Eine Reise mit Hindernissen

Nach der Reise ist vor der Reise. Dieser Ausspruch trifft bei meinem Mann im Moment leider ziemlich ins Schwarze, denn für den Februar stand schon sein nächster Auslandstermin im Kalender.

Diesmal zuerst für einige Tage zum Team auf den Komoren, da Ha-Di dort unter anderem bei der offiziellen Übergabe der Teamleitung mit eingeplant war. Und von dort aus ging es erneut nach Sansibar, wo einige wichtige Treffen zur Regelung seiner Projektleiterübernahme anstanden.

So eine Reise im Dreieck erfordert immer besondere Sorgfalt in der Planung, denn gute und dazu noch bezahlbare Flugverbindungen zu finden, ist nicht so einfach wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Aber wenn zwei Reiseziele immerhin in der gleichen Region liegen, ist der Versuch, sie zu verbinden, absolut lohnend. Als Ha-Di endlich alles abgeklärt und erfolgreich gebucht war, konnte er zufrieden auf das Ergebnis blicken. Ich war natürlich nicht sonderlich erfreut darüber, meinen Mann nach gerade mal zwei gemeinsamen Wochen erneut für 11 Tage entbehren zu müssen.

Ungefähr vier Tage vor seinem Abflug kam von den Komoren die ungute Information, dass sich ein großer Sturm im Anmarsch befindet. Dieser Tropensturm sollte ausgerechnet zu der Zeit auf die Inselgruppe treffen, wie mein Mann, was für uns die große Frage aufwarf: Kann Ha-Di unter diesen Umständen überhaupt fliegen?

Es ist keine Seltenheit, dass der kleine Flughafen auf der Zielinsel bei ungünstigen Wetterverhältnissen geschlossen wird und für mehrere Tage keinerlei Flugverkehr mehr stattfindet. Auf diesem Flughafen können generell nur kleine Flugzeuge landen, denn die Landebahn ist kurz und führt direkt auf einen Berg zu. Natürlich gibt es notfalls noch den Fährverkehr, der die einzelnen Inseln miteinander verbinden. Aber letztlich war auch diese Möglichkeit zu unsicher und vom zeitlichen Rahmen nicht wirklich eine Option. Und die gesamte Reise nach hinten schieben ging wegen all der anderen Termine nicht.

Wir haben die Sache noch knapp zwei Tage beobachtet und schließlich den Entschluss gefasst, dass Teil 1 der Reise unter den gegebenen Umständen nicht durchführbar ist. Vor Ort hieß es zu diesem Zeitpunkt, dass der Flughafen für die kommenden Tage geschlossen bleiben soll. Und das umfasste auch Ha-Dis Anreisetag.

Mein Mann hatte sich unverzüglich hinter seinen Rechner geklemmt und nach neuen Flügen Ausschau gehalten. Leider war es nicht möglich, alle betroffenen Flüge zu stornieren, aber immerhin den Hauptanteil. Denn nachdem die Komoren von seinem Plan gestrichen waren, wollte er einen besser passenden Flug für die Sansibarreise buchen.

Ich hatte insgeheim gehofft, dass er ein paar Tage später fliegt, denn vom ursprünglichen Plan her gesehen wäre er ja erst ab Samstag auf Sansibar eingetroffen. Aber mein Mann wollte die zusätzliche Zeit lieber nutzen und früher nach Sansibar fliegen, weil sein Terminplan wie üblich sehr eng bemessen war.

Nach dem neuen Reisedaten ging es nun nicht am Sonntag-, sondern am Montag los. Aber dieser Plan wurde von einem positiven PCR-Test zunichte gemacht! Dabei hatte Ha-Di vorab noch einen Schnelltest gemacht, denn hier im Haus kursierte mal wieder ein bisschen Halsweh und Erkältung. Der Schnelltest war negativ gewesen.

Nun standen wir da. Positiver Test und damit keine Möglichkeit zum Fliegen. Zugleich bedeutete dieses Ergebnis auch die offizielle Quarantäne für einen Großteil unserer Familienmitglieder.

