Lagebericht aus der Kinderklinik

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Nun sind wir schon seit drei Tagen in der Kinderklinik in Stuttgart. Die Aussicht von unserem Zimmer aus ist immer noch nicht ansprechender geworden, dafür aber der Zustand von Josia!

Die vergangenen zwei Tage ging es ihm zunehmend besser. Er ist fieberfrei und die Sauerstoffversorgung stabilisiert sich, so dass wir heute zum Teil schon bei nur 0,3 waren! Aber dennoch werden wir es ziemlich sicher nicht nach Hause schaffen, bevor der Rest der Familie zurück in die Heimat fliegt. Und das ist echt sehr traurig! Auch die Kinder finden das sehr schade.

Das Wochenende war geprägt von Sonnenschein und sehr milden Temperaturen. Wir hätten sehr gerne noch etwas gemeinsam als Familie unternommen, aber stattdessen herrscht für uns Eltern mal wieder Schichtdienst und Josia rockt sein Krankenhaus-Gitterbettchen.

Am Samstagvormittag war Ha-Di mit drei Kindern beim Schlittschuhlaufen – ein lang ersehnter Event. Der Opa kam auch mit und alle hatten ihren Spaß auf der Eisbahn. Aber Nasya hat fast den ganzen Tag über auf der Couch verbracht. Sie ist wirklich krank, was uns etwas beunruhigt. Auch heute hatte sie am Nachmittag wieder fast 39° Fieber und sie klagt weiterhin über starken Druck auf beiden Ohren. Ich weiß nicht, ob sich das bis Dienstag noch so weit regelt, dass sie mit diesen Ohren schmerzlos fliegen kann.

Gestern hat Ha-Di mit der Fluggesellschaft telefoniert, um unsere Rückreise zu klären. Er wird wie geplant am 4.11. mit den vier Kindern fliegen – was nur dank Basti so problemlos umsetzbar ist. Und der Flug für Josia und mich ist um eine Woche verschoben… wir hoffen, dass dies ausreicht und er bis dahin dann wirklich fit für einen Langstreckenflug ist. Irgendwie scheint das getrennte Fliegen so allmählich bei uns zur Regel zu werden, denn es kam ja nun schon ein paar Mal vor.

Von Freitag ab war meine Schwester Anne mit ihren zwei Kindern bei uns zu Besuch. Das Timing war natürlich nicht gerade super, aber Ausweichtermine gibt es eben auch nicht mehr! Ich war dankbar, dass ich immerhin den Freitag- und Samstagabend mit ihr verbringen konnte, da Ha-Di die Krankenhausschicht übernommen hat.

Beim Frühstück hat mir Joel verkündet, dass ich nun ins Krankenhaus fahren müsse, damit Papa endlich wieder zu ihm nach Hause kommt. Ja, unsere Kinder kennen sich gut aus mit unserem Schichtbetrieb – und sie machen glücklicherweise auch relativ  gut mit.

Aber uns Eltern stresst es – mich zumindest! Meistens bleibt nur wenig Zeit, wo wir uns kurz austauschen und wichtigen Infos abklären können. Dann heißt es schon wieder Schlüsselübergabe und für den einen geht es nach Hause, während der andere die Josia-Aufsicht übernimmt. Parallel dazu muss das häusliche Aufräumen und Packen koordiniert werden, der Haushalt muss ebenfalls irgendwie weiterlaufen und die Kinder brauchen selbstverständlich zwischendurch auch was zu essen…

Auch wenn der psychische Stress nicht annähernd an das heran reicht, was wir vor wenigen Monaten in den Krankenhaustagen mit Annelie durchgemacht haben, so ist der emotionale Stress – zumindest bei mir – derzeit dennoch sehr hoch. Die Tage vor der Abreise sind jedes Mal aufs Neue eine besondere Herausforderung. Die Zeit rennt und man muss noch so viele Dinge organisieren, packen, einkaufen, aufräumen, klären.

Man sagt täglich Tschüss, da man Leute jetzt und in diesem Moment zum letzten Mal für eine unbestimmte Zeit sieht.

Der Kopf ist voll und gleichzeitig fühlt er sich oft sowas von leer an.

Die Transition beginnt eben nicht erst am Tag des Abfluges und sie endet auch nicht mit der Stunde der Ankunft.

Das eine Bein steht noch in der einen Welt und das andere schon dort – und dieser Spagat fühlt sich alles andere als gut und richtig an. Die ganze Sache ist nur schwer greifbar – auch für mich, obwohl ich es nun schon etliche Male er- und durchlebt habe. Und es wird auch nach mehrfacher Wiederkehr nicht so viel anders oder einfacher. Man lässt sich eventuell nicht mehr zu sehr auf gewisse Gefühle ein, sondern blockt sie lieber direkt ab. Aber auch das geht nur bedingt… und wenn so viel los ist, wie zur Zeit, dann ist es echt schwer…

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