Die Camper

Gibt es sowas wie ein Camping-Gen? Falls ja, zählen wir nicht zu den Begünstigten, denn weder mein Mann noch ich sind die geborenen Camper. Interessanter Weise kommen wir beide aus einer Familie, bei denen Campen nicht gerade zu der bevorzugten Art des Urlaub machens gehört hat. Und ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich in meinem Leben schon mal in einem Zelt übernachtet habe.

Ich kann also nicht über die vielfälitgen Vorzüge des Campes ins Schwärmen geraten, denn dafür fehlt mir schlichtweg die Praxiserfahrung. Selbst wenn sich in der Theorie und bei Erzählungen vieles spannend und verlockend anhört, so hat mich in dieser Hinsicht bisher seltenst die Abenteurlust überfallen. Und das liegt zum Großteil einfach daran, dass ich extrem sensibel bin, wenn´s um das Thema Schlaf geht.

Ich bin kein Freund von Iso-Matten, denn das ist gefühlt auch nicht viel besser als der harte Boden. Und genau da fängt mein Problem an bzw. mein Körper nimmt mir das echt übel, wenn er zu „hartem“ Schlaf gezwungen wird. Selbst in einem mir fremden Bett schlafe ich in den meisten Fällen die ersten ein bis zwei Nächte eher schlecht. Wenn ich mich dann mal an die Gegebenheiten dieses Bettes gewöhnt habe, wird´s meistens besser. Außer die Gegebenheiten sind grundsätzlich schlecht. Dann bleibt mir der schlechte Schlaf erhalten. Aber das nur so nebenbei.

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann die Idee geboren wurde. Denn wie schon gesagt: Ich bin kein Camper! Aber ich bin auch kein kompletter Abenteuer-Muffel. Und ich liebe es, in der Natur zu sein. Also habe ich HaDi meine Idee unterbreitet, dass ich sehr gerne noch ein Übernachtung auf der Sandbank machen würde, bevor wir diese Chance nicht mehr haben. HaDi hat das ja schon einige Male gemacht – mit den Männern aus dem Team. Und bei einem dieser nächtlichen Ausflüge mussten sie sich sogar ins Boot retten, weil die auflaufende Flut die Sandbank komplett überflutet hat.

Man muss bei der Terminwahl folglich gewisse Dinge beachten, wie z.B. den Verlauf der Gezeiten. Zu viel Wind ist natürlich auch eher ungünstig, denn auf so einer Sandbank ist man alles in allem doch ziemlich ungeschützt. Und genau davon hatten wir hier in den vergangenen Tagen extrem viel, so dass wir unsere Idee fast schon aufgegeben hatten.

Aber dann wurde es mit dem Wind endlich besser und wir haben trotz Pack- und Renovierungsstress die Mühen eines Campingausfluges auf uns genommen. Wenn man genau darüber nachdenkt, dann ist das ja schon ein bisschen verrückt, denn so ein Tripp mit fünf Kindern ist schließlich keine Kleinigkeit.

Am Freitagnachmittag sollte es losgehen und nach einigen Stunden Vorbereitung saßen wir gut gequetscht im vollbepackten Auto inklusive Anhänger und haben uns in die Stadt fahren lassen. Das gebuchte Boot stand schon für uns bereit, so dass wir nur noch uns und unseren Kram verladen mussten. Und dann ging´s auf zur Sandbank!

Die See war erstaunlich ruhig und die einzigen größeren Wellen wurden von einem vorbeifahrenden Containerschiff verursacht. Als wir ankamen war noch ein einsames Pärchen auf der Sandbank. Aber ansonsten hatten wir das kleine Fleckchen mitten im blauen Meer für uns alleine. Es war schon später Nachmittag, so dass wir uns direkt mit dem Aufbau der Zelte versuchten. Und die Kinder haben ein Loch im Sand gemacht, in welchem später unser Lagerfeuer brodeln sollte.

