Es ist Juli

Die Hälfte dieses ziemlich speziellen Jahres liegt hinter uns! Die Tage werden wieder kürzer – auch wenn man das aktuell noch nicht wirklich spürt. Und der Jahreslauf hat seinen Zenit überschritten; wobei man im Zusammenhang mit dem Stichwort Zeit natürlich nicht davon reden kann, dass diese rückläufig ist.

Ich wage zu behaupten, dass 2020 in seiner Vorschau für viele von uns verheißungsvoller und liebreizender ausgesehen haben mag, als es sich nun in seiner Realität präsentiert. Auch wenn ich nicht weiß, wie deine Pläne für Zwanzig Zwanzig ausgesehen haben, welche besonderen Highlights du sehnsüchtig erwartet und auf welche Feste du dich gefreut hast, so kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass Lady Corona nicht auf deinem Fahrplan stand! Auf meinem definitiv auch nicht.

Mit dem Ende der Pfingstferien Mitte Juni hat sich bei uns einiges in Richtung „Normalität“ bewegt. Wobei ich den Begriff ehrlich gesagt nicht ganz passend finde, weil ich gerade mehr denn je feststellen muss, dass „Normalität“ reine Definitionssache ist. Und das noch nicht mal auf einer objektiven Basis. Was ist Normalität? Wie viel von dem, was sich hierzulande in den letzten Monaten verändert hat, wird uns vielleicht für immer erhalten bleiben und somit „normal“ werden?

Was ist eigentlich sagen wollte: auch hier bei uns geht es in sichtbaren, wenn auch kleinen Schritten zurück zu dem, was vor Corona Alltag war. Im Folgenden ein paar Einblicke, wie das nun in den einzelnen Bereichen praktisch aussieht.

Stichwort SCHULE

Bei uns wechselt derzeit wöchentlich die Anzahl der aushausigen Schulkinder. Ich habe mir bislang nicht die Mühe gemacht, meinen Wochenplan in der Küche den nun geltenden Zeiten anzupassen. Wer kann schon sicher sagen, ob der Status Quo sich nun tatsächlich bis zum Ende des Schuljahres so halten wird. Also habe ich lediglich im Familienkalender markiert, welches Kind an welchen Tagen zur Schule gehen wird.

Eine erste Änderung folgte ja schon nach knapp einer Woche. Ganz überraschend trudelte die Nachricht bei uns ein, dass die Grundschulen Ende Juni den Regelbetrieb wieder aufnehmen werden. Ich habe zwar nur ein Kind in der Grundschule, aber genau dieses benötigt sowas wie Regelmäßigkeit am aller meisten! Bis auf wenige Ausnahmen hat Josia seit dem 29.06. tatsächlich wieder fast normal Schule. Was für ein Geschenk! Ich bin gespannt, ob das nun wirklich bis zu den Sommerferien so bleiben wird, denn so ganz sicher ist zur Zeit ja leider nichts mehr!

Für mich ist es sehr ungewöhnlich, dass Josia nun wieder so viele Stunden außer Haus ist. Aber es tut so gut! Ben ist über diese Tatsache alles andere als glücklich, denn für ihn war es zur Normalität geworden, dass sein Bruder immer da ist. Es gab also schon manche Tränen, wenn er Josia im Bus einsteigen und davonfahren sah. Umso größer ist die Wiedersehensfreude am Nachmittag! Dazwischen hängt Ben bevorzugt wie eine Klette an mir, was mich in vielem einschränkt.

Joel hat im wöchentlichen Wechsel Präsenzunterricht, allerdings nur 12 Stunden verteilt auf vier Tage. Die restliche Zeit wird wie gewohnt daheim gearbeitet. So wie ich das bislang sehe gibt es aber deutlich weniger Aufgaben als in der Zeit davor.

Annelie hat nach Josia am umfangreichsten Schule. Auch sie ist zwar nur jede zweite Woche vor Ort, aber bis auf den Sportunterricht und die AG-Stunde gilt bei ihr der alte Stundenplan.

Romy und Nasya sind nur jede dritte Woche an der Schule. Die Unterrichtsstunden sind bei beiden auf vier Tage verteilt, wobei Nasya mit 19 Stunden echt viel an der Schule ist. Romy hat dagegen nämlich nur 15 Stunden. An Aufgaben für den Home-Unterricht mangelt es den beiden bislang allerdings nicht, und so verbringen sie wirklich viele Stunden am Schreibtisch.

Stichwort VEREINE

Das Fußballtraining ging als erstes an den Start, kurz gefolgt von den Vororchesterproben im kleinen Kreis. Mit dem Juli kam das Schwimmtraining für Romy dazu. Allerdings darf man nicht mehr im Schwimmbad duschen. Liegt vermutlich daran, dass wir echt wenig Duschen in unserem Hallenbad haben. Wenig später fand das erste Freiland-Turnen für Annelie statt. Sogar Nasyas Orchesterproben sollen in der kommenden Woche wieder beginnen. Der Musikunterricht findet bei fast allen Kindern wieder im normalen Umfang und face to face statt. Bei einzelnen Kindern war das ja schon seit Mitte Mai der Fall.

Ich muss sagen: unser Terminkalender hat sich wieder ziemlich gefüllt!

Stichwort FREIZEIT

Die Spielplätze sind schon seit dem 4. Mai geöffnet, Sport- und Freizeitanlagen folgten wenige Tage danach. Es war echt ein Fest für Ben und Josia, als wir nach all den Monaten das erste Mal einen Spielplatz angesteuert haben. Kurz bevor wir dort waren kam von Josia an überraschtes „utsche“ (Rutsche). Ich: „Ja, wir gehen zum Spielplatz und dort könnt ihr rutschen und schaukeln.“ Auf diese Ansage hin kam ein freudiges Jubeln aus dem Fahrradanhänger und Josia konnte es kaum mehr erwarten.

