Die zweite Halbzeit

Der Start in die neue Woche gestaltete sich holprig. Eine volle Hose um 5.30 Uhr ist eigentlich schon Stress genug. Aber wenn man dann beim angestrebten Wechselversuch von so viel Ladung überrascht wird, dass nur noch der Gang unter die Dusche Abhilfe schafft, ist man echt bedient. Josia hat alles tapfer über sich ergehen lassen und ist anschließend sogar tatsächlich nochmal in meinem Arm eingeschlafen. Damit hatte ich nach so viel Aktivismus absolut nicht gerechnet.

Für mich war die Nacht allerdings schon ab 4.40 Uhr rum, weil ich zu diesem Zeitpunkt das erste Mal bei Josia vor dem Bett stand und ihn zum Weiterschlafen überreden musste. Nach einigen Minuten Händchen halten bin ich zurück in mein Bett geschlichen, wo Ben ganz friedlich schlummerte. Auch in dieser Nacht war er irgendwann gegen 1 Uhr oder so zu mir umgesiedelt. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, auf die Uhr zu schauen und war dankbar, dass wir beide fast unverzüglich wieder eingeschlafen sind.

Auch wenn sich der Schlaf nicht mehr zu mir gesellte, konnte ich immerhin meine Augen schließen und das wohlig warme Bett genießen. Links schnarchte Josia vor sich hin und rechts von mir träumte Ben. Er hat sogar ein wenig im Schlaf geredet, was zeitweise sehr witzig sein kann. Und dann erwachte erst der Kleine und kurz darauf der Große, weil er den Kleinen reden gehört hatte. Und das heißt es für beide: schnell anziehen und los zum Frühstück.

Tja, mein Brot war nur so halb fertig, weil ich am Vorabend bei meiner Vorbereitung vergessen hatte, den Deckel des Automaten zu schließen. Manchmal übersieht man die einfachsten Dinge. Wie gut, dass wir noch Toastbrot im Keller hatten, denn Müsli wollten die zwei an diesem Morgen auf keinen Fall essen.

Der Blick nach draußen überraschte uns mit schönem Weiß. Und es schneite den ganzen Vormittag in unterschiedlicher Intensität weiter. Ich finde das ja immer sehr gemütlich und wohltuend für die Seele. Keine Ahnung, warum das so ist. Aber ich mag es einfach total, wenn man rausschaut und der Schnee rieselt oder tanzt oder schwebt. Es sieht immer wieder anders aus, kann so schnell wechseln und ganz gleich, wie der Schnee auch fällt, es hat etwas Zauberhaftes an sich – zumindest für mich!

Nach etwas Aufräumen, Wäsche und sonstigem Haushalt sind Ben und ich vors Haus und haben ein wenig Schnee geschippt. Ich habe ihm noch den großen Bagger aus der Garage geholt, was er ganz toll fand. Aber wenn es dann nicht ganz so lief, wie es seiner Vorstellung nach sollte, war der Frust groß und der Protest auch! Und wir sind sogar noch ein bisschen gerodelt, bevor ich in die Küche musste.

Anständig an den Tisch sitzen ist momentan eine ganz große Herausforderung für Ben. Ständig legt er die Füße auf den Tisch oder schiebt sich mitsamt dem Stuhl immer weiter weg vom Tisch, was essen dann fast unmöglich macht.

Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause – schlafen wollte Ben an diesem Tag nicht – sind wir erneut in den Schnee. Da die Temperatur etwas über Null lag, präsentierte sich uns der Schnee natürlich deutlich nasser als einige Stunden zuvor. Aber die Jungs hatten dennoch viel Spaß beim Rodeln, Schneeball werfen und Schneemann bauen.

Für meinen Mann verlief der Wochenstart leider etwas erschwert, weil er am Sonntagabend plötzlich Fieber bekommen hatte. Schon am Morgen fühlte er sich schlapp und ihm taten die Knochen weh. Aber da er in den Tagen davor sehr viel und teils auch schwer körperlich gearbeitet hatte, hat er dieser Tatsache nicht viel Beachtung geschenkt.

