Von der Hitze in die Kälte

Irgendwie habe ich die Tatsache, dass ich nun bald für lange Zeit von meiner Familie getrennt auf einem anderen Kontinent leben werde, recht gut verdrängt. Ich habe mir in den vergangen Tagen auch nicht all zu viele Gedanken über die Reise gemacht, oder übers Packen, oder über das, was kommt und wie es werden wird. Einfach erst mal ankommen und dann kann ich über Termine, Treffen und sonstige Details nachdenken – so war meine Devise. Und es hat auch recht gut geklappt. Nur abends überkam es mich dann phasenweise sehr intensiv – das war unangenehm und überwältigend und brachte manche Tränen mit sich.

Aber selbst wenn man nicht all zu viel darüber nachdenkt, kommt der Tag irgendwann… und so war es auch. Also habe ich meinen Koffer gepackt – was schnell ging, denn weder Annelie noch ich haben passende Kleidung. Folglich war viel Platz für Nähprodukte von meiner Schwiegermutter ihren Nähmamas.

Kurz nach 18 Uhr ging es dann zum Flughafen. Romy hat schon eine halbe Stunde davor angefangen, ununterbrochen zu weinen. Bei Nasya kamen die Tränen dann erst am Flughafen. Nur Joel war cool und unberührt – aber ihm fehlt dafür auch noch das Zeitverständnis. Alle umarmen, drücken, Tränen abwischen, gute Worte zusprechen… und kurz noch ein Foto zum Andenken an diesen besonderen Abschied (mit ein paar ziemlich verheulten Gesichtern).

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Die Kinder sind dann mit Oma, Opa und Rebeca zurück nach Hause gefahren, während Ha-Di uns noch bis zur Abflughalle begleitet hat (wie praktisch, wenn man einen Sonderausweis besitzt!).

Beim Check-in ging alles gut und das Flugzeug hatte sogar nicht all zu viel Verspätung. Ha-Di war noch bei uns, bis wir zum Boarding gerufen wurden.

Unser kleiner Flieger war bis auf den Platz neben dem Piloten komplett voll. Da Annelie und ich ziemlich am Schluss kamen, konnten wir nur noch hintereinander zwei Plätze bekommen. Ich hab mich während dem Flug mit der Frau neben mir unterhalten, einer Amerikanerin. Auch die anderen waren alle Amerikaner von einer Reisegruppe.

In Dar es Salaam wurden wir direkt vom kleinen zum großen Flughafen gefahren. Erster Schock: auf der Tafel mit den Flügen stand unser Flug gar nicht angeschrieben! Ich hab mich dann erst mal erkundigt, was das heißt. Aber mir wurde versichert, dass heute Nacht ein Egyptflug auf dem Plan steht, auch wenn er nicht angeschrieben ist. Das kommt hier wohl öfter vor…

Also haben wir uns in der Wartehalle niedergelassen und gewartet, bis der Schalter aufgemacht wurde. Die gut zwei Stunden Wartezeit vergingen relativ schnell. Annelie hat gespielt und Kurzvideos geschaut. Dann haben wir noch ein bißchen was gegessen und schon konnten wir an den Schalter.

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Das Einchecken hat dagegen echt ewig gedauert. Die Lady an unserem Schalter war wohl neu und wurde für jeden Schritt von einer weiteren Dame angeleitet.

Mit den Boardingpässen in der Hand ging es weiter zur Passkontrolle und dann hoch in die Abflughalle. Dort mussten wir durch den dritten Sicherheitscheck an diesem Abend – und ein der Beamten wollte nicht einsehen, warum ich nicht durch das Röntgentor gehen möchte. Der Hinweis auf meinen dicken Bauch lies ihn völlig unbeeindruckt. Er wollte dann eine Bescheinigung vom Arzt sehen, die besagt, dass Schwangere da nicht durch müssen. Sowas hatte ich natürlich nicht, nur eine Bescheinigung meiner Flugtauglichkeit. Die hab ich ihm dann gegeben, aber damit war er natürlich nicht zufrieden. Es gab eine etwas längere Diskussion. Zwischendurch hat Ha-Di noch angerufen und ebenfalls versucht mit diesem Beamten zu reden und ihm die Sachlage zu erklären.

