Und wenn der Regen nicht mehr aufhört…

Auftakt war der heftige Regen am Sonntag. Scheinbar hat es seit über 40 Jahren nicht mehr so lange und stark geregnet wie an diesem einen Tag! Danach war unser Bedarf folglich mehr als gedeckt. Regen ist gut und tut gut, nicht nur der Natur sondern auch dem gesamten Klima hier. Vor allem während es regnet ist es nämlich meistens kühl(er) und die Schweißdrüsen können sich eine kleine Verschnaufpause gönnen. Wenn es richtig stark regnet und für mehrere Stunden, dann hält der Abkühleffekt sogar noch nach dem Regen an. Und so gibt es seit über einer Woche etliche Nächte, in denen mein Ventilator still steht und es ungewohnt ruhig war in unserem Schlafzimmer.

Wenn diese Dauerniederschläge zur Regel werden und auch nach Tagen deutlich die Oberhand im Wettergeschehen haben, dann wird es langsam ein wenig ungemütlich. Zum einen haben wir leider ein paar Stellen, wo unser Haus nicht ganz dicht ist und durch all die eindringende Nässe inzwischen sogar der Putz abbröckelt. Zum anderen sind die Häuser hier irgendwie offener. Ich weiß nicht so recht, wie ich es am besten beschreiben soll. Aber da die Fenster nicht so schließen, wie man das von Deutschland her kennt,  kriecht diese nass-kalte Luft ohne Probleme ins Haus. Man ist einfach näher am Wettergeschehen dran – vielleicht ein bißchen wie beim Campen. Wenn es da regnet dann spürt man das auch im Zelt, selbst wenn es super dicht ist. Man bekommt akustisch viel mehr davon mit – genau wie hier – und haptisch, denn irgendwann ist einfach alles nur noch klamm bzw. wenn man mal nasse Sachen hat, wollen die beim besten Willen nicht mehr trocken werden!

Meine Wäsche hängt nun also nicht mehr stunden- sondern tagelang auf der Leine und wenn der Wind noch sein Spielchen mit dem Regen treibt, dann wird sie trotz Überdachung voll richtig nass. Gerade die Stoffwindeln und die Handtücher sind davon besonders betroffen.

Am Dienstag war der Pool an der Schule geschlossen. Die Pumpe war durch den Starkregen abgesoffen und nun defekt. Wider meine Erwartung war der Schaden sogar schon am Mittwoch behoben und der normale Schwimmbetrieb konnte wieder aufgenommen werden – wenn auch so manches Mal im Regen. Aber nass ist man ja so oder so beim Schwimmen.

Ein paar Stromprobleme gab es dieses Woche auch noch; alles, wenn der Mann des Hauses außer Haus ist! Ha-Di war von Montagmittag bis Samstagnachmittag auf einem Montage-Einsatz. Direkt am Montag hatten wir für 7,5h keinen Strom – ein umgestützer Baum war die Ursache dafür. Und weil es ununterbrochen geregnet hat, konnten wir auch unser Solar nicht zur Hilfe nehmen. Erst als wir es im Haus kaum mehr augeshalten haben – es war sowas von duster! – kam der Solarstrom zum Einsatz. Dann kam der Abend und der Strom war noch immer weg. Der Generator wollte nicht anspringen und wir hilflosen Frauen haben uns an Dominic gewendet. Der kam dann auch und hat nach über einer Stunde und den Generator zum Leben erweckt! Was waren wir dankbar. Und kurz vor 22 Uhr kam der Strom dann sogar wieder.

Am Mittwoch hatten wir einen Kurzschluss im Haus. Nach längerem Schalter an-Schalter aus-Spiel an unserem großen Sicherungskasten konnten wir die Problem-Leitung tot legen und somit immerhin die restlichen Stromkreisläufe im Haus nutzen. Nur leider war die betroffene Leitung für unsere Steckdosen im Obergeschoss zuständig, die nun alle stromlos waren. Keine Ventilatoren, keine Lampen am Bett, kein Internet. Der Strom-Fundi hatte erst am kommenden Tag Zeit für uns – und mein Mann war ja immer noch weg. Also habe ich erst mal jede Menge Kabel durchs Haus gezogen, um die Stromversorgung des OG für die Nacht zu gewährleisten. Wie gut, dass wir relativ viele Verlängerungskabel unser eigen nennen.

Am Donnerstag kam der Fundi (=Handwerker) tatsächlich. Allerdings hatten wir genau zu diesem Zeitpunkt erneut einen Stromausfall. Unser Solar kam zum Einsatz und der Fehler war schnell gefunden. Eine Leitung war an einer Stelle verschmort und musste neu gelegt werden. Auch das ging relativ flott und seither haben wir wieder überall Strom!!!

Verglichen mit der mehrheitlichen Bevölkerung geht es uns trotz undichter Stellen und den leidigen Stromausfällen sehr gut! