Im Dienst des deutschen Staates

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Das Amt des Honorarkonsuls ist für viele doch eher ein unbekanntes Konstrukt. Ehrlich gesagt war mir dessen Existenz bis vor wenigen Jahren ebenfalls gänzlich unbekannt. Da es keine eindeutige Job-Beschreibung gibt, variieren die Aufgaben auch sehr stark – je nach Einsatzland und „Hingabe“ der Person, die dieses Amt innehat.

Was diese Personen, von denen es derzeit weltweit knapp 350 gibt, vereint ist die Tatsache, dass sie den Status eines Ehrenbeamten besitzen inklusive Bestallungsurkunde. Beim offiziellen Dienstantritt legen sie ihren Amtseid ab und stehen ab dann im Dienst des deutschen Staates. Ihre Arbeit wird jedoch nicht vergütet.

Ich war schon mehrfach versucht, die „Dienstzeiten“ von meinem Mann mal zu notieren, da ich selbst gerne wissen wollte, wie viel Zeit uns dieses Ehrenamt denn „kostet“. Aber umgesetzt habe ich es bisher noch nicht. Vielleicht ist das auch besser so…

Zum einen gibt es den Aufgabenbereich des Repräsentierens, der überschaubar und zeitlich abgrenzbar ist. Dazu zählen die offiziellen Einladungen zu den verschiedensten Veranstaltungen, z.B. Eröffnungsfeiern, Verabschiedungs- oder Amtsantrittsfeste, Staatsfeiertage von anderen Ländern (so wie wir alljährlich den Tag der Deutschen Einheit feierlich begehen, gibt es in vielen Ländern, die hier auf der Insel als Konsulate vertreten sind, Jahrestage), Stehempfänge, besondere Geburtstage, sansibarische Gebets- und Festtage (folgende zwei Bilder) oder auch mal die Einladung ins hiesige Repräsentantenhaus zur Verlesung des Haushaltsplans oder dergleichen.

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Im Durchschnitt ist Ha-Di ca. zweimal pro Monat in diesem Zusammenhang unterwegs, meist abends und manchmal sogar in Begleitung meinerseits. So kommt es, dass selbst ich inzwischen einige Gesichter mit Namen kenne und mich im Kreise der Diplomaten, Minister und sonstiger Wichtigkeiten nicht mehr völlig fremd fühle. Je nach Umfang und Örtlichkeit wird man gut verköstigt und taucht für geraume Zeit in eine andere Welt ab – denn so wirklich als Teil davon fühle ich mich selbst nach mehreren Jahren nicht.

Des Weiteren hat man Mann einige Stempel anvertraut bekommen, mit denen er z.B. manche Urkunden beglaubigen darf bzw. gewisse Dokumente unterschreiben kann. Manchmal handelt es sich um Übersetzungen von offiziellen Dokumenten (Hochzeit, Todesfall, Zeugnisse, usw) aus dem Swahili ins Deutsche. Mein Mann muss natürlich nicht die Übersetzung machen, sondern lediglich die Übereinstimmung der beiden Texte mit Stempel und Unterschrift bestätigen.

Die große Unbekannte stellen die sogenannten „Notfälle“ dar. Diese lassen sich bekanntlich nicht planen und halten sich weder an offizielle Bürozeiten bzw. Terminvereinbarungen. Gefühlt ereignen sie sich bevorzugt an Wochenenden und in den Abend- bzw. Nachtstunden. Und leider hatten wir davon wirklich schon eine ganze Menge – Tendenz steigend!

Angefangen bei einfachen Überfällen, wo mein Mann dann oftmals die erste Anlaufstelle ist hinsichtlich der Frage: wie und wo bekomme ich nun einen neuen Reisepass? Diesen darf er natürlich nicht selbst ausstellen, aber er schaut danach, dass alle dafür notwendigen Unterlagen vorhanden sind und stellt die Verbindung mit der Botschaft in Dar es Salaam her. Er war auch schon des Öfteren in diesem Zusammenhang mit Betroffenen bei der Polizei, denn ohne Polizeibericht läuft nix.

Dann gibt es „leider“ noch Unfälle, Krankheiten und Todesfälle. Und gerade dieser ganze Bereich kann manchmal sehr umfangreich werden. Inzwischen hat Ha-Di auch hierfür ein weitläufiges Netz aus Kontakten aufgebaut und er weiß, mit welcher Person er sich im jeweiligen Fall in Verbindung setzen muss. Wer kümmert sich um die Überführung einer Leiche? Wo ist die zuständige Stelle für die Obduktion? Was muss mit der Krankenkasse abgeklärt werden? Welche Schritte müssen eingeleitet werden, damit ein Kranker ausgeflogen werden kann? Wer kümmert sich am Flughafen um einen reibungslosen Ablauf? Naja, diese Person muss glaub erst noch eingestellt werden, denn hier gab es leider schon etliche Probleme. Die Liste der Kontakte scheint endlos – ebenso sind es leider oftmals auch die Telefongespräche, wenn mein Mann in einen neuen „Fall“ verstrickt ist.

Wir hatten auch schon über mehrere Tage Betroffene bei uns im Gästezimmer untergebracht, bis dann endlich der Evac-Flug durchgeführt werden konnte. Sowas gehört natürlich nicht zur offiziellen Job-Beschreibung, aber in gewissen Situationen war für uns unmissverständlich klar, dass wir dies so machen werden. Und nebenbei bemerkt: derartige Vorkommnisse gab es auch schon bevor mein Mann dieses Amt innehatte.

Und dann klingelt es mal wieder an unserer Türe und eine mir unbekannte Person möchte von mir einen Visa-Antrag für Deutschland. Nein, damit können weder ich noch mein Mann dienen, denn das ist glücklicherweise Sache der Botschaft. In diesem Sinne: „Einen schönen Tag noch!“

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