Die U 6, eine Spritze und jede Menge Verkehr

Es war mal wieder so weit: Das Festland ruft – ein Tagestrip nach Dar steht an!

Ich versuche diesen Ruf stets so lang wie nur möglich zu ignorieren. Aber dauerhaft ist das bisher noch nicht möglich. Vielleicht lässt sich ja irgendwann auch ein guter Kinderarzt hier bei uns nieder. Ach, und dann ist da ja noch diese Sache mit den Impfungen. Wir sind sehr dankbar, dass wir inzwischen immerhin in Dar es Salaam deutsche Impfungen bekommen können. Das erspart so viele Pickser, denn Kombi-Impfstoffe sind hier kaum verbreitet.

Wir haben uns gegen halb sieben auf den Weg zur Fähre gemacht, nur um dort feststellen zu müssen, dass unser Boot gar nicht am Anleger steht. Derzeit ist am Schwimmanleger nur Platz für eine Fähre, weil wenige Meter daneben nun die Autofähre ihren Anleger hat. Die eine Fähre am Passagieranleger war aktuell die nach Pemba. Tja, ansich hätte man so gesehen bereits auf das Fährticket eine andere Abfahrtzeit drucken können, denn dieser Engpass entsteht dann ja jedesmal wenn die Pemba-Fähre und die Dar-Fähre eigentlich zeitgleich abfahren sollten.

Wir mussten uns also auf einen der vielen Plastikstühle in der Wartehalle niederlassen und WARTEN. Immerhin ist die Fähre pünktlich abgefahren und unsere Fähre hat angelegt. Dann fand etwas statt, was ich so gar nicht erwartet hätte. Die Passagiere wurden reihenweise aufgefordert, einzusteigen… und es hat geklappt! Alles ging überraschend schnell und ordnungsgemäß zu – aber unser Boot fuhr natürlich dennoch mit knapp 30min Verspätung los.

(Das hier ist die neue Autofähre, mit der wir bisher noch nie unterwegs waren)

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Josia hat sich eine Zeit lang wunderbar allein beschäftigt und ist durch die Gegend gekrabbelt – bevorzugt zum Mülleimer. Irgendwann ist er dann einfach auf dem Boden eingeschlafen und hat den Rest der schaukligen Fahrt verpennt.

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Als wir endlich wieder an Land waren – wie freu ich mich jedes Mal auf diesen Augenblick: festen Boden unter den Füßen! -, ging es im Stechschritt zum Taxi. Schon seit Monaten laufen in Dar großflächige Straßenarbeiten. Es soll eine Art Schnellbus eingeführt werden, der dann die unzähligen Kleinbusse ersetzen soll – zumindest auf den Hauptlinien. Ich bin ja mal gespannt, wie das werden wird und ob es tatsächlich die erhoffte Entlastung für die absolut unerträglichen Verkehrszustände in dieser Großstadt bringt. Momentan produziert das ganze deutlich mehr Stau, weil viele Strecken nur einspurig oder als Einbahnstraße befahrbar sind. Wir haben auch ein paar Stellen gesehen, die komplett gesperrt waren. Man sieht die neuen Bahnsteige für den Bus, die separaten Straßen und drum herum vor allem ganz viel Baustelle…

Wir haben erst mal unser Team-Auto geholt, das zum Glück nicht weit vom Hafen entfernt steht. Da wir bereits sehr spät dran waren sind wir ohne großen Aufenthalt direkt weiter zum Kinderarzt. Letztlich waren es dann nur 5min, die wir zu spät kamen und nach kurzer Wartezeit ging es mit Josia zum Wiegen und Messen. Er ist 73cm groß und wiegt 8,5kg.

