Gekentert und kein zurück

Es ist einfach unglaublich, dass es innerhalb so kurzer Zeit erneut zu einem Fährunglück in den Gewässern vor Sansibar kommen konnte. Auch wenn dieses Unglück bei weitem nicht an das Ausmaß des Unfalls vor 10 Monaten heran reicht (damals sind vermutlich über 1500 Leute gestorben), so hat es viele sehr erschüttert. Diesmal waren  auch Touristen unter den Todesopfern, weshalb die Beachtung in der Presse deutlich größer ausgefallen ist. Einige Deutsche waren unter den Überlebenden. In den vergangenen zwei Wochen hat man immer wieder neue Informationen im Internet ausfindig machen können. Es gab sogar kurze Videos vom Unglücksort und Berichte von Überlebenden. Auch dieses Mal wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Für viele war es wie ein Deja-vu. Erneut wurden große Zelte aufgeschlagen, wo die geborgenen Leichen zur Identifizierung ausgelegt wurden. Lange Warteschlagen vor den Zelten, weinen, klagen und der Schock der Ungläubigkeit. Da Ha-Di nicht  mehr vor Ort war, musste ein Kollege von der Botschaft aus Dar anreisen. Er kam sich bei der ganzen Sache vor wie auf einem Bazar – nur ging es hier nicht um Handel und Geschäfte.

Der President hat in seiner Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass es nun nicht an der Zeit wäre, nach den Schuldigen zu suchen. Statt dessen müsse man es als Prüfung Gottes ansehen…

fährunglück

Die besagte Fähre wurde vor gut einem Jahr in Amerika käuflich erworben und nach Tansania gebracht. Bevor sie ihren Dienst aufgenommen hat, wurde noch ein zusätzliches Deck oben drauf gesetzt. Sie galt davor schon als sehr wackelig bei stärkerem Seegang, und dabei war sie nur auf Binnengewässern unterwegs gewesen. Der Kanal zwischen Sansibar und dem Festland ist bekannt für seine rauhe See und nicht selten werden Leute bei Überfahrten richtig seekrank (wir sprechen aus eigenener Erfahrung).

Bild: Die Fähre im Urzustand – vor der Aufrüstung mit einem weiteren Stockwerk

KALAMA-in-TanzaniaW

Als die Fähre ihre Reise angetreten hat, waren auch einige Touristen an Bord. Einer der Überlebenden berichtete, dass sie von der Touristeninformation am Hafen in Dar es Salaam für dieses Boot geworben wurden. Es wurde ihnen als neues und gut ausgestattetes Fährschiff angepriesen, das lediglich etwas langsamer sei als die „Fast-Ferries“ (mit denen wir immer fahren) und deshalb auch kostengünstiger. Laut seiner Angaben war die erste Klasse bis auf den letzten Platz ausverkauft und es saßen noch etliche Passagiere auf dem Boden.

Schon den ganzen Tag über war es extrem windig und das Meer entsprechend aufgewühlt – und dennoch ist die Fähre planmäßig um die Mittagszeit in See gestochen. Auf halber Wegstrecke ereignete sich das Drama. Mehrere große Wellen haben das Boot an der Breitseite getroffen und letztlich umgeworfen. Das Schiff hat sich innerhalb weniger Minuten komplett auf den Kopf gestellt.

faehrunglueck104~ v-grossgalerie16x9

Vermutlich sind 144 Menschen gestorben, darunter auch einige Kinder. 145 Passagiere konnten gerettet werden. Der Betreiber ist der gleiche wie von der Spice Islander I, die im September auf ihrem Weg nach Pemba gestunken ist. Inzwischen sitzt er im Gefängnis und wartet vermutlich auf einen Prozess. Der zuständige Minister für Wassertransporte hat abgedankt.

Und wie so viele stehen wir recht hilflos und sprachlos dabei, diesmal auch nur aus der Ferne, weil wir nicht vor Ort sind.

Was bleibt ist die Frage, ob sich nun wirklich was ändern wird und die Kontrollen strenger angesetzt werden, damit solche Unglücke nicht zur Alltäglichkeit werden?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.