Es geht in die Verlängerung

Ich hatte bei der Reiseplanung meines Mannes Wert darauf gelegt, dass sich der Zeitraum nicht über zwei Wochenenden erstreckt. Tja, aber das Planen nicht viel bringt, solange Corona ihre unberechenbaren Finger im Spiel hat, erleben wir alle schon seit viel zu vielen Monaten in ganz unterschiedlichen Auswüchsen.

Aber diesmal hat SIE tatsächlich richtig zugeschlagen! Und so trägt der Krankheitsanflug, welchen Ha-Di am vergangenen Wochenende erlebt hat, nun den Namen, den keiner mehr hören kann. Am Samstagvormittag erhielt er sein endgültige Testergebnis und damit die Bestätigung, dass er Corona hat.

Wie gut, dass er gestern nicht nach Hause gekommen ist, sondern lediglich sein nicht benötigtes Gepäck bei uns rausgeworfen hat – kontaktlos versteht sich! Er sitzt nun in einem kleinen, günstigen Hotel im Nachbarort fest und uns bleibt weiterhin das geduldige Warten auf den Tag seiner Heimkehr.

Ich bin dankbar, dass wir nicht ganz ohne Vorwarnung in diese Situation geschlittert sind. Schließlich hatte Ha-Di am Sonntagabend etwas Fieber und einige Tage Gliederschmerzen – welche allerdings auch als Muskelkater hätten durchgehen können, bei all der absolvierten Knochenarbeit. Zwei Tage später gesellten sich Halsschmerzen dazu. Aber das war´s dann auch schon. Und so haben wir eigentlich nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, dass es tatsächlich Lady Corona sein könnte. Dieses Wort fiel eher so im Nebensatz: … und was, wenn es doch Corona ist?!

Die Nacht auf Samstag hätte sogar das Potential gehabt, erholsam zu werden. Josia hat erst kurz vor 2 Uhr nach mir gerufen und nach seinem Umzug zu mir schnell und gut weitergeschlafen. Und Ben kam erst in den frühen Morgenstunden. Aber mein Selbst war nach dieser kurzen nächtlichen Wanderung wohl so auf >du musst nun wach und aufmerksam sein< gepolt, dass sich der Schlaf trotz Ruhe für mich nicht finden ließ. Es waren vermutlich einfach zu viele Nächte in Folge, in denen ich zwischen 1 und 4 Uhr mehrfaches Wecken ertragen musste.

Der Tag startet früh, denn Josia wollte kurz nach 6 Uhr ganz unbedingt aufs Klo. Ben war zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich verschlafen und musste erst weitere Runden ausgiebig kuscheln. Jegliche Ansprache von Seiten seines älteren Bruders hat er mit einem einfachen „Ben schläft noch“ von sich gewiesen. Aber einige Minuten später wollte er ebenfalls ganz dringend aufstehen.

So waren wir bereits kurz nach halbsieben in der Stadt beim Bäcker und haben unser Frühstück eingekauft. Die Stadt wirkte wie tot und es waren nur sehr vereinzelt Menschen in der morgendlichen Dunkelheit unterwegs. Wir sind anschließend weiter zum Discounter und abschließend noch zum Metzger – was meine Jungs sehr glücklich gemacht hat.

Bis wir wieder Zuhause eingetroffen sind, hatten wir alle ausreichend Hunger mitgebracht. Die dicke Scheibe Wurst, welche die zwei Jungs beim Metzger erhalten hatten, konnte an dieser Tatsache nichts ändern.

Wir waren noch rund ums Frühstück beschäftigt, als Ha-Di sein Ergebnis erhalten hat und folglich klar war, dass er vorerst nicht heimkehren kann. Ich habe daraufhin noch ein paar weitere Dinge für ihn zusammengesucht, die ich wenig später zum Hotel gefahren habe. Die Jungs haben brav und unwissend im Auto auf mich gewartet.

Die kommenden Stunden verbrachte ich überwiegend in der Küche. Essen vorbereiten, Brot backen und Passionsfrucht-Sirup herstellen. Zwischendurch haben wir zu Mittag gegessen und eine Ladung Wäsche bearbeitet. Das Aufhängen wurde von Nasya und Josia übernommen.