Immerhin ist er am Montag Tag fieberfrei geblieben. Nur der Kopf schmerzte ein wenig und er fühlte sich weiterhin schlapp. Aber er hatte auch einige unruhige Nächte, weil es momentan wirklich absolut heiß ist auf Sansibar. Hochsommer eben!

Meine 7. Nacht ohne Ha-Di war gut. Ben kam zwar wie gewohnt zu mir, aber da es erst gegen 3.30 Uhr war, hatte ich schon eine ordentliche Portion ungestörten Schlaf abbekommen. Ich versuche momentan wirklich immer, möglichst früh (zwischen 22.15-45 Uhr) das Licht auszumachen. Platt bin ich oft schon vor 21 Uhr. Josia war gegen halbsechs zwar unruhig, hat dann aber überraschend bis 6.20 Uhr geschlafen. Und ich bin sogar nochmals eingeschlummert. So sind wir gut gelaunt um halbsieben in den neuen Tag gestartet.

Der Vormittag war von umfangreichen Putzen geprägt. Aber diese Aufgabe zieht sich aktuell oft sehr in die Länge, weil nebenbei ein Kleinkind konstant nach ungeteilter Aufmerksamkeit verlangt. Also musste ich zwischendurch die Arbeit liegen lassen und Bilderbücher lesen, ein Autowettrennen abhalten, das Zugnetz wieder instand setzen und ständig andere CDs in den Player einlegen. Und eine kleine Zwischenmahlzeit für die Schulkinder sollte auch noch bereitgestellt werden.

Ein fröhlich winkender Josia kam aus der Schule zurück und nach unserem gemeinsamen Mittagessen und einer kurzen Lese-Pause auf dem Sofa sind wir eine kleine Runde in den Schnee. Ben wollte unbedingt sein Laufrad haben. Die Straßen waren frei, aber als es dann zum Schlittenfahren Richtung Hügel ging, wurde es abenteuerlich. Wir konnten noch ein wenig rodeln. Und als Joel sich auch noch zu uns gesellte, hat er sich kurzerhand Ben´s Rad geschnappt und ist damit den Hügel runtergefahren. Es sah total witzig aus. Ben fand es allerdings überhaupt nicht lustig, da es schließlich sein Rad ist! Leider war der Wind an diesem Nachmittag sehr eisig, und so ging es bald wieder zurück ins Haus. Also doch lieber im Keller spielen!?

Die folgende Nacht reihte sich leider in die Kategorie „extrem unterbrochen“ ein. Es fing schon vor Mitternacht an, denn ich erwachte wegen Licht im Flur. Mein Kontrollgang offenbarte, dass es das Licht im Klo und nicht im Flur war, dass da brannte. Dafür konnte eigentlich nur der große Sohn verantwortlich gewesen sein. Ich bin schnell zurück ins warme Bett geschlüpft. Die Ruhe hielt aber nicht lange an, denn kurz nach halb drei hat Josia gerufen. Mehrfach. Also konnte ich nicht länger die Ignorier-Strategie fahren und habe mich aus dem Bett geschleppt. Im Kinderzimmer war überraschenderweise ebenfalls Licht an. Ich habe keine Ahnung, ob das schon seit dem nächtlichen Klogang des Großen brannte oder später folgte. Ich vermute aber Letzteres, denn als ich das Licht im Klo ausgemacht hatte, ist mir kein weiteres Licht aufgefallen.

Es war die kleine Lampe am Bett, die ich schnell ausgemacht habe. Dann folgte das übliche Zureden und Händchen halten, in der Hoffnung, dass ich möglichst schnell zurück ins warme Bett gehen kann. Und auch dort war ich zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr allein, denn Ben hatte sich eine Stunde zuvor zu mir auf den Weg gemacht.

