Aufwiedersehn und gute Reise

Kurz vor neun kam der rote VW-Bus und hat meinen Mann eingesammelt. Wir standen schon eine Weile am offenen Tor und haben gewartet. Josia war voller Freude, dass er endlich mal über die Schwelle unseres Grundstückes treten konnte – Freiheit! Aber er hat sich damit begnügt, die kleine Steigung vor unserem Hoftor hoch und wieder runter zu marschieren, stets am Lächeln. Als der Bus kam, hat er sich unmittelbar an die Fersen seines Vaters geheftet und war fast noch vor ihm am Auto. Zielstrebig wollte er auf der Beifahrerseite ins Auto klettern – aber da hab ich ihn auch schon vom Boden gehoben. Josia fand das gar nicht gut! Er ist gerne auf dem Arm, aber nicht in so einem wichtigen Moment…

Eine kurze Begrüßung der weiteren Insassen gefolgt von einem flüchtigen „Bye-Bye“. Josia wollte nicht winken, sondern war der damit beschäftigt, mir vom Arm zu steigen. Glücklicherweise bin ich noch stärker als er. Und dann war der rote Bus auch schon wieder weg, auf dem Weg zu Hafen.

Mit der Fähre ging die Reise nach Dar, wo Ha-Di erst noch eine Service an unserem Team-Auto vornehmen musste. Schließlich sollte alles in guter Verfassung sein, wenn am Sonntag früh noch vor Sonnenaufgang die Reise in den Süden des Landes angetreten wird; eine Strecke von ungefähr 840km. Immerhin ist der überwiegende Teil dieser Strecke inzwischen geteert. Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach dennoch eine Tagesreise von gut 15h werden.

Mein Mann kehrt zurück an seinen Geburtsort, mitten im Busch im südlichen Tansania. Bei seinem letzten Besuch war er gerade mal 16 Jahre alt, und vermutlich hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten so manches in dieser Gegend verändert. Ich selbst war noch nie dort.

Wir sind für die kommenden 9 Tage ohne Papa. Die Kinder waren natürlich nicht begeistert, als sie sich verabschieden mussten – ich auch nicht. Aber es ging dennoch relativ gut. Sie waren auch durchs Spielen sichtlich abgelenkt zu diesem Zeitpunkt.

Der Auftakt-Tag hat uns direkt mit einem 8h Stromausfall beglückt. Wie gut, dass ich meine Wochenend-Wäsche schon komplett am Freitag erledigt hatte. An solchen Tagen bin ich in besonderer Weise dankbar für unser Solar. Wir können damit problemlos das Haus versorgen, solange wir keine zu großen Sprünge machen. Auf die Klimaanlage mussten wir an diesem Nachmittag leider verzichten, denn das schafft unser Solar nicht. Immerhin kam der Strom früh genug wieder, so dass wir noch Brötchen fürs Abendessen backen konnten. Ofen geht nämlich auch nicht über Solar.

Und am Abend wurde der erste Aufkleber auf dem Kalender platziert: ein Tag ist somit schon geschafft! Ich bin gespannt, wann Joel seine klassische Frage stellen wird: „Wie lange noch, bis Papa wieder kommt?“

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