Im Juni hat Nasya ihren Bruder mit in den Zoo genommen. Zusammen mit zwei Schulfreundinnen sind die beiden an einem Donnerstagvormittag mit der Bahn Richtung Stuttgart losgezogen. Josia konnte es kaum erwarten, da wir seit einer für ihn gefühlten Ewigkeit nicht mehr dort waren. In den letzten Wochen war der Zoo immer wieder Teil unserer Gespräche gewesen. Er liebt diesen Ort einfach über alles und kennt sich dank unserer regelmäßigen Besuche relativ gut dort aus. Sie kamen erst zum Abendessen wieder nach Hause und hatten einen schönen und abwechslungsreichen Tag.

Und dann genießen wir es natürlich sehr, dass man sich wieder mit Freunden treffen kann. Auch die Verwandtschaft sieht man endlich wieder etwas öfter – also die, die nah wohnt. Mein Vater und seine Frau haben uns wenige Tage vor unserem Ostseeurlaub besucht. Und meine Schwester mit Kindern war kurz nach den Ferien für drei Nächte hier. Wir hatten uns zuletzt nach Weihnachten gesehen, was ja nun auch schon ein halbes Jahr zurück liegt!

Stichwort GEMEINDE

Ein Ende der online Gottesdienste ist für uns noch lange nicht in Sicht. Unsere Gemeinderäumlichkeiten bieten keine andere Möglichkeit. Und selbst für Freiland-Alternativen fehlen uns praktikable Konzepte. Aber immerhin kommt bei den Kleingruppen wieder etwas mehr reales Leben auf. Wir hatten bereits ein paar Treffen mit unserem Hauskreis, teils im Garten, teils im Wohnzimmer – das bei uns ja zum Glück genügend Raum bietet, um den nötigen Abstand zu wahren. Auch mit der Frauenfrühstücksgruppe gab es nun das erste, lockere Treffen auf einem Spielplatz. Es bleibt also spannend, was sich hier in den kommenden Monaten noch entwickeln wird. Nun stehen ja sowieso bald die Sommerferien vor der Türe, wo vieles generell pausiert.

In der Kinder- und Jugendarbeit hat sich auch einiges getan. Die Rangerkids hatten inzwischen ein paar Treffen, aber nur in den jeweiligen Kleingruppen und nicht als kompletter Stamm. Und für die Sommerferien soll es in dieser reduzierten Form immerhin einen kleinen Ersatz für das ausfallende Camp geben. So will Joels Gruppe eine mehrtägige Radtour entlang der Glems in Angriff nehmen und Annelies Gruppe zieht für drei Tage mit dem Kanu los.

Die beiden großen Mädels treffen sich mit dem Jugendkreis auch wieder live. Um die Anzahl der Teilnehmer überschaubar zu halten, finden die Treffen derzeit für die Jungs und Mädels an verschiedenen, meist privaten Orten statt.

Außerdem hat für Annelie nach den Pfingstferien der Gemeinde-Unterricht begonnen. Da die Gruppe nicht zu groß ist, können sie sich – unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstandsregeln – wie gewohnt in unseren Gemeinderäumen treffen. Bislang geht sie sehr gerne hin.

Es lässt sich nicht leugnen. Das Leben hat wieder deutlich an Fahrt aufgenommen und manches bleibt dadurch auf der Strecke. Wie z.B. unser Mithilfe-System hier daheim bei Haushalt, Küche und Kinderbetreuung. Das funktioniert nun natürlich nicht mehr so zuverlässig, da die vier älteren Kinder zunehmend mehr aushäusige Verpflichtungen wahrzunehmen haben. Ein Teil der Aufgaben hat sich zum Glück ebenfalls verändert, da Josia nun glücklicherweise wieder deutlich mehr Stunden außer Haus ist. Das tut ihm und mir sehr gut.

Die anderen Aufgaben sind nicht wirklich geschrumpft. Vielleicht der Bereich Küche ein kleines bisschen, da zwei Kinder zumindest zeitweise wieder in der Schule Mittagessen bekommen. Aber mein Nebenjob als Lernhelfer und Sekretärin hat sich auf ein sehr erträgliches Minimum reduziert. Endlich muss ich nicht mehr jeden Tag Ausschau nach dem neusten Lernstoffupdate halten oder die Korrespondenz zwischen Kind und Lehrkraft jonglieren.

Trotz alledem ist Lady Corona noch da. Sie lebt immer noch mitten unter uns, auch wenn die langsame Rückkehr zur Normalität uns diese Tatsache gerne mal vergessen lässt. Viele von uns würden es am liebsten auch komplett vergessen, oder nicht?! Denn sie ist leider auch keine bequeme Zeitgenossin. Und eine gewisse Corona-Müdigkeit lässt sich nicht leugnen.

So ist der Anblick gut besuchter Spielplätze an einem sonnig warmen Samstagnachmittag längst keine Seltenheit mehr. Auch Geburtstage und Hochzeiten werden wieder gefeiert (mit gewissen Einschränkungen), es wird geurlaubt und vieles mehr.

Und wir genießen die lauen Sommerabende in unserem Garten, die Kinder erfreuen sich an ausgiebigen Badezeiten und langsam zeichnet sich das Ende eines unvergleichlichen Schuljahres ab, das auf jeden Fall Geschichte schreibt – und zwar nicht nur hier auf dem Blog.

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