Blitzlicht Josia: Ich packe meinen Koffer…

Es besteht kein Zweifel daran, dass Josia gerne verreist. Durch Ha-Dis regelmäßige Reisen ist dieses Thema in unserem Haus möglicherweise präsenter als bei vielen anderen. Genaugenommen vergeht bei uns selten ein Monat, in dem mein Mann nicht seine Koffer packt.

So kam es in letzter Zeit häufiger dazu, dass Josia sich ganz eigenständig in unserem Keller an den Koffern zu schaffen macht. Dort wird dann tüchtig geräumt und gezogen, bis der Junge hat, was er seiner Ansicht nach in diesem Moment benötigt. Mal ist es nur ein Trolley, mal die große Sporttasche oder ein Hartschalenkoffern, manchmal müssen es auch zwei oder drei Gepäckstücke sein, die er aus dem Keller in sein Kinderzimmer schleppt.

Dort geht es zielstrebig an seinen Kleiderschrank und mit besonderer Sorgfalt und Umsicht wird verpackt, was man für die vermeintlich anstehende Reise benötigt. In der Regel denkt Josia dabei nicht nur an sich, sondern er packt in gleichem Umfang auch noch für den kleinen Bruder. Und es ist von der Unterwäsche, bis hin zur Zahnbürste, dem Kuscheltier, den Hausschuhen, ein bisschen Lesestoff, Schlafsack und Schlafanzug wirklich alles dabei, was man für ein paar Tage außer Haus so benötigen könnte.

Mit zuverlässiger Sicherheit kommt irgendwann die Mutter ins Spiel. Mein Auftritt verläuft meist in ähnlicher Art und Weise, auch wenn ich die Bühne des Schauspiels zu sehr unterschiedlichen Momenten betrete. Ab und an erwischte ich den eifrigen Kerl bereits in Phase 1, der Objektbeschaffung im Keller. Aber meist ist Josia deutlich weiter in seinem Projekt und manchmal bemerke ich es erst dann, wenn er seine fertig gepackten Gepäckstücke aus dem Haus zu schaffen versucht.

Vor einigen Wochen hatte er zusätzlich zu seiner Kleidung auch noch Isomatten und Schlafsäcke aus dem Keller angeschleppt und im Treppenhaus zu einem großen Berg aufgetürmt, denn er wollte gemeinsam mit seinem Papa im Spielhaus im Garten übernachten. Das wir gerade Winter haben, spielt für ihn nur eine untergeordnete Rolle.

Sehr hoch im Kurs steht ein Besuch bei Annelie; und zwar will er nur mit seinem Bruder und seiner Freundin dort hinfliegen. Ganz alleine, wie er mit Nachdruck betont!

Oft bleibt es überschaubar, aber hin und wieder scheint Josia eine längere Reise im Sinn zu haben, wenn er sich ans Packen macht – und dann sieht das gerne mal so aus… wer die Ordnung wiederherstellen darf, muss nicht extra erwähnt werden, oder?

Josia finde es übrigens sehr lustig, wenn er selbst verpackt wird. Was vermutlich die meisten Kinder in Panik versetzt, ist für ihn eine absolute Gaudi. Er hat diesbezüglich keinerlei Hemmungen, sondern fordert es sogar ein, dass man den Koffer mit ihm drin richtig zu macht und anschließend sogar noch aufstellt. Bei dieser Aktion muss vorab nur darauf Acht gegeben werden, dass das Kind sich richtig herum im Koffer platziert, sonst kann das Aufstellen schon ein bisschen unangenehm werden, wenn man buchstäblich auf dem Kopf steht…

Es kam inzwischen schon mehrfach vor, dass er seine Gepäckstücke eingeständig ins Auto verladen hat. Mit den Schlüsseln kennt er sich ja (leider) aus, ebenso mit der Anwendung dieser: Auto öffnen, Kofferraum öffnen, Koffer im Kofferraum verladen… Um den Kofferraum dann wieder zu schließen, findet er auch Wege und Lösungen, denn die Klappe ist für ihn in der Regel nicht aus dem Stand heraus erreichbar. Mal holt er sich einen Hocker, oder er findet eine Kiste und manchmal muss das Kettcar oder der kleine Traktor herhalten, um das notwendige „Trittbrett“ zu erhalten.

An einem Tag wollte er sogar selbst losfahren. Sein anfixiertes Ziel war das Zuhause seiner Freundin Linea, wo er in diesem Moment ganz unbedingt zum Übernachten hingehen wollte. Josia hat es irgendwie geschafft, dass das Auto knapp 1m in unserer Einfahrt rückwärts gerollt ist. Zum Glück ist weder Kind – Ben war ebenfalls draußen – noch Auto noch sonst was zu Schaden dabei gekommen.

Mal sehn, wann sich Josia das nächste Mal ans Packen macht. Momentan passiert es leider alle paar Tage, und ich weiß nicht, wie ich ihn davon überzeugt bekomme, dass er sich eine bessere Beschäftigung sucht. Ich hoffe sehr für ihn (und mich), dass sich bald die Gelegenheit ergeben wird, dass er tatsächlich packen und verreisen darf, und nicht immer nur als Zuschauer Zuhause bleiben zu muss…

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