Die Stille war nicht von langer Dauer, denn gute 30 Minuten später kamen die nächsten Mama-Rufe aus dem Kinderzimmer. Also das gleiche Spielchen nochmal. Immerhin schlief er beide Male nach 5-10 Minuten wieder ein und ich musste nur noch vorsichtig meine Hand aus seiner lösen.

Als es dann um 3.30 Uhr in Runde 3 ging, habe ich Josia zu mir geholt und in Ha-Dis Bett gelagert. Das hätte ich vielleicht direkt machen sollen, denn dort schlief er überraschend gut und ohne weitere Unterbrechung bis ungefähr 5.40 Uhr. Ab dann wurde er unruhig und hat vor sich hingebrabbelt oder Geräusche von sich gegeben, wirklich wach war er erst um 6.15 Uhr. Die negative Erfahrung der Vorwoche und die Tatsache, dass Ben bereits mitten im Bett selig schlummerte, hatten mich von diesem Schritt vorerst abgehalten.

Anhaltender Schneefall in unterschiedlicher Intensität bestimmte auch den Mittwochvormittag und langsam wurde es wieder richtig schön weiß rund ums Haus. Für diesen Nachmittag war das Programm also gesichert, denn wir konnten wieder in den Schnee gehen. Dank der milderen Temperaturen waren wir sogar über eineinhalb Stunden draußen.

Die zwei haben einen guten Platz gefunden, um den anhaltenden Schneefall zu beobachten

Das Rodeln brachte leider gewisse Konflikte mit sich, weil beide Jungs recht bald schon nur mit Mama auf den Bob wollten. So sind wir also einige Male zu dritt den Hügel runtergefahren, was schon ein bisschen unbequem war. Die Sache verschärfte sich weiter, als Ben lieber alleine mit Mama fahren wollte. Josia schloss sich dieser Haltung natürlich sofort an. Ab dann gab es gefühlt nur noch Gebrüll und Aufstand: wenn zwei schon saßen und sich der Bruder auch noch auf den Bob gequetscht hat, wenn Mama die Variante „Ben und Josia“ ausprobieren wollte, wenn einer warten sollte, bis er an der Reihe war usw. Ben ist tatsächlich einige Male mit lautem Geschrei hinter uns hergerannt, als Josia mit mir im Bob gefahren ist. Josia selbst war in seiner Haltung und Kooperationsfähigkeit auch nicht besser. Und so haben wir das Rodeln eingestellt und uns dem Bau eines Schneehuhns zugewandt. Das brachte wieder etwas mehr Gemeinschaftssinn.

In den frühen Abendstunden konnten Josia und Ben noch eine Runde mit Jess malen, so dass ich in Ruhe das Abendessen vorbereiten und einige Kleinigkeiten im Haushalt erledigen konnte.

Josia bestand darauf, dass er ganz unbedingt Sport machen muss. Wir waren früh genug dran, und so durfte er zusammen mit Ben nach dem Abendessen noch ein bisschen rumhampeln und turnen. Danach ging es ins Bett. Mit dem Rest der Familie habe ich am Abend noch ein Spiel gespielt und abschließend „Himmlische Familie“ geschaut.

Die Nacht war besser, aber dennoch mehrfach fremdbestimmt unterbrochen. Josia kam schon kurz nach Mitternacht, und wieder war die Lampe an Joels Bett an. Könnte es eventuell sein, dass Josia sie angeknipst hat? Komisch ist das auf jeden Fall.

Ich habe ihn diesmal direkt mit zu mir ins Bett genommen. Ben gesellte sich gegen 5 Uhr dazu. Und ab dann war für mich die Nacht gelaufen. Der Kleine schlief zwar schnell wieder, aber Josia war wenig später sehr unruhig. Und leider hielt dieser Zustand auch an. Dann wollte er schon vor 6 Uhr aufstehen. Aber ich konnte ihn dazu überreden, dass er sich nochmals hinlegt. Geschlafen hat er nicht mehr und Punkt sechs stand Frühstück auf seiner inneren Agenda.