Auf Sandbänken sammeln sich bevorzugt die Seevögel. An den Stränden selbst sieht man kaum Möven, aber hier treten sie immer in Scharen auf, was wunderschön ist. Etwas, das ich an Sandbänken immer besonders liebe…

Als das Loch im Sand fertig war, haben die Kinder versucht, aus dem mitgebrachten Feuerholz einen „Käfig“ für Josia zu errichten. Er fand das sehr spannend – vor allem das Ausreißen…

Das Pärchen blieb länger als erwartet und so hatten wir die Sandbank erst für uns, als die Dämmerung hereinbrach. Der Sonnenuntergang selbst war wunderschön! So oft kommt es hier nicht vor, dass der Horizont wolkenfrei ist und die Sonne tatsächlich so richtig ungehindert im Meer verschwinden kann. Aber genau so ein Tag war es 🙂

Die Sonne war weg und HaDi hat das Feuer angemacht. Wir hatten extra einen ordentlichen Vorrat an Holz mitgebracht, denn das lässt sich hier in der Regel nicht finden. Ich habe unser Essen ausgepackt und die Kinder bekamen jeder ein Stück Teig um ihre Stöcke, das sie dann eigenständig backen durften. HaDi hat sich noch um die Würstchen gekümmert und so gab es ein leckeres Abendessen direkt von der Feuerstelle in den Mund.

Die Nacht kam und da es hier wirklich so richtig schnell stockdunkel ist, haben wir uns auch bald bettfertig gemacht. Die Kinder sind in die Zelte gekrochen… aber bis wirklich an Schlaf zu denken war, verging dann doch noch einige Zeit. Für Josia hatte ich extra die Trage dabei. Da schläft er dann meist recht gut ein, denn im Zelt selbst war er nur auf Achse.

Die Mädels teilten sich ein Zelt, im zweiten lagen die Jungs und ich und Ha-Di hat sich vor dem Zelt der Mädchen auf eine Luftmatratze gelegt. Er hatte etwas Sorge, dass eines der Kinder schlafwandeln könnte und dann evt. ins Meer marschiert – wobei wir bisher keine wirklichen Schlafwandel-Erlebnisse mit unseren Kindern hatten.

Es waren Unmengen von Krebsen unterwegs. In unsere Zelte kamen sie zum Glück nicht. Aber Ha-Di wurde schon ziemlich umlagert und bekrabbelt.

Für mich gab es in dieser Nacht kaum Schlaf, was nicht nur am ungemütlichen „Bett“ lag, sondern vor allem an Josia. Er wurde alle 1,5-2 Stunden wach, war unruhig oder richtig am Weinen, so dass ich immer und immer wieder mit ihm aufgestanden und gewandert bin. Auf diese Weise hat er sich meist am besten beruhigt und ist dann auch irgendwann wieder eingeschlafen. Auf diese Weise habe ich den Mondaufgang miterlebt, das Steigen und Fallen des Meeres verfolgen können, nächtliche Besucher auf der Insel beobachtet – ein Boot mit Einheimischen hat angelegt und sie haben jede Menge Sand ins Boot geschaufelt – und die Geschäftigkeit der Krebse bestaunt. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer ich in dieser Nacht marschiert bin… und ich war echt erleichtert, als endlich die Dämmerung einsetzte.

Der Morgen kam und die Kinder krochen nach und nach aus den Schlafsäcken bzw. unter ihren Decken hervor. Letztlich waren alle vor Sonnenaufgang wach. Unser Feuer hatte noch etwas Glut und so konnten wir uns direkt wärmen.

Ich habe Brot und Nutella bereitgestellt und während die Sonne aufging haben wir uns das einfache Frühstück schmecken lassen. Nach dem Essen hieß es Zelte abbauen und alles verstauen, was wir aktuell nicht mehr benötigen. Aber nach Hause ging es noch längst nicht.

Die Sonne stieg höher und es wurde spürbar wärmer, so dass die Kinder bald darauf ihre Badesachen angezogen und das wunderbare Wasser genossen haben. Am Tag zuvor waren wir nämlich nicht baden, denn schließlich hatten wir nur begrenzt Wasser dabei. Duschen wäre also nicht möglich gewesen.

Ha-Di hatte die Tauchausrüstung dabei, um mit Romy und Nasya zu tauchen. Leider musste Romy nach kurzer Zeit schon hoch, da ihre Ohren irgendwie zu waren und sie keinen Druckausgleich geschafft hat. Dafür durfte Annelie später noch im seichtern Wasser ein bisschen tauchen.

Nachdem alle trocken und all unsere Sachen im Boot verstaut waren, haben wir die Rückreise zur großen Insel angetreten. Unser Bootsmann war die ganze Nacht über bei uns, hat aber auf dem Boot geschlafen.

Zuhause wurden nicht nur all die Sachen von Sand und Salz befreit, sondern auch wir selbst hatten eine Dusche dringend nötig. Schlafen wäre auch nicht schlecht gewesen, aber dafür war natürlich aktuell keine Zeit. Josia hat die Heimfahrt fast komplett verschlafen – was nach der Nacht natürlich kein Wunder war!

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