Irgendwann durfte ich dann tatsächlich weiter gehen ohne durch die Schranke zu müssen. Aber er hat mir sehr ans Herz gelegt, dass ich beim nächsten Mal auf alle Fälle ganz unbedingt eine Bescheinigung benötige!

Nun lagen weitere knapp 2h Wartezeit vor uns. Annelie hat sich ein wenig hingelegt, aber zum Schlafen war sie wohl einfach zu aufgeregt. Dann haben wir die Tante von Nasyas Schulfreundin getroffen, die auf dem gleichen Flug war (allerdings nur bis Cairo, da sie von dort kommt). Sie hat mir dann auch beim Einsteigen mit dem Handgepäck geholfen, so dass ich meine Hand für Annelie frei hatte. Wir wurden mit dem Bus zum Flieger gebracht, früher als erwartet. Annelie hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Auge zu getan und als wir auf unseren Plätzen saßen, war sie sofort eingeschlafen noch bevor der Flug los ging. Es war inzwischen auch schon kurz vor 1 Uhr nachts.

Wir sind früher gestartet und hatten einen relativ ruhigen Flug – nur kurze Zeit mit Turbulenzen. Annelie konnte die ganze Zeit wunderbar auf dem Boden liegen und schlafen und ich habe mich über die drei Sitze ausgebreitet und etwas Ruhe gefunden.

In Cairo sind wir dann fast 30min vor der Zeit gelandet – und waren beide fix und fertig! Wir haben uns einen Platz gesucht, wo Annelie noch ein wenig liegen konnte, aber geschlafen hat sie erst mal nichts. Sie hat über Ohrenschmerzen geklagt. Die Stunden vergingen extrem langsam und irgendwann hat sie doch noch für ca. 30min neben mir geschlafen. Nach über 5h durften wir wieder ins Flugzeug. Deutlich größer, aber leider hatte auch dieses keine Einzelbildschirme – worauf ich gehofft hatte. Denn mit Kindern ist das echt sehr angenehm, wenn sie selbst Filme aussuchen oder Spiele spielen können. Auch sonst gab es überhaupt nichts für Kinder, kein Spielzeug oder Malzeug oder sonst was. Ich hatte selbst was zum Malen für Annelie eingepackt und das hat sie dann eine zeitlang auch gemacht. Aber sie war insgesamt einfach so müde und geschafft, dass ihr für vieles die Ausdauer gefehlt hat. Immerhin hat sie nochmals ein klein wenig geschlafen… und irgendwann waren wir tatsächlich in Frankfurt!

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Annelie und unser Flugzeug im Hintergrund direkt nach dem Ausstieg in Frankfurt

Auch in Frankfurt kamen wir ca. 20min früher als geplant an. Bei der Gepäckausgabe musste ich mich erst mal mit der neuen Technik zur Freigabe der Gepäckwagen auseinandersetzen. Und dann kamen unsere Koffer auch bald. Bis zur Abfahrt unseres Zuges hatten wir noch gut eine Stunde Zeit. Also sind wir erst mal Richtung Klo und haben ein paar mehr Kleidungsschichten angelegt. Annelie hat mir ununterbrochen erzählt, dass es ihr sooooo kalt sei! Sie hatte auch eisig kalte Hände – und ich keine Winterjacke für das arme Kind!

Auf dem Weg zum Bahnhof haben wir dann erfahren, dass unser Zug ausfällt! Schock!