Ich konnte mich dank der drei großen Mädels, die sich abwechselnd um die Bespaßung der zwei kleinen Jungs gekümmert haben, fast ohne Unterbrechung den umfangreichen Küchenaufgaben widmen. Und während Nasya mit den zwei Jungs Bilderbücher angeschaut hat, ist Ben einfach eingeschlafen. Ja, manchmal überkommt ihn eben doch die Müdigkeit und so ein kurzes Nickerchen am Nachmittag ist unumgänglich.

Als das Chaos in der Küche einigermaßen beseitigt war und das restliche Mittagessen bei Ha-Di abgeliefert war, blieb mir noch genügend Zeit, um mit den Jungs Playmobil zu spielen und zu malen. Ben und ich waren kurz vor dem Abendessen sogar noch eine kleine Runde im dunklen Garten. Josia wollte absolut nicht mehr nach draußen und hat stattdessen lieber seinen Geschwistern beim Spiel zugeschaut.

An diesem Abend habe ich die zwei parallel zu Bett gebracht, da ich den irrwitzigen Gedanken hatte, dass die Nacht für mich vielleicht ruhiger werden könnte, wenn Josia sie von Anfang an bei mir im Bett verbringt. Leider war auch das ein Trugschluss und ich werde es in dieser Weise vorerst nicht wiederholen.

Die zwei sind zwar nach einer kurzen Leserunde zügig in meinen Armen eingeschlafen. Aber als ich nach einem längeren Telefonat mit Ha-Di endlich auch schlafen wollte, hat das nur bedingt funktioniert. Josia war so unruhig und gefühlt ständig unterwegs, so dass ich nicht richtig in den Schlaf finden konnte. Immer und immer wieder wurde ich davon gestört und kam nicht im Tiefschlaf an. Da ich in der Nacht davor schon einige Stunden wach im Bett gelegen hatte, hatte ich auf eine Wiederholung absolut keine Lust. Also bin ich kurz nach 2 Uhr einfach aufgestanden und mit Decke und Laptop ins Wohnzimmer umgezogen. Somit konnte ich immerhin in Ruhe einiges abarbeiten.

In Bezug auf die Nächte brauche ich nun echt eine Verantwortungspause, die leider noch nicht kommen wird. Laut Gesundheitsamt muss Ha-Di 10 Tage, gerechnet von den ersten Symptomen, in Quarantäne bleiben, was für uns Durchhalten bis Mittwoch bedeutet.

Der Sonntagvormittag verlief nach einer gewissen Routine. Nach dem Frühstück in Etappen – die zwei Jungs sind eben grundsätzlich deutlich früher am Start, als der Rest der Kinder – wurde ein wenig aufgeräumt und gespielt. Dann haben wir Gottesdienst geschaut und anschließend noch die Maus, während ich mich in Ruhe um unser Mittagessen kümmern konnte.

Josia packt schon vor dem Frühstück das erste Spiel aus…

Auch der Nachmittag brachte keine nennenswerten Highlights. Das Wetter hielt sich trübe und immer wieder auch verregnet. Wir haben viel mit Playmobil gespielt und ein wenig gemalt. Dann sind wir tatsächlich noch eine Runde vors Haus. Erst Sandkasten, dann Laufradwettrennen. Hungrig, müde und mit roten Backen ging es dann gegen 18 Uhr endlich wieder rein. Ben musste davor aber noch einige Extrarunden drehen, denn er wollte einfach nicht reingehen.

Nach dem Abendessen sind war dann noch kurzentschlossen zu meiner Freundin gefahren, um Romys grippalen Anflug direkt abklären zu lassen. Sie hatte sich den ganzen Tag über schon unwohl und schlapp gefühlt, inklusive leichter Gliederschmerzen. Und dann gesellte sich tatsächlich noch ein bisschen Fieber dazu. Aber ein Schnelltest zeigte, dass wir keinen weiteren Coronafall bekunden müssen, und folglich nichts gegen Josias Schulbesuch am nächsten Morgen spricht.

Die folgende Nacht war endlich mal wieder eine Nacht! Ich wurde zwar auch ein oder zwei Mal kurz wach, aber nicht durch Fremdeinwirkung. Sowohl Ben als auch Josia haben brav geschlafen. Ben kam gegen 5.40 Uhr zu mir ins Bett und ist schnell wieder eingeschlafen, so dass ich mich problemlos aus dem Bett schleichen, als Josia um 6 Uhr aufstehen wollte. Ich hatte ihn davor schon mehrfach gehört.

Wir sind gemütlich in die neue Woche gestartet. Josia ist fröhlich in die Schule losgezogen, nachdem er sich ein Teil seines Vespers selbst vorbereitet hatte. Er wollte unbedingt eine Passionsfrucht mitnehmen. Außerdem musste auch das Tetris-Puzzle mit in den Schulranzen. Er hatte am Tag zuvor von Romy gelernt, wie es gelegt werden muss, damit die Teile in die dazugehörige blaue Box passen. Und er ist sichtlich stolz darauf.

Den Pausensnack für die großen Geschwister liefern… und wenig später tatsächlich vor Müdigkeit auf Mamas Rücken schlummern.

Joel hat es sich inzwischen in Papas Büro gut eingerichtet. Durchkommen ist nur möglich, wenn man über all die Schulhefte und Bücher steigt. Aber immerhin hat er sich um eine gewisse Ordnung bei seinem Schulmaterial bemüht.

Romy hatte sich vom anstehenden Online-Meeting abgemeldet. Es ging ihr nicht schlechter, aber sie fühlte sich noch schlapp und hatte weiterhin leicht Fieber. Hätten wir ganz regulär Schule, dann wäre sie so natürlich nicht los. Und es ist auf jeden Fall ratsam, dass sie sich ausruht. Sie hat sich dann später noch darüber informiert, was an Aufgaben ansteht und sogar ein wenig was bearbeitet, damit sich nicht zu viel anstaut.

Bei uns gab es an diesem Tag leckere Schnitzel mit Pommes und Salat. Bei diesem Essen sind stets alle glücklich. Auch Ha-Di war ganz happy, als ich ihm seine Portion vor der Zimmertüre abgeliefert hatte.

Es war bereits spät, als sich die Jungs von mir zum Rausgehen überreden haben lassen. Irgendwie ist das mit diesem Wetter derzeit auch nicht so einfach, weil es immer wieder regnet und die Pausen kaum ausreichend lang sind, um rauszugehen. Und so haben wir mal zuerst ein paar Brettspiele gespielt, anschließend ungeplanter Weise Annelie bei ihrem Querflötenunterricht gestört. Upps! Und erst dann waren sie bereit fürs Frischluft-Tanken.

Nach der Lüftung kam dann die Reinigung. Die zwei hatten so viel Spaß in ihren Wannen und mit den diversen Spielzeugen, dass ich sie selbst nach 45 Minuten nur unter Aufstand und Gemecker rausholen konnte. Aber das Abendessen stand an.

Wenn man mitten in der Abendlektüre vom Schlaf übermannt wird…

In dieser Nacht haben die beiden erstaunlich gut geschlafen. Es gab zwar die üblichen Unruhephasen in den frühen Morgenstunden. Aber ich scheine so oder so ganz zuverlässig ab kurz nach 5 Uhr nicht mehr wirklich zu schlafen.

Und da soll man selbst noch irgendwo Platz zum Schlafen finden?!

Die beiden Jungs haben ihren Tag direkt mit Unordnung machen begonnen. Für uns war weiterhin unklar, wie lange Ha-Di noch in Quarantäne bleiben muss. Er hatte mehrfach mit dem Gesundheitsamt telefoniert und mit der Stadt gab es Email-Kontakt. Immerhin brachte das wenigstens in der Frage Klarheit, welche Instanz den das endgültige Sagen in dieser Sache hat. Es ist das Ordnungsamt der Stadt, und nicht das Gesundheitsamt, auch wenn von dort im Falle einer Infektion die Vorgaben für die Länge der Absonderung erfolgt.

Als ich dann an diesem Nachmittag ein offizielles Schreiben vom Ordnungsamt aus dem Briefkasten fischte, in welchem der Zeitraum zur Absonderung bis zum 2. Februar angegeben war, hat Ha-Di seinen bereits gemachten Termin zur erneuten Testung mit gutem Gewissen abgesagt. Ohne dieses Schreiben wäre er nämlich am kommenden Vormittag zum Hausarzt, weil er sich laut der Einreiseverordnung ab dem 3.2. mit einem negativen Testergebnis aus der Quarantäne freitesten hätte können.

