Alltag, was ist das?

Nun sind wir schon seit einer ganzen Woche zurück in der Schwüle von Sansibar. In gewisser Weise fühlt es sich schon deutlich länger an, weil Deutschland tatsächlich ziemlich weit weg ist. Aber so ganz habe ich die Füße noch nicht auf dem Boden hier. Zum einen liegt das daran, dass es hier im Haus noch immer Ecken des Chaos gibt, da noch nicht alles an Ort und Stelle verstaut ist. Die dringenden Dinge mussten zwangsweise am Tag der Ankunft sicher aufgeräumt werden, denn sonst wären sie vermutlich inzwischen entweder der Hitze oder den Ameisen zum Opfer gefallen. Aber all die „unempfindlichen“ Dinge wie z.B. neue Mikrofasertücher, Deos, Duschgels, Zahnpastas, Geschenkevorräte und vieles mehr können auch erst mal liegen bleiben, oder sagen wir lieber, sie müssen warten, bis ich Josia-freie Zeit habe. Denn diesbezüglich wiederholt sich hier das Spielchen, dass man in seiner Gegenwart nur sehr langsam bis gar nicht voran kommt. Ich gehe also davon aus, dass ich noch einige Tage was zu tun habe – Arbeit, die im engen Sinn nichts mit Alltag zu tun hat, denn das Verstauen von Hamstereinkäufen finden glücklicherweise nur nach Deutschlandreisen statt, oder wenn uns Besucher kofferweise Vorräte mitbringen 🙂

Ansonsten war unsere erste Woche hier sehr regenreich und zugleich schwül. Wir schwitzen also tüchtig und Josia entwickelt leider schon wieder die ersten Hitzepickel am Bauch.

Fürs Wäsche waschen wirkt sich all der Regen natürlich auch eher negativ aus. Ich bin sehr dankbar, dass ich immerhin einen Trockenplatz habe, der überdacht ist. Sonst wäre ich aus dem ab- und wieder aufhängen an manchen Tagen gar nicht mehr heraus gekommen. Gestern ist meine Waschmaschine während des Schleuderns einfach mal in die Knie gegangen. Wie es scheint, sind die „Füße“ am vorderen Ende der Maschine einfach mal weggerostet! Dabei hatte Ha-Di noch vor unserer Deutschlandreise den Rost an der Maschine bearbeitet. Gewisse Dinge sind einfach hartnäckiger als wir… leider!

Nun muss er sich das Ding erst mal genauer anschauen. Und ich hoffe, er findet eine gute Lösung und kann den Schaden beheben. Wie gut, dass mein Mann handwerklich sehr begabt ist und dazu noch kreativ, wenn es um die Lösungsfindung geht.

Josia scheint allmählich anzukommen. Er hat heute erstmals für mehr als 5min am Stück mit unserer Lucy auf dem Boden gesessen und gespielt, ohne dass ich in der Nähe war. Das ging in den ersten Tagen überhaupt nicht. Sobald er bemerkt hat, dass ich nicht im Raum bin, ging das Geschrei los. Und dann konnte ihn auch nichts und niemand mehr beruhigen, außer Mamas Arm.

Auch am Abend ist es wieder etwas entspannter mit ihm. Die ersten Tage hatte er wieder sehr große Probleme mit dem Einschlafen. Anfangs war es auch noch sehr spät, bis er überhaupt in den Schlaf gefunden hat. Da haben sich die zwei Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland bemerkbar gemacht.

Und in der Regel ist er jeden Abend nach ca. 45min bis 1h wieder aufgewacht und hat nur geweint und geweint und geweint. An den ersten zwei Tagen war es so extrem, dass Ha-Di ihn irgendwann ins Auto gepackt hat, und mit ihm on Tour gegangen ist. Da hat er sich dann sehr schnell beruhigt und ist wieder friedlich eingeschlafen. Aber alle anderen Versuche hier zu Hause waren erfolglos.

Die Einschlafzeiten wurden von Tag zu Tag früher, aber wach wurde er weiterhin. Wir haben es dann mit Rumtragen probiert – was irgendwann auch gefruchtet hat.

Seit ca. zwei Tagen schläft er nun gegen 20 und 20.30 ein, wird dann zwar immer noch mindestens einmal wach, beruhigt sich aber deutlich schneller wieder, und oft reicht ihm auch die Wasserflasche aus. Wir sind echt froh, dass es langsam besser wird mit ihm. Und wenn er dann mal seine letzte Weinphase hatte, schläft er auch problemlos durch bis morgens gegen 6 Uhr. Ja, derzeit ist er der Erste am Morgen. Und ich wundere mich immer wieder, wie wenig Schlaf er doch benötigt. Denn sein Mittagschlaf dauert meist auch nur 1-1,5h!

Im Schulalltag hab ich auch noch nicht den vollen Durchblick erlangt. Ich weiß bisher nur zum Teil, wer wann in Sportkleidung zur Schule muss oder seine Schwimmsachen benötigt. Immerhin klappt das Lesen am Nachmittag fast immer – also zumindest in einer Regelmäßigkeit, wie wir es auch vor unserer Deutschlandreise hatten.

Kommende Woche gibt es ein offizielles Schul-Meeting. Wir sind sehr gespannt darauf, denn durch den Rektorenwechsel haben sich doch manchen Dinge verändert. Außerdem sind letzte Woche gleich zwei Briefe zu uns nach Hause geflattert, mit der Info, dass die entsprechende Klassenlehrkraft nur noch bis zu den Weihnachtsferien an der Schule tätig sein wird! Und wieder einmal trifft es unsere Nasya. Ich frage mich echt, wann dieses Phänomen des Lehrerwechsels mitten im Schuljahr endlich mal aufhören wird! Ich mag das nämlich gar nicht. Und für die Kinder ist es natürlich besonders schwer, vor allem wenn sie gut mit ihrem Klassenlehrer klar kommen.

Putzen, Aufräumen und Sortieren sind seit Tagen ebenfalls treue Weggefährten von mir. Wir haben zwar vor unserer Abreise nach Deutschland schon fleißig aufgeräumt und viele Dinge gut weggeräumt; teils zu gut, denn manches haben wir noch nicht wieder gefunden.

Aber von unserem Großputz hab ich nicht mehr all zu viel erkennen können, als ich hier ankam. Der Großteil meiner Familie war ja schon eine Woche hier und außerdem hatten wir zwischendurch noch  Besucher bei uns im Haus. Sowas verursacht automatisch eine gewisse Bewegung in den Schränken und Regalen. Immerhin konnten die vielen kleinen Tierchen, welche die eigentlichen Bewohner unseres Hauses sind, nicht zu viel Unheil anrichten, denn unsere Haushaltshilfe hat einmal pro Woche gegen diesen Verwüstungsstrom mit Feger, Wischmop, Lappen und Staubfänger angearbeitet! Die Termiten haben also kein Sofabein abgefressen und der Schimmel konnte sich auch nicht unaufgefordert über die Möbel und Polster legen… hatten wir schließlich alles auch schon!

Es wird uns also nicht langweilig hier. Aber das hatte ich auch in keinster Weise erwartet.

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