Bei uns wurden die Feierlichkeiten zum Ramadan-Ende erst am Samstag eingeläutet, auch wenn in vielen anderen Ländern bereits am Freitag Eid gefeiert wurde. Alle Jahre wieder beginnt der Morgen – der sehr frühe Morgen – mit ausdauernden Gebetsgesängen, Dank Mikrofon auch außerhalb der Moschee problemlos zu hören.
Wir hatten eine Einladung zum Mittagessen bei der Familie von Ha-Dis langjährigem und gutem Freund. Nach all den Jahren fühlt es sich selbst für mich vertraut an, wenn wir uns durch die Gassen der Altstadt zu seinem Zuhause begeben. Es war eine richtige Team-Veranstaltung, da ALLE eingeladen waren. Vor wenigen Tagen noch war ein Großteil davon bereits beim Fastenbrechen in seiner Autowerkstatt dabei. Auch das findet jedes Jahr einmal im Ramadan statt.
Als wir ankamen wurden wir herzlich willkommen geheißen und ins Wohnzimmer geleitet. Dort mussten wir uns noch ein wenig gedulden, da das Essen noch nicht ganz fertig war. Anschließend ging es auf einen Balkon, wo bereits alles vorbereitet war – auf dem Boden versteht sich. Für mich war es das erste Mal, dass wir nicht getrennt gegessen haben. In all den Jahren davor waren Ha-Di und Joel immer oben bei den Männern und ich mit den Mädels unten bei den Frauen.
Auch wenn ein Teil unserer Kinder im Vorfeld etwas den Aufstand geprobt haben – weil sie weder Lust auf diesen Besuch noch auf das dort servierte Essen hatten -, haben sich letztlich alle gut benommen und brav gegessen. Obwohl es Reis gab, hat ihnen das Essen doch besser geschmeckt als vorab angenommen 🙂 Und es gab sogar Löffel – was mit Sicherheit seinen Teil dazu beigetragen hat.
Ich selbst musste mich leider sehr zurück halten, weil ich vorerst möglichst fettarm essen sollte. Dabei liebe ich dieses Gericht (Biryani) total; vor allem die Zwiebelsoße. Aber das ist Fett pur, und so blieb für mich nur der trockene Reis.
Josia hat ebenfalls tüchtig gegessen. Von der leckeren Melone konnte er sich kaum mehr trennen. Man konnte ihm die abgeknabberte Schale nur dann entreißen, wenn man ihm bereits ein neues Stück in den Mund geschoben hat. Ich weiß gar nicht, wie viele Scheiben Melone er am Ende verdrückt hat. Die Vorderseite von seinem Shirt war danach komplett durchweicht.
Nachdem die Schüsseln fast leer waren, haben wir uns wieder ins Wohnzimmer begeben und noch ein wenig Konversation betrieben. Dann kam Ha-Di mit dem Haus-Papagei und wurde damit unmittelbar zum Kindermagnet. Der Graue ist schon stolze 15 Jahre alt und spricht Wörter in mehreren Sprachen.
Und dann war die Feier für uns auch schon wieder vorbei und wir haben uns auf den Heimweg gemacht. In all den Jahren zuvor gab es am zweiten Feiertag die Fortsetzung: gleiche Großfamilie, gleiches Essen, aber alles im Haus der zweiten Frau. Nicht so in diesem Jahr – was mich total überrascht hat. Aber an diesem Tag waren es ungefähr 80 Leute – und dabei waren noch nicht mal alle Kinder, Schwiegerkinder und Enkel anwesend.
Abgesehen davon gab es für uns keine weiteren Eid-Feierlichkeiten, was zum einen an mir lag. Ich bin zwar wieder auf den Beinen, habe aber längst nicht das Gefühl, meine Energie zurück zu haben. Und aktuell ist es mir nicht danach, alles Mögliche an Essen zu testen. Selbst viele Gerüche sind mir irgendwie noch zu viel im Moment.