Von Farbklecksen, pragmatischem Teppichrecycling und Besuchen beim Möbelschweden

Wir haben objektiv gesehen zwar ausreichend Platz hier im Haus, aber seit längerem nicht genügend Raum. Und diese Tatsache macht sich an ganz unterschiedlichen Stellen immer wieder bemerkbar.

Als wir Anfang des Jahres Besuch von meiner Schwester hatten, wanderten ganz nebenbei etliche Kleidungsstücke hin und her. Ja, das machen wir eigentlich meistens so. Dabei ist ihr Sohn zwar etwas jünger als Josia, aber seit Jahren schon deutlich größer. Im Gegenzug hat sie einen riesigen Schwung aussortiert Mädchensachen mitgenommen. Win Win für beide Seiten.

Der geerbte Kleiderstapel thronte daraufhin mehrere Wochen auf unserer Truhe im Schlafzimmer. Bevor diese Stücke nämlich in den entsprechenden Kleiderschrank einziehen können, muss dieser erst noch entschlackt werden. Wir haben nämlich nur einen einfachen Kleiderschrank im Jungenzimmer stehen, den sich Joel und Josia brüderlich teilen, und der außer Kleidung auch noch zwei Schubladen Spielzeug beheimatet.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Benjamins Klamotten. Er hat aktuell nicht unbedingt so viel mehr Kleidung als noch vor ein bis zwei Jahren. Aber das Kind ist größer und folglich auch das, was es trägt. Die Kommode ist im Gegenzug nicht mitgewachsen und platzt seit geraumer Zeit wirklich aus allen Nähten. Das hübsche Stück ist aus Holz und kann zum Glück nur sprichwörtlich platzen. Aber wenn nicht gerade überdurchschnittlich viel Kleidung in der Schmutzwäsche ruht, dann bekommt man die fünf Schubladen nur mit entsprechender Fingerfertigkeit auf und wieder zu.

Momentan hat bei uns nur die Älteste ein Zimmer für sich, vier Kinder teilen sich ihr Zimmer mit jeweils einem Geschwisterkind und Ben schläft noch bei uns im Schlafzimmer. Dass man sich in einer großen Familie ein Zimmer teilen muss, ist vermutlich keine Seltenheit. Und wenn die Kinder noch klein sind, dann bringt dieses Modell auch viele Vorteile mit sich bzw. die Kinder selbst bevorzugen es möglicherweise.

Dies war zumindest während unserer Zeit auf Sansibar so der Fall. Wir hatten in unserem dortigen Haus nämlich ausreichend Zimmer, so dass die Kinder ohne Probleme ihr eigenes Zimmer hätten beziehen können. Aber sie wollten in all den Jahren lieber alle gemeinsam in einem Zimmer auf der gleichen Etage wie wir Eltern schlafen. Es ist eben eine feine Sache, wenn man abends noch ein bisschen miteinander reden kann und wenn man weiß, dass man die ganze Nacht über nicht allein im Zimmer ist.

Inzwischen fallen die unterschiedlichen Lebensrhythmen deutlich mehr ins Gewicht, als damals auf Sansibar. Denn wenn der Wecker von Kind 3 unter der Woche gegen 5.30 Uhr oder zeitweise sogar noch früher klingelt, Kind 2 aber erst um 6.30 Uhr aufstehen muss und wegen leichtem Schlaf leider ganz zuverlässig mitgeweckt wird, dann ist der Start in den Tag alles andere als geglückt.

Bei Kind 4 und 5 ist das Thema Schlaf erfreulicherweise nicht das Problem, denn Joel reißt so leicht nichts aus seinen Träumen. Selbst wenn er bei extremer Unruhe, was für Josia leider keine Seltenheit ist, doch mal wach werden sollte, findet er in der Regel zügig wieder in den Schlaf zurück. Bei den Jungs fliegen die Fetzen eher im alltäglichen Miteinander, da Josia sehr wenig Verständnis für MEIN und DEIN hat.

Das fängt beim Bett an und hört beim Computer nicht auf. Und so donnern aus dem Jungszimmer in zuverlässiger Regelmäßigkeit laute Wortgefechte, die sich auch mal zu tatkräftigen Auseinandersetzungen ausweiten können. Josia zeigt keinerlei Einsicht und Verständnis, und kann in dieser unschönen Haltung stur ausharren. Und Joels taktisches Feingefühl im Umgang mit seinem behinderten Bruder ist noch ausbaufähig. Aber ich will hier nun nicht weiter die Konfliktpunkte breittreten.

