Josias zweiter Geburtstag

Wir hatten keine großen Pläne für Josias Geburtstag. Für uns war es an dem Tag einfach wichtig, dass wir die Zeit zusammen als Familie genießen können, nachdem Ha-Di endlich von seinem Einsatz auf dem Festland zurück war. Natürlich gehört zu einem Geburtstag auch der entsprechende Kuchen – obwohl Josia dafür bisher nicht zu begeistern ist. Die Kerzen fand er aber ganz super und auch die bunten Smarties. Davon hat er sogar eins probiert, was nach kurzem Geschmackstest wieder ausgespuckt wurde. Er blieb lieber beim frisch gebackenen Brot!

Nach Kuchen essen und Geschenk auspacken – er kam kaum zum Zug, da die Großen ständig ihre Finger dazwischen hatten – sind wir an den Steg und haben ein wenig geangelt und gebadet. Josia war voller Begeisterung bei der Sache und ist von einer Angel zur nächsten gerannt. Dann wurde tüchtig an der Spule hantiert und hin und her geschwenkt, so gut er das balance-technisch geregelt bekam. Leider hat er auch zwei Mal eine Angel ins Meer geworfen. Ha-Di musste dann nach der Angel tauchen, denn die badenden Kinder wollten nicht 🙁

Und zum Abschluss haben die Kinder noch ein Abendessen beim Hotel bekommen. Josia hat sich die Gabel geschnappt und jede Pommes bzw. jedes Stückchen Fleisch, das ich ihm in die Hand gegeben habe, wollte er zuerst auf die Gabel spießen und von dort aus wanderte es dann weiter in den Mund…

(kleine Anmerkung am Rande: die Schramme unter dem Auge hat er sich beim Kuchen backen ergattert; während ich den Teig gemacht habe, hat er in einer kurzen Rührpause am Kabel gezogen und das stehende Handrührgerät ist ihm ungebremst entgegen gekommen…)

Nach dem kleinen Bericht über Josias Geburtstag gibt es jetzt noch ein paar Bilder von den vergangenen zwei Monaten inklusive Video.

Josia ist zunehmend sicherer unterwegs, nur wenn er müde oder zu schnell wird, purzelt er doch noch oft über die eigenen Beine und fällt hin. Blaue Flecken und Schürfungen sind somit leider keine Seltenheit. Wenn man ihn so durch die Gegend wackeln sieht, wirkt es manchmal, wie wenn er betrunken wäre – aber wir hoffen sehr, dass seine Körperspannung und die Muskulatur weiter zunehmen werden. Inzwischen versucht er auch oft, sich selbst an- bzw. auszuziehen. Wenn er Kleidungsstücke findet oder mir mal wieder bei der Wäsche zur Hand geht, dann versucht er zielstrebig, sich die Dinge über den Kopf zu ziehen oder mit den Füßen hineinzusteigen. Und er stellt sich dabei sehr geschickt an 🙂

Einfach brav in der Wanne sitzen kommt hier nur noch selten vor. Beim großen Bruder hat er abgeschaut, wie man es sich in der Wanne bequem machen kann. Und so lässt er sich nun in nicht vorhersagbaren Abständen nach hinten fallen um richtig zu baden. Seit er damit angefangen hat, achte ich immer darauf, dass die Wanne nicht zu voll ist, damit daraus nicht Tauchgänge werden. Außerdem ist der Wasserhahn ein großer Anziehungspunkt für Josia geworden. Falls er also nicht gerade mit Tauchen beschäftigt ist, steigt er schnurstracks aus seiner Wanne, die wir in der großen Wanne stehen haben, geht zum Hahn und dreht selbst das Wasser auf. Und dann versucht er sich so zu duschen, wie er das bei den Großen immer beobachtet…

Wenn er nach dem Baden nicht direkt ins Bett gesteckt wird, macht er sich entweder am großen Wandspiegel zu schaffen oder er räumt die Kleider aus der Wickelkommode. Neulich war dem nicht genug, da ist er sogar noch in den Wickeltisch gestiegen und hat sich zwischen seine Klamotten gelegt.

Nach monatelanger Auszeit hat unser Hängesessel endlich wieder seinen Platz eingenommen. Ha-Di musste einen neuen Dübel in die Decke machen und am Sessel selbst hatte ich noch ein etwas größeres Loch zu flicken. Und seit das Ding wieder an seinem angestammten Platz hängt, ist er in Dauerbeschlag. Josia genießt es total, in diesem Sessel zu liegen und sanft durch den Raum zu schaukeln. Aber sehr bald hat er die Variante B entdeckt. Und die macht ihm sowas von Spaß, dass man ihn kaum noch bremsen kann. Er hängt sich im Stehen mit seinen Armen ein und dann rennt er los. Teils schaukelt er auf diese Weise richtig schön hin und her, teils endet es aber auch in einem relativ wilden Kreiselspielchen. Er ist auch schon dabei abgestützt – zum Glück bisher nie zu heftig. Und manchmal hat er sichtlich den Drehwurm davon. Aufstehen und loslaufen funktioniert dann erst mal nicht mehr 🙂

Ich finde es bemerkenswert, dass unsere Kinder, allen voran Romy, weiterhin fast täglich dafür beten, dass Josia kein Down-Syndrom mehr hat. Und sie zeigen damit deutlich mehr Ausdauer als ich. Am Anfang war dies tatsächlich auch mein tägliches Gebet. Denn irgendwie wollte ich einfach lieber ein „normales“ Kind haben. Und ich hatte auch nie das Gefühl, dass es falsch sein könnte, für seine Heilung zu beten.

Das soll nun nicht den Rückschluss erlauben, dass ich inzwischen nicht mehr dafür bete. Aber ich glaube, mein inneres Bild hat sich im Lauf der Zeit ein wenig gewandelt. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass Josia z.B. morgen aufwacht und dieses zusätzliche Chromosom der Vergangenheit angehört. So wie es kurz nach der Geburt von einer lieben, älteren Bekannten, die mit dem Begriff Down-Syndrom nicht wirklich was anfangen konnte, schlicht und zuversichtlich ausgesprochen wurde: „Ach, des geht au voll weg! “

Ich bete dafür, dass dieses zusätzliche Chromosom keine großen Auswirkungen auf seinen Körper und seine gesamte Entwicklung hat…

Gerade bei meinen Ausflügen in das Leben anderer Familien mit DS (via Blogs) treffe ich immer wieder auf Dinge, die mir bekannt vorkommen. Und dabei handelt es sich nicht nur um die augenscheinlich typischen Merkmale dieser Kinder, sondern oft sind es bestimmte Verhaltensweisen, Bewegungsmuster und Gesten. Dadurch wächst in mir die Gewissheit, dass Josia ohne DS eben gar nicht der Josia wäre, denn wir als unseren Schatz kennen- und lieben gelernt haben. Vieles würde er nicht in der Art und Weise machen, wie es eben typisch für ihn ist, er würde nicht so lachen, sich nicht so bewegen, nicht so gestikulieren usw.

Und hier gehts zum Video…