Wenn der Tag zu wenig Stunden hat

Manche Tage haben es echt in sich, denn sie sind vor allem eins: extrem voll! Nicht selten ist man selbst dafür verantwortlich, weil man vorab einfach nicht richtig, oder sagen wir besser realistisch genug geplant hat. Oder weil man zu viele Dinge für dringend hält, und sie deshalb nicht aufschieben und ganz unbedingt sofort erledigen möchte.

Die vergangenen Tage fallen allerdings nicht in diese Kategorie, sondern sind ein klassisches Beispiel dafür, dass unser Leben sehr häufig von völlig ungeplanten Zwischenfällen „fremdbestimmt“ wird.

Im Kalender hatten wir für den Samstag ursprünglich nur vermerkt, dass morgens kurz nach 7 Uhr Ha-Dis Bruder Daniel auf Sansibar landen wird. Ein toller Event!

Wenige Tage – ich glaube sogar nur zwei – vor besagtem Samstag hat sich dann herauskristallisiert, dass Ha-Di außerdem dringend an einem wichtigen Treffen teilnehmen muss. Alle weiteren Leute vom Fach waren entweder außer Landes oder verhindert. Der große Haken an diesem Treffen war der Ort: Dar es Salaam. Wir hatten der Großstadt erst am Donnerstagnachmittag auf Wiedersehen gesagt und am Samstag musste mein Mann genau dahin zurück.

Sein Bruder war kurzentschlossen und hat ihn in die große Stadt begleitet. Ein krasserer Kulturwechsel ist vermutlich kaum machbar…

Manga 1

Und noch während er in seinem Treffen saß, versuchten mehrere Leute ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass es einen toten Deutschen gibt. Wegen diverser Telefonprobleme hat es längere Zeit gedauert, bis diese Nachricht dann tatsächlich bei ihm angekommen ist.

Kaum zurück auf der Insel musste er sofort weiter, denn der Leichnam war inzwischen schon im Hauptkrankenhaus in der Stadt eingetroffen und es mussten noch bestimmte Formalitäten geklärt werden. Auch auf diesem Dienst-Gang hat ihn sein Bruder begleitet. Nach 1,5h kamen die beiden pünktlich zum Abendessen zurück. Feierabend war aber längst noch nicht in Sicht. So ganz nebenher musste Ha-Di mit der Polizei gewisse Dinge abklären und unter anderem noch Geld überweisen (das geht bei uns zum Glück per Handy), damit sie für ihr Auto Sprit kaufen konnten, um die benötigten persönlichen Unterlagen des Toten von der Küste in die Stadt zu fahren.

Gegen 20 Uhr konnte endlich die Tochter des Verstorbenen ausfindig gemacht werden und nach einem kurzen Telefongespräch ist Ha-Di unverzüglich zu ihr an die Ostküste gefahren. Ich war dankbar, dass Daniel auch diesmal mitgegangen ist. Als sie dann kurz nach 23 Uhr wieder nach Hause kamen war ich schon fast am Schlafen…

Am Sonntagmorgen ging die Arbeit nahtlos weiter und während wir beim Frühstück saßen, durfte Ha-Di weitere Formalitäten leisten, damit der Leichnam offiziell untersucht werden konnte. Diesmal hat Daniel uns Gesellschaft geleistet, was mit Sicherheit angenehmer war. Um kurz nach 10 Uhr kam Ha-Di endlich wieder heim; alles weitere konnte getrost bis Montag warten.

Der nächste Anruf kam am späten Sonntagnachmittag, diesmal von einem Bekannten. Einer seiner Mitarbeiter hat mit starken, psychischen Problemen zu kämpfen. Zum Glück war dieser bereits in guter Versorgung, so dass Ha-Di lediglich wichtige Infos hinsichtlich Versicherung, Rückreise nach Deutschland, medizinischer Betreuung und Akut-Versorgung weitergegeben hat, sich aber selbst nicht weiter um diesen Fall kümmern musste!

Die neue Woche begann mit einer kaputten Entsalzungsanlage. Deshalb ging es für Ha-Di nicht wie geplant in die Werkstatt, sondern an die Ostküste. Dort verbrachte er den ganzen Tag – sein Bruder war mit von der Partie -, um in Zusammenarbeit mit unseren Kurzzeitlern und weiteren Mitarbeitern alles wieder an Ort und Stelle zu bringen bzw. die kaputten Teile auszutauschen. Als er am Abend zurückkam, gab es leider noch einiges in der Werkstatt zu klären. Derzeit sind sowohl der Werkstatt- als auch der Projektleiter außer Haus/Landes und wir haben eine Art „Chef-Mangel“.

Und selbst hier zu Hause lag zum Tagesausklang noch ein neuer Fall auf Ha-Dis Schreibtisch. Denn am Nachmittag kamen drei Deutsche zu mir, die ihre Pässe verloren hatten und nun einen Ersatz benötigen. Allzu viel können wir da nicht machen, außer die benötigten Papier bereits zur Botschaft mailen. Alles weitere muss dann in Dar es Salaam face-to-face geregelt werden.

Mittwochabend hat uns ein Anruf gegen 23 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Wir dachten schon, dass nun das Baby von unseren Teamkollegen kommt. Aber es war einer unserer Mitarbeiter, dessen Kind ziemlich heftig krank war. Also hat sich Ha-Di auf den Weg gemacht und ist mit ihnen zum Doktor; sie haben nämlich kein Auto.

So reiht sich Ereignis an Ereignis und Tag an Tag. Die Momente, in denen man inne hält und tief Luft holt sind im Augenblick mal wieder äußerst rar. Und selbst nachts ist es schwer, gute Erholung zu finden, weil es wieder so richtig drückend heiß geworden ist seit ein paar Tagen – wie froh und dankbar sind wir für Strom und Klimaanlagen!

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