Wir sind nun in dem Rahmen aktiv geworden, wie es uns unter den momentanen Umständen möglich ist, und haben eine vorübergehende Lösung geschaffen, mit der wir bis dato gut zurechtkommen.

Schon seit knapp zwei Jahren habe ich immer mal wieder in meinem Kopf die verschiedensten Ideen analysiert, abgewogen und meist wieder verworfen, um irgendwie einen Weg zu finden, wie wir vor allem die Zimmerfrage für unsere drei Jungs brauchbar klären könnten.

Nun haben wir nach einem arbeitsintensiven Samstag, einigen überschaubaren Renovierungshandgriffen und drei Besuchen beim Möbelschweden unserem ältesten Sohn sein erstes eigenes Zimmer in unserem Wintergarten eingerichtet. Darf man das überhaupt laut sagen? Genau genommen ist der Wintergarten ja kein Zimmer im herkömmlichen Sinn.

Ein ausrangierter Teppich von meiner jüngsten Schwester wird zum neuen Einsatz bereit gemacht, denn im Wintergarten sind nur Fließen verlegt. Und das ist ziemlich kalt.

Seinen Schlafplatz im oberen Stockbett hat Joel behalten, denn der Wintergarten verfügt weder über entsprechende Verdunklungsmöglichkeiten, noch über eine als ausreichend eingestufte Raumtemperatur, um darin getrost nächtigen zu können. Joel meinte zwar, dass er durchaus auch dort schlafen könnte und dass das mit Sicherheit ziemlich cool wäre. Ja, in den Wintermonaten wäre es cool im wahrsten Sinne des Wortes! Das ist sicher!

Ben muss noch nicht zwingend in ein großes Bett umziehen, weshalb Joel vorerst in seinem Bett bleiben kann. Wir haben das Stockbett nun allerdings nicht mehr mitten im Zimmer als Raumteiler stehen, sondern an die Wand geschoben. Dadurch haben die zwei kleinen Jungs viel Platz zum Spielen gewonnen, und sie müssen sich nicht zwingend gemeinsam mit einer Sache beschäftigen, da sie nun auch problemlos nebeneinander und jeder für sich spielen können. Und wenn wir größere Bauwerke errichten oder Schienennetzwerke durchs Zimmer verlegen, dann kann das getrost über Nacht stehen bleiben. Ein größeres Kinderbett für Ben haben wir auch aufgebaut. Er ist davon allerdings kein bisschen überzeugt, denn am allerliebsten würde er bei Mama im Bett und nicht nur neben ihrem Bett in seinem Gitterbettchen schlafen. Und nun sogar in einem anderen Zimmer?

Hier noch ein Blick ins ehemalige Reich der Jungs. Die oberen Bilder zeigt den Spielbereich von Ben und Josia mit Stockbett und Kleiderschrank als Raumteiler, und die unteren den Blick in Joels kleines Reich.

Auch Joel hat spürbar mehr Platz als zuvor und vor allem deutlich mehr Licht, denn sein Zimmerteil war im hinteren Bereich gelegen, wo das Tageslicht meist rar war. Dass er nun komplett von Fenstern umgeben ist, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe deshalb direkt Vorhänge für die Fensterfront zu unserem Wohnzimmer genäht. Nun kann er sich immerhin in diese Richtung abschirmen.

Mein Mann hat die Gunst der Stunde genutzt und nebenbei noch einiges an weißer Farbe über gewisse Wand- und Deckenareale verteilt. Jetzt ist so manche Spur des Alltags übertüncht, die abgeblätterten Stellen an der Holzdecke wieder frisch übermalt und die Kratzspuren unserer Katze fallen dank des Weiß-Aufstrichs auch nicht mehr so unmittelbar ins Auge, wie das zuvor der Fall war.

Für unsere zwei Mädels haben wir ebenfalls eine Übergangslösung gefunden, denn Annelie schläft seit einigen Wochen mit wenigen Ausnahmen im Büro ihres Vaters. Dieses Zimmer ist relativ geräumig und bringt dank der Schlafcouch auch ein Bett mit sich. Da Ha-Di aus beruflichen Gründen im Augenblick verhältnismäßig viel außer Landes tätig ist, muss dieser schöne Raum ja nicht ungenutzt bleiben. Und nebenbei genießt sie dort unten im Keller den Luxus eines eigenen, kleinen Badezimmers.

Wir sind gespannt, wann und in welcher Form sich die Zimmerverteilung erneut verändern wird, und ob Ben sich in naher Zukunft auf sein neues Bettchen einlässt.

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