ist. Die Maschine war in der Normalklasse ein wenig überbucht, weshalb sie ein paar Gäste „noch oben“ schieben mussten. Ha-Di bekam seinen Platz in der Comfort-class und wir kamen in die Premium Economy, wo der Abstand der Sitze etwas großzügiger ist. Für mich war vor allem wichtig, dass es keinen Ärger wegen der vielen Koffern gab 🙂

Bei der Passkontrolle ging es auch sehr schleppen voran. Von den Kindern wollten sie durchweg noch ein Bild machen und wir „Alten“ mussten alle Finger scannen lassen, bevor wir dann endlich die letzte Sicherheitskontrolle hinter uns lassen konnten.

Die Abflughalle war ziemlich voll und seit kurzem wird in Sansibar nur noch per Busshuttle gebordet, was diesen Prozess auch deutlich zeitintensiviert. Hier hat sich innerhalb weniger Wochen so viel verändert, ich hab unseren kleinen Flughafen gar nicht wiedererkannt!

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Kaum im Flieger kam die große Überraschung: wir hatten Einzelbildschirme! Damit hatten wir nicht gerechnet, weil dies bisher bei Condor nicht der Fall war. Aber es war ein echtes Geschenk, denn so konnten die Kids sich ganz selbständig ihr Unterhaltungsprogramm auswählen. Und sie haben das auch echt gut gemeistert. Zwischendurch wollte dann der ein oder andere doch auch mal das Tablet oder ein Handy zum Spielen, aber viel Zeit hat der kleine Privat-TV gefressen. Bei so einem langen Flug ist das ja dann eine positive Sache 🙂

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Das Mittagessen brachte eine kleine Bildschirm-Pause für alle mit sich. Auch hier merken wir inzwischen, dass die Kinder größer und selbständiger geworden sind. Ich hab nur am Anfang kurz geholfen, die Brötchen zu schmieren und das Essen kleinzuschneiden. Alles Weitere haben die Kinder dann alleine gemeistert. Für Josia hatte ich Essen mitgebracht und in der Bordküche aufwärmen lassen. Das hat super geklappt und er hatte sein gewohntes Essen.

Er hat sogar zweimal geschlafen und war sonst auch relativ lieb. Natürlich war er viel unterwegs – im Gang auf und ab und wenn ich nicht schnell genug war, dann ging´s durch den Vorhang in die Comfortclass *ups*.

Obwohl wir 30min Verspätung beim Abflug hatten, sind wir ein bißchen früher in Frankfurt gelandet. Gemeinsam ging´s durch die Passkontrolle und zur Gepäckausgabe. Danach haben sich unsere Wege getrennt und ich bin mit den Kindern los zum Fernbahnhof, damit ich den früheren Zug noch erwische. Meine Schwester war schon da und hat uns zum Zug begleitet. Ha-Di und seine Eltern haben auf unser umfangreiches Gepäck gewartet – und das ging noch recht lang! Sie dachten schon, das nicht alles mitgekommen ist :-0

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Unser Zug kam pünktlich an und wir haben uns im Kinderabteil niedergelassen, wo bereits eine Frau mit ihrer kleinen Tochter saß. Die Kinder haben direkt Kontakt geknüpft und beim Spiel mitgemacht. Es war echt schade, dass wir nur 30min in diesem Zug waren.

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Josia wollte gerne noch mehr erkunden – wie gut, dass die Abteiltür für ihn zu schwergängig war. In Mannheim mussten wir dann umsteigen. Und weil der Zug dort verspätet war, mussten wir etwas länger auf dem Bahnsteig warten. Ich war dankbar für ein bißchen frische Luft.

In diesem ICE gab es leider kein Kinderabteil, aber der Zug war glücklicherweise nicht all zu voll. Wir haben uns im Großraum-Wagon niedergelassen und die Brezeln genossen, die meine Schwester für uns mitgebracht hatte. Die Kids haben sich darüber gewundert, warum der Zug Ice heißt. Ich hab ihnen dann erklärt, dass das nichts mit Eis zu tun hat, sondern eine Abkürzung ist. Das fanden sie sehr lustig.

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Auch diese Fahrt verging sehr schnell und dann kamen wir in Stuttgart an, wo man aufgrund der laufenden Um- und Ausbauarbeiten richtig lange laufen muss. Ich war sehr dankbar, dass wir nur zwei unserer Trolleys und die Fototasche dabei hatten. Annelie konnte sich noch daran erinnern, dass es hier irgendwo einen Schokoladenturm gibt. Ist ja auch nur 16 Monate her, seit wir zuletzt an diesem Ort angekommen sind. Ich finde es immer wieder erstaunlich, an was sich die Kids erinnern. Wir haben den besagten Turm gefunden und die Gelegenheit für ein Erinnerungsbild genutzt.

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Von dort aus ging es zwei Stockwerke nach unten zum S-Bahnhof. Überall waren Fußball-Fans unterwegs, da an diesem Abend noch ein Deutschlandspiel anstand. Auch die letzte Etappe haben wir problemlos gemeistert und sind schließlich um kurz nach 20 Uhr angekommen. Meine Freundin und ihr Mann haben bereits auf dem Bahnsteig auf uns gewartet. Jetzt nur noch eine kurze Strecke per Auto – da wir so viele sind, kamen sie mit zwei Autos – und das Ziel war erreicht.

Irgendwie war es für mich ein sonderbares Gefühl, als wir in die Straße zu meinem Elternhaus eingebogen sind. Da ist man in der Heimat, aber irgendwie ist es total unwirklich. 13h zuvor haben wir unser Zuhause in Sansibar verlassen und jetzt sollen wir tatsächlich schon hier sein?! Man springt so schnell von einer Welt in die andere, beides irgendwie vertraut und auf seine Weise Heimat… und zugleich doch auch fremd, da so andersartig und in vielem total gegensätzlich.

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