Eine unerwartete Reise

Unser gestern war ein Tag im Ausnahmezustand. Eigentlich fing das Ganze ja schon am Donnerstag an. Morgens kam unsere Lucy zusammen mit einer Verwandten und hat uns verkündet, dass in der Nacht ihre Tante verstorben sei. Sie war eigentlich nur auf Besuch hier, da sie mit ihrer Familie auf dem Festland wohnt. Dann wurde sie krank und leider ist sie kurz darauf gestorben. Lucy stand sichtlich unter Schock, da dies alles sehr unerwartet kam. Sie hat schnell noch das Geschirr gespült und ist wieder ins Krankenhaus. Es gab noch viel zu regeln, denn der Leichnam sollte an dem Tag noch aufs Festland transportiert werden.

Am Nachmittag ist HaDi kurz vorbei gegangen, um sein „Pole“ zu sagen und etwas Geld zu geben- das macht man hier so. Und dann hat er direkt noch geholfen, ein paar Dinge zu klären. Außerdem hat er Lucy frei gegeben, damit sie gemeinsam mit ihrer Verwandten und dem Leichnam nach Hause fahren kann. Sie wird mit Sicherheit bis zu vier Tagen unterwegs sein, denn es braucht mindestens einen ganzen Tag, bis man ihrem Heimatort erreicht.

Ohne Haushaltshilfe sieht mein Alltag doch ein wenig anders aus. So musste ich an diesem Tag ein schnelles Mittagessen zaubern, da wir vormittags noch unser Team-Treffen hatte. Das Essen muss kurz vor 12 Uhr an der Schule sein – diesen Bring-Dienst übernimmt in der Regel Lucy. Und am Nachmittag hatte ich noch eine wichtige Besprechung in der Schule, da Joels Klassenlehrer entlassen wurde und er nun schon wieder einen neuen hat. Dieses Schuljahr ist alles andere als perfekt. Und in Annelies Klasse sieht es leider sehr ähnlich aus. Aber das ist ein anders Thema.

Josia hat ja bereits seit ca. 2 Wochen mit Durchfall zu kämpfen. Er war zwischendurch schon deutlich auf dem Weg der Besserung, aber leider nur für maximal einen Tag. Dann war wieder alles total dünn und flüssig… und das meistens mitten in der Nacht. Wir haben nicht nur einmal in der vergangenen Woche in den frühen Morgenstunden das Bett von ihm neu beziehen müssen.

Am Donnerstag kam dann leichtes Fieber und immer wieder hat er ein wenig gehustet. Aber auf mich hat er bis dahin noch keinen besorgniserregenden Zustand gehabt. Allerdings verlief die Nacht dann alles andere als ruhig und erholsam. Gegen Mitternacht hatte er einen akuten spastischen Hustenanfall und bekam sehr schlecht Luft. Wir haben dafür ein Spray, da wir diese Art Anfälle von den größeren Kindern kennen. Damit ging es ihm zum Glück bald besser und er ist wieder eingeschlafen. Allerdings verlief die weitere Nacht recht unruhig und er war immer wieder unruhig und am Husten.

Das Fieber blieb und war am Freitag auch etwas höher. Ebenso wurde der Husten mehr. Besonders als Josia seinen Mittagschlaf gemacht hat, war er immer wieder total unruhig und schwer am Atmen. Ha-Di hatte für den Nachmittag einen Termin beim unserem bekannten Arzt hier.

Ich war gerade dabei Teig fürs Abendessen vorzubereiten, als Ha-Di angerufen hat. Der Arzt hat empfohlen, dass wir mit Josia nach Nairobi fliegen. Seine Lunge hört sich auffällig an und der Gesamtzustand des Kindes sei nicht so gut. Ich war ziemlich geschockt, denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Eigentlich hatten wir geplant, dass HaDi mit dem Kleinen am Samstag nach Dar fährt, um dort zum Kinderarzt zu gehen – in erster Linie wegen diesem anhaltenden Durchfall. Und nun diese Planänderung!

Ich hab also eine Tasche gepackt für meine zwei Männer und alle wichtigen Unterlagen zusammen gesucht. Dann bin ich selbst zur Praxis gefahren und wir haben die letzten Dinge geklärt. Josia hatte inzwischen Fiebersaft intus und die erste Dosis an Antibiotika.

Es war noch ein recht langes Hin und Her, denn bei sowas muss immer viel abgeklärt werden, bis dann wirklich was in Bewegung gesetzt ist. Bis wir die Praxis verlassen haben, war es schon nach halb sechs. HaDi ist mit Josia, Joel und Annelie nach Hause, während ich mit dem Roller noch kurz die zwei Großen bei ihren Freundinnen abgeholt habe. Ich war noch nicht daheim, als ein Anruf kam. Annelie war verschwunden!

Als Ha-Di nach Hause kam, hat Annelie zwei Mädchen aus ihrer Klasse getroffen, die bei uns vor dem Tor waren (die eine wohnt hier zwei Häuser weiter). Die Kinder haben miteinander gesprochen und dann wollte Annelie nur kurz mit den zwei Mädels in den Duka (Laden) gehen, was HaDi ihr erlaubt hatte. Aber irgendwie gab es da wohl Missverständnisse oder was weiß ich. Auf alle Fälle sind die Kinder in ein Auto eingestiegen und weggefahren. Ich kam also hier an und Ha-Di wusste nicht, wohin Annelie ist. Wir haben versucht die Eltern der anderen Kinder zu erreichen – ohne Erfolg. Dann wollten wir schon zum Haus des einen Mädels fahren, denn beim Nachbarskind schien niemand zu Hause zu sein. Aber genau dann ist Annelie aufgetaucht – heulend und ziemlich durch den Wind. Ich war einfach nur froh, dass wir sie wieder hatten. Diese 20min Ungewissheit war für uns alle anstrengend genug.

Zu allem Übel war mein Teig immer noch so klein wie vor 2h – ich hatte vor lauter Aufregung tatsächlich die Hefe vergessen :-0 Also wurden daraus eine Art Tortillas. Die Kinder fanden es dennoch lecker und alle wurden satt.

Es war schon fast 21 Uhr, bis das Flugzeug dann endlich hier war. Ich hab meine zwei Männer auf dem Rollfeld verabschiedet und bin unverzüglich nach Hause zurück, da die Kinder ganz alleine waren. Um 23 Uhr hat Ha-Di sich von Nairobi aus gemeldet. Sie sind wohlbehalten gelandet, aber Josia hat ziemlich viel Theater gemacht während dem Flug und seine Sauerstoffsättigung war meist niedrig, so dass er Sauerstoff bekommen musste.

Aktuell ist Josia noch am Monitor. Aber seine Nacht war gut – also ab ca. 3 Uhr, denn davor war keine Zeit und Ruhe zum Schlafen -, und seine Werte auch stabil, so dass er ohne Sauerstoff war. Die Ärzte gehen davon aus, dass es keine akute Lungenentzündung ist – wie anfangs hier vermutet -, sondern nur eine starke Bronchitis. Fieber hat er zur Zeit keins mehr. Vermutlich werden noch ein paar Tests gemacht und wenn sonst nichts mehr auffällig sein sollte, dann dürfen sie hoffentlich schon bald wieder nach Hause.

2 Kommentare

  1. Pole sana. Ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen. Denk an euch.

    1. Author

      DANKE
      geht ihm soweit wohl ganz gut und wir hoffen, er kommt bald wieder heim 🙂 Ist so ruhig hier ohne ihn!

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