lost in Transit?

Ich schlendere durch die hohe Eingangshalle eines wunderschönen Hotels in der Altstadt. Alles sieht so sauber aus, es riecht angenehm erfrischend und die Komposition der Farben, Möbel und vielfältigen Accessoires sind ein wahrer Augenschmaus. Allein schon diese Lampen und Schnitzereien überall… atemberaubend! Da braucht es gar nicht viel aktives Zutun, schon allein die Anwesenheit in dieser Umgebung verströmt Ruhe und bringt Erholung.

Im nächsten Moment steige ich vom Fahrrad und suche mir meinen Weg durchs Gedränge. Der Schulhof ist voller Menschen, da irgendeine Veranstaltung am Laufen ist. Ich hab keine Ahnung, was hier läuft und die meisten Leute sind mir gänzlich unbekannt, aber ich scheine auf der Suche nach jemandem zu sein. Also parke ich mein Rad an einer passenden Stelle und gehe ohne dieses hinderliche Gefährt weiter. Zwischendurch treffe ich auf vertraute Gesichter, gepaart mit herzlichen Hallos, freudigen Umarmungen und ein wenig Small-talk… aber mit jeder weiteren Begegnung scheint mein Herz schwerer zu werden und irgendwann brechen die Tränen durch.

Wie kann es sein, dass ich hier bin wo ich doch gerade noch dort war? Wo ist meine Familie abgeblieben? Und jetzt finde ich noch nicht einmal mehr das Fahrrad wieder. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau, wie es ausgesehen hat, nur wo ich es geparkt hatte. Aber da steht nichts mehr. Ich irre durch die Gegend… Stück für Stück verblasst die Traumwelt und ich werde wach. Es ist noch nicht einmal 6 Uhr in der Früh.

Meine Tage sind so voll, dass mir kaum Zeit zum Durchschnaufen bleibt. Die Arbeit scheint endlos und unser Haus einfach viel zu voll. Dabei packen wir ja seit Monaten – zumindest in kleinen Etappen – und räumen seit Wochen aus. Und noch immer sieht es sehr bewohnt aus hier um mich herum.

Ich erinnre mich noch gut an den Tag Mitte August 2006, als ich dieses Haus zum ersten Mal betreten habe. Das Haus war so riesig und die gähnende Leere hat mich mit ungemeiner Kraft regelrecht erschlagen.

Als ich auf Sansibar ankam, war ich innerlich tief erschöpft – und zwar auf allen Ebenen! Die vergangenen Wochen und Monate hatten mich ausgesaugt. Allein der Pack-Marathon erschien endlos. Obendrein dann noch die ganzen Abschiede. Klassische Abschiedsfeste hatten wir zwar kaum – aufgrund von Energie- und Zeitmangel -, aber Abschied nehmen muss man ja trotzdem irgendwie.

Und dann diese Leere, dazu noch ein komplett fremdes Land. Ich wusste beim besten Willen nicht, woher ich bitte nach all dem, was hinter mir lag noch die Kraft mobilisieren sollte, um hier ein neues Zuhause zu gestalten…

Der Prozess hat sich ehrlich gesagt auch über Jahre erstreckt, denn hier kann man eben nicht einfach in ein Möbelgeschäft spazieren und alles kaufen, was man so braucht. Aber das ist ein ganz anders Thema und vielleicht erlaubt es mir die Zeit irgendwann, auch davon noch etwas mehr zu berichten. Vorab bleibt es bei diesem einen Bild aus unserem Wohnzimmer. Die drei Sessel waren nur eine Leihgabe und neben einem Sansibarbett, einem kleinen Schreibtisch und dem dazugehörigen Stuhl das einzige, was an Mobiliar in unserem Haus vorhanden war.

Damals 2

Ich bin gespannt, wie lange es noch dauern wird, um den Urzustand wiederherzustellen! Für mich ist es momentan total schwer abzuschätzen, wie viel Zeit wir dafür noch benötigen werden. Und irgendwie würde ich viel lieber einfach nur den Moment genießen und all die Dinge machen, die ich eben bald nicht mehr tun kann.

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