Das Wahlspektatkel ist vorbei und der Alltag schein langsam wieder einzukehren, auch wenn die Spuren der Wahl noch überall zu sehen sind. Wir sind sehr dankbar, dass alles so ruhig abgelaufen ist – das ist schließlich keine Selbstverständlichkeit! Für uns war es die erste Wahl hier im Land.
Schon vor über einem Jahr wurden die Zulassungen zur Wahl verteilt. Damals gab es bereits einige kleinere Aufstände und Proteste. Nicht jeder ist hierzulande automatisch zur Wahl zugelassen und es kamen uns Argumente zu Ohren wie z.B. das folgende: ein Fischermann ist nicht zur Wahl zugelassen, da er die meiste Zeit seines Lebens auf dem Meer und nicht auf dem Land verbringt.
Seit Wochen haben die Wahlplakate im Stadtgebeit täglich zugenommen. Es wurde absolut alles plakatiert: Mauern, Baumstämme, Autos, Schilder, die Randbefestigung der großen Kreisverkehre, Masten, Türen… Man glaubt gar nicht, wo man überall Plakate hinkleben kann und vor allem in welcher Massivität!
Auch sonst sah und sieht es vielerorts wie bei einer großen Geburtstagsparty aus, da viele bunte Stoffwimpel aufgehängt wurden. Bei uns in der Nachbarschaft war zuerst alles in weiß-rot-blau “ beflaggt – die Farben der Opposition. Zwei Tage später sah es dann so aus: Grün-gelb – die Farben der Regierungspartei -, und das deutlich größer, umfangreicher und überdeckend. Stellenweise konnte man noch die Erstdeko erahnen.
So ähnlich wie auf diesem Bild erstreckt sich die Deko über die gesamte Insel, wobei das Rot-weiß-blau die dominierende Farbe ist – unserem Empfinden nach. Bei den Wahlplakaten hingegen hatte es mit großem Abstand mehr von den grün-gelben.
Dieser Baum hat uns allen besonders gut gefallen – erinnert so ein bißchen an einen überfüllten Weihnachtsbaum. Stabile Pappe in der Mitte und von beiden Seiten ein lächelnder Kandidat, fein säuberlich an die Äste gehängt… sah im Original noch viel besser aus als hier auf dem Bild, da sich das bunte Plakatmeer schön im Wind bewegt.
Keine Bilder habe ich leider von den Massenumzügen auf den Straßen, auch wenn wir immer wieder welche davon überholt haben. Das Ganze sah ähnlich aus wie bei einer Demo, nur viel bewegter, da getanzt wurde oder alle im Laufschritt unterwegs waren. Das Gesamterscheinungsbild war farblich sehr eintöniger, da in der Regel alle in den entsprechenden Parteifarben gekleidet waren. Es gab passende T-shirts, Kappen und natürlich Kangas für jeden für umsonst! Oft wurden derartige Umzüge begleitet von LKWs, die Ladeflächen vollerbepackt mit grölenden Menschen bzw. mit einer kleinen Kapelle, die mit Schlagzeug, Trompete und sonstigen Instrumenten Musik gemacht haben. Das konnten wir in den letzten Wochen an vielen Abenden an unserem Haus vorbei fahren hören. Die Vuvuzela war auch oft im Einsatz 🙂
Der Wahltag (Sonntag) selbst hat mit einem richtig heftigen Regenguss begonnen. Da wir direkt neben einer Schule wohnen, hatten wir eine gute Aussicht auf die Wahlaktivität.
Das erste Bild habe ich um 7 Uhr gemacht (noch im strömenden Regen), das zweite eine Stunde später.
Um die Mittagszeit war dann bereits kaum noch was los – zumindest gab es keine Warteschlangen mehr vor den Klassenräumen. Vermutlich wollten alle so früh wir möglich gehen, damit sie auch zum „Zug“ kommen und ihre Stimme wirklich abgeben können.
Wir haben den Sonntag als außergewöhnlich ruhig wahrgenommen. Es waren kaum Autos und Leute unterwegs und der gewohnte Alltagslärm schien verstummt.
Auch der Montag war in unserer Gegend ruhig. In der Stadt gab es größere Menschenaufkommen und am Abend wurde dann offiziell bekannt gegeben, dass die Regierungspartei wieder gewonnen hat – mit nicht mal einem Prozentpunkt Vorsprung. Die Abendstunden waren sehr, sehr laut. Wir haben von überall Musik, Hupen und Grölen gehört. Ganze Umzüge schienen wieder unterwegs zu sein und es war insgesamt gesehen schon ein wenig beunruhigend, da man nie genau weiß, ob sowas nicht ganz schnell eskalliert.
Wir sind dann aber trotz all dem Lärm um uns herum irgendwann eingeschlafen und am kommenden Morgen war alles ruhig.
Am Mittwoch wurde nun der neue Präsident in sein Amt eingesetzt. Auf den Straßen war immer noch sehr viele Menschen in Parteifarben unterwegs und wir haben die Innenstadt vorerst noch gemieden.