Der frühe Start hat eigentlich gut gepasst, denn so waren Ben und ich tatsächlich schon kurz nach 8 Uhr beim Wocheneinkauf, der sich heute über zwei Läden und mit dem anschließenden Verräumen der ganzen Einkäufe über fast 2 Stunden erstreckt hat. So konnte ich mir daheim direkt um die Vesperpause der Schulkinder kümmern und anschließend ein bisschen mit Ben spielen.

Am Nachmittag hatten wir Besuch von Josias Babysitterin, was mir tatsächlich etwas Freiraum verschafft hat. So konnte ich einiges ohne kindlichen Anhang abarbeiten während die Jungs viel Spaß im Sand, beim Kneten und ganz viel lauter Aktion im Spielzimmer unten hatten.

Die Nacht gestaltete sich ähnlich wie die vorherige und ich habe irgendwann das Gefühl für die Zeit verloren. Mama-Rufe, Umzüge ins elterliche Bett, schlafende Kinder neben wacher Mama… Die kindliche Unruhe machte sich bereits vor 5 Uhr wieder breit. Und als Ben mitbekommen hat, dass Josia da ist, war seine einzige Sorge, dass dieser seinen Platz in Mamas Arm streitig machen könnte. Also ist er kurzerhand auf mich geklettert und hat zusätzlich noch laut verkündet: „Meine Mama!“. Josia war davon gänzlich unbeeindruckt und hat in seiner Ecke weitergeschlafen; leider nicht so geräuschlos, wie es wünschenswert gewesen wäre. Kurz vor 6 Uhr war die Nacht endgültig vorbei für uns.

Mein Vormittag war neben Aufräumen und Putzen vor allem mit Telefonieren angefüllt. Eigentlich recht untypisch für mich, aber es war eine nette Abwechslung und wenn man die aktuellen Umstände bedenkt, durchaus verständlich.
Mein Mann ist bereits in aller Frühe sicher in Frankfurt gelandet und soweit hat alles gut geklappt. Allerdings war sein Schnelltest auffällig und nun heißt es, geduldig abwarten, was der PCR Test offenbaren wird. Wir haben uns telefonisch abgesprochen, was denn nun die sinnvollsten Schritte sein könnten. Einfach nach Hause kommen steht bis zum sicheren Testergebnis nämlich nicht zur Auswahl.

Eine Runde Sandkasten und Seifenblasen war für die Jungs und mich noch drin, bevor der Regen leider mal wieder zu stark wurde. Es wurde schon kurz nachdem wir raus etwas feucht von oben herab. Aber dank unserem Sonnenschirm konnten wir uns ein trockenes Plätzchen sichern und noch eine Zeitlang gemeinsam Sandkuchen backen. Dann wollte Josia unbedingt Seifenblasen machen. Da der Regen wieder etwas nachgelassen hatte, ging das sogar erstaunlich gut und hat besondere Effekte mit sich gebracht. Das Auto sah zweitweise aus wie direkt nach einem Schaumbad. Der Rosenstrauch, das Gras, der Boden… überall breiteten sich die glänzenden Blasen aus und sorgten für viel Staunen und Gelächter bei den Jungs.

Faszinierend, wie sich die Blasen langsam auflösen…

Josia hatte noch Hausaufgaben zu bearbeiten. Als das geschafft war, wurde noch ein wenig gespielt und schon war es wieder Zeit fürs Abendessen.

Irgendwie waren an diesem Tag alle ziemlich müde. Da kann man nur hoffen, dass sich das positiv auf unsere Nacht auswirken wird, die wir nun leider wieder ohne Papa verbringen müssen. Noch ist unklar, ob er tatsächlich Corona hat oder nicht. Er hat sich sicherheitshalber in einem kleinen Hotel im Nachbarort eingemietet und wir warten weiter gespannt, was das Ergebnis bringt und ob es uns in die Verlängerung schicken wird.

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