Eine Runde Hausaufgaben

An diesem Nachmittag hatten wir Besuch von Josias Babysitterin. So wirklich produktiv war ich aber trotzdem nicht. Es gab einiges im Haushalt zu tun und ein bisschen Bloggen ging zum Glück auch noch. Wie bereits am Tag davor, sind die Jungs erst raus, als es schon fast dunkel wurde. Der Regen ließ auch diesmal nicht lange auf sich warten. Als er stärker wurde sind die Jungs einfach noch eine Weile in die Garage gesessen und haben dort das Laufrad „repariert“.

Meine hoffentlich letzte Nacht allein mit den Kindern verlief vergleichbar wie die davor. Es tat einfach gut, endlich mal wieder ein paar Stunden am Stück schlafen zu können. Die aktuelle Müdigkeit macht sich nach solchen Nächten meist deutlich mehr bemerkbar – zumindest habe ich das bei mir schon öfter so beobachten können.

Gemeinsam mit Ben ging es an diesem Morgen zum Bäcker, damit wir die Heimkehr des Mannes entsprechend feiern können. Von dort aus sind wir zwei ins Hotel gefahren und haben den Papa abgeholt. Ben war zuerst sichtlich irritiert, als da der Papa in der Zimmertüre stand. Er hat ihn angeschaut, ein überraschtes „Papa“ gestammelt und ihn dann zögerlich um die Beine herum umarmt. Aber nur kurz. Dann ist er schnell wieder zu mir und war ein bisschen verschüchtert.

Wir haben die Sachen in seinem Zimmer eingesammelt und ins Auto verladen. Dort erzählte Benjamin dann ganz stolz, dass er den Papa abholt. Und langsam schien die Freude über diese Tatsache zu überwiegen.

Wir sind nach Hause und haben lecker gefrühstückt. Immer wieder kam eins der Kinder dazu und hat dem Papa eine vorsichtige Umarmung gegeben. Vorsichtshalber noch nicht zu viel Nähe, aber dennoch viel Herzlichkeit und Freude über seine Rückkehr.

Auch Josia reagiert erst sehr verhalten. Er kam zur Haustüre rein und sah seinen Papa in der Wohnungstüre stehen. Es kam ein überraschtes „Oh, Papa da!“ Aber das war´s dann auch schon. Er wollte anfangs noch keine richtige Umarmung. Lediglich kurz mal um die Beine fassen und das war´s dann auch schon für ihn.

Diese Haltung hielt sich noch ein wenig. Und so bestand er auch am Abend darauf, dass Mama ihn umzieht und fürs Bett fertig macht und er lieber von Jess und nicht von Papa ins Bett gebracht wird. Aber beim Holz holen im Keller war er voll aktiv dabei… und hat so ganz nebenbei seinen 6. Milchzahn verloren. Zum Glück erging es diesem nicht wie dem Zahn davor. Er trug ihn stolz bis zu mir, und wir haben ihn dann gemeinsam zu seinen anderen Zähnchen in die Box gepackt.

Leider hatten wir am Nachmittag noch einen unschönen Besuch von der Stadt, die meinem Mann nun tatsächlich einen Ordnungsverstoß anhängen möchte. Um aber ganz sicher zu gehen, dass er ab diesem Tag nicht mehr quarantänepflichtig ist, hat er sich schnell noch um einen Testungstermin beim Hausarzt bemüht. Das klappte immerhin problemlos und der Test war sogar negativ! Nun haben wir auch das schriftlich. Und wir haben am Abend direkt noch eine Stellungnahme zur Stadt gemailt. Mal sehn, wie diese Geschichte ausgehen wird. Für uns hier zählt momentan einfach nur die Tatsache, dass er endlich wieder daheim ist… und dazu noch offiziell genesen.

Ein Kommentar

  1. sooo interessant, deinen Blog zu lesen und die vielen Bilder von den Kindern zu sehen. ich habe eine derarte Sehnsucht nach den Kindern!!! Aber… wie du sagst…Lady Corona! ich könnte sie …kreuzweise…
    ich wünsche euch viel Kraft und freue mich auf die nächste Geschichte!!!
    die Oma

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