Kurz darauf saßen wir beim Kinderarzt, diesmal nicht deutsch, sondern französisch – aber wir kennen diesen Mann schon seit unserer Anfangszeit hier und schätzen ihn sehr. Er hat sich unseren kleinen Mann genau angeschaut, abgehört, Reaktionen getestet, Hals und Ohren gecheckt. Dann haben wir uns noch ein wenig über die – meiner Ansicht nach schwache – Gewichts- und Größenzunahme unterhalten. Aber der Arzt fand es nicht so besorgniserregend und meinte nur, ich solle eben mehr Butter, Ei und Käse verabreichen. Mit Käse überbacken – das schmeckt dann ja auch sehr gut! Tja, Käse zählt hierzulande schließlich auch zu den Dingen, die man ohne weiteres und überall in guter Qualität bekommt *Ironie*. Außer wenn man ziemlich viel Geld ausgeben will.

Es gab dann noch einen Picks mit MMR für Josia, was er sehr tapfer ertragen hat. Und dann ging unsere Reise auch schon weiter.

Ha-Di musste noch ein Ersatzteil besorgen und einiges wegen unserem Unfall-Auto klären. Unser altes Team-Auto sollte eigentlich Anfang des Jahres verkauft werden, aber dann hat jemand kurz zuvor den Wagen auf die Seite gelegt, und zwar so richtig. Rahmen verzogen, Fenster raus und natürlich jede Menge Beulen in Blech….

Seit vielen Wochen laufen nun schon die Gespräche mit der Versicherung und es wurden Kostenvoranschläge eingereicht, die von zwei verschiedenen Werkstätten erstellt wurden. Aber bis dato hat die Versicherung nichts davon akzeptiert und wir wurden an eine bestimmte Werkstatt in Dar verwiesen, um einen weiteren Kostenvoranschlag zu erhalten. Also mussten wir erst eine Person abholen, die die Lokation der gewünschten Werkstatt kennt und uns den Weg dorthin zeigt. Als wir dort waren, haben wir eine weitere Person ins Auto gepackt und sind zum Unfallwagen gefahren. Ich kam nicht drum herum, das hier zu knipsen – wer findet den Fehler?

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Während der chinesische Mechaniker unser kaputtes Auto angeschaut hat, habe ich Josia sein Mittagessen verabreicht und uns beiden ein wenig Auslauf gegönnt. Bisher dahin hat er sehr gut mitgemacht und ein schönes Schläfchen gehalten.

Es waren zwar nicht all zu große Distanzen, dafür aber extrem volle Straßen, weshalb wir gefühlt endlos unterwegs waren. Wir sind an diesem Tag glaub an mindestens vier liegengebliebenen LKWs vorbei gekommen, die jedes Mal eine Art Nadelöhr aus der Straße gemacht haben. Kein Wunder, dass sich dann alles staut. Ein LKW lag sogar auf der Seite und hat die volle Straßenbreite blockiert. Zum Glück mussten wir da nicht lang!

Mit all den Notizen sind wir wieder zurück zur China-Garage, wo wir dann darauf gewartet haben, dass sich die Notizen in einen offiziellen Kostenvoranschlag verwandeln. Josia hat während dessen Kletterübungen im Auto gemacht und ein wenig auf dem Stück Gurke rumgekaut, das er von dem chinesischen Mechaniker geschenkt bekommen hat.

Als wir das wichtige Dokument in Händen hielten, ging es zurück Richtung Innenstadt zum Hafen. Da wir noch ein klein wenig Zeit hatten und bisher nicht zum Essen kamen, stand als nächster Punkt auf der inneren Liste: Essen finden.

Erster Anlauf erfolglos, da das angesteuerte Restaurant leider erst in Kürze eröffnet. Aber wenige Meter weiter wurden wir fündig – und bald darauf per Take-away auch satt.

Am Hafen haben wir uns mit Ha-Dis Vater getroffen, der das Auto direkt von uns übernommen hat. Allerdings ergoss sich davor noch ein heftiger Regenschauer. Und weil die Straße an dieser Stelle komplett gesperrt war, haben wir auf einem Parkplatz ein Stück weiter weg auf ihn gewartet. Schlüsselübergabe. Der Regen lies nach und wir liefen los – noch ein kurzes Stück und dann waren wir an der Fähre.

Noch weitere zwei Stunden, diesmal mit keinem Nickerchen, und wir waren wieder zurück auf der Insel.

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