Den Sonntagnachmittag hat mein Mann dann damit verbracht, erneut seine Flüge zu stornieren und etliche Telefonate zu führen; unter anderem mit dem Testzentrum hier vor Ort. Und dort konnte er letztlich sogar die Möglichkeit für einen zweiten Test aushandeln. Läuft für ihn ja generell alles auf eigene Kosten.

Also fuhr er am Nachmittag ein zweites Mal zum Testen. Und als wenig später das Ergebnis mit NEGATIV zurückkam, verschaffte dies nur bedingt Erleichterung, denn die Meldung des Positiv-Tests war leider schon ans Gesundheitsamt übermittelt worden.

Am Montag mussten erstmal alle Kinder „krankgemeldet“ werden. Dann hat sich mein Mann hinters Telefon geklemmt, um irgendwie mit dem Gesundheitsamt in Kontakt zu treten. Nach mehreren Anläufen hatte er Erfolg und bekam eine Email-Adresse genannt, wohin er seinen Negativ-Nachweis senden sollte. Von da an hieß es dann, geduldig auf den Rückruf vom Gesundheitsamt zu warten.

Und dieser Anruf kam tatsächlich schon am nächsten Nachmittag! Das war absolut unglaublich und kam ziemlich überraschend. Wir hatten zwar inständig gehofft, dass sich bald jemand zurückmelden würde. Schließlich war unser Fall ziemlich speziell und sechs Kinder saßen quasi grundlos daheim fest. Aber das Wissen um die allseits wohlbekannte Überlastung dieses Amtes ließ ein Hoffen kaum zu.

Der Mann am Telefon war sehr verständnisvoll und erklärte, dass er die Meldung von Test 1 gar nicht ins System aufnehmen würde, da es sich ja nachweislich um einen Fehler handeln müsse. Innerhalb so kurzer Zeit kann man nicht positiv und negativ zugleich sein. Somit liegt ihnen auf dem Amt kein positiver Fall vor und es herrscht folglich auch für keinen aus der Familie die Pflicht zur Quarantäne.

Die Freude und Dankbarkeit war bei uns allen groß. Wir sind gleich darauf mit allen Kindern zum Testen gefahren, damit sie am nächsten Tag mit offizieller Bestätigung in die Schule gehen konnten. Sicherheitshalber hatten wir uns alle vorab noch hier daheim getestet!

Für meinen Mann ging das erneute Buchen los. Es war zwar ein längeres Hin und Her, inklusive falscher Reisedaten in diversen Buchungsanfragen und einem Zubringerflug, der sich bei genauerer Betrachtung als Taxi entpuppte. Also nochmal stornieren und was Passenderes suchen. Ich weiß gar nicht, wie viele Flüge Ha-Di innerhalb der vergangenen Tage gebucht und wieder storniert hat. Ich habe irgendwann die Übersicht verloren.

Nun stand der Flug ´für Mittwochabend ab Frankfurt. Aber auch daraus wurde nichts, denn ausgerechnet dieses Flugzeug erhielt ein Startverbot in letzter Minute, nachdem alle Passagiere an Bord der Maschine waren. Es gab da nämlich irgendwelche Probleme mit den Bremsen oder so.

So endete Tag 1 seiner Reise in einem ´Hotel am Frankfurter Flughafen. Ha-Di hatte für einen klitzekleinen Moment mit dem Gedanken gespielt, erneut umzubuchen. Aber da sein Gepäck bereits verstaut war und das auch so bleiben sollte, schied diese Idee sofort wieder aus.

Er hatte noch einen netten Abend mit seinem Nebensitzer aus dem Flugzeug. Und am Donnerstag ging es tatsächlich nach dem Frühstück zurück zum Flughafen und kurz darauf in die Luft, so dass er am späten Donnerstagabend endlich sein Ziel erreicht hatte.

Seine Rückreise verlief dann fast nach Plan und ohne weitere Zwischenfälle, lediglich einen Tag später als ursprünglich gebucht. Ha-Di musste noch einen wichtigen Termin für seinen Visa-Antrag wahrnehmen.

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