Also sind wir erst mal ins DB-Büro und haben uns erkundigt, was das nun für uns bedeutet. Leider waren wir etwas spät, sonst hätten wir noch einen Zug vor unserem geplanten Zug nehmen können. So blieb uns nur die Option, auf den nächsten Zug zu warten, der 30min später auf dem Plan stand und leider Umsteigen in Mannheim beinhaltetet.

Nach der Umbuchung musste ich ein Telefon suchen, um meinem  Vater bescheid zu geben. Immerhin gibt es noch Apparate, die auch Münzen nehmen. Aber man muss als Start direkt 1 Euro einwerfen! Echt unverschämt.

Anschließend sind wir durch das riesige Gebäude über dem Fernbahnhof gewandert, haben uns ein wenig was zum Essen gekauft und uns dann auf den Bahnsteig begeben – gut verpackt, wie man hier sehen kann!

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Der Zug kam auch direkt und einer der Schaffner hat mir beim Einladen all meiner Koffer geholfen.

Wegen dem Zugausfall war dieser Zug natürlich ziemlich überfüllt. Wir haben uns gar nicht die Mühe gemacht, nach Plätzen zu suchen. Wegen all der Menschen, die in den Gängen standen, wäre ein Durchkommen mit dem ganzen Gepäck eh undenkbar gewesen. Also haben wir die gut 30min stehend im Einstiegbereich verbracht. Annelie hat sich am Anblick der weißen Winterlandschaft erfreut – ich mich auch.

Ab Mannheim hätten wir eigentlich reservierte Plätze gehabt. Aber unser Zug kam mit Verspätung an und der Anschlusszug fuhr direkt ein, so konnten wir nicht mehr auf dem Bahnsteig entlang zum passenden Abteil laufen. Also standen wir erneut im Eingangsbereich zwischen den zwei 1. Klassewagons; aber dieser Zug war immerhin nicht mehr ganz so überfüllt. Ich hab mich mit Annelie einfach in die erste Klasse auf einen freien Platz gesetzt und  zum Glück war die Kontrollfrau auch so nett und hat uns dort sitzen lassen.

In Stuttgart kamen wir auch etwas später als geplant an… und somit war es unnötig, zur S-Bahn zu hetzen. Es war auch ziemlich weit zum Laufen bis zum S-Bahn-Aufzug.

Die S-Bahn war um diese Zeit natürlich auch schon sehr voll und wir standen wieder im Einstiegsbereich mit unseren Koffern…

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In Ditzingen haben wir direkt den Opa gesehen und waren dankbar! Kaum ausgestiegen kam eine Schulfreundin auf mich zu und hat mich herzlich begrüßt. Sie war im gleichen Zug und hat mir dann mein Handgepäck abgenommen.

Annelie hat sich daheim direkt vor die Heizung gesetzt und ihre eisigen Hände und Füße aufgetaut.  Dann gab´s warme Suppe und anschließend ging es bald ins Bett für sie. Da sie wieder ziemlich warm war, hab ich ihr nochmals Fiebersaft verabreicht.

Ich hab noch auf die Ankunft meiner Schwester gewartet, die nur wenige Stunden nach uns in Stuttgart gelandet ist.

Annelie hat wunderbar geschlafen – insgesamt über 13 Stunden am Stück!

 

Zum Abschluss noch zwei Sprüche des Tages:

Als ich Annelie ins Bett gebracht habe, meinte sie zu mir: „Hier ist gar keine Luft. Kannst du den Ventilator anmachen?“ (im Zimmer stand ein Ventilator und zu Hause schläft sie immer mit Ventilator)

Und kurz davor kam von ihr noch die Bitte: „Mama, machst du mir noch so ein Wärmding für meine Füße?!“

Direkt nach unserer Ankunft hat Ha-Di hier angerufen. Alle Kinder wollten natürlich kurz mit mir reden. Als Joel dann am Telefon war kam als erstes die Frage: „Ist dein Baby schon raus?“ (denn wir hatten ihm ja erzählt, dass die Mama nach Deutschland fliegt, um das Baby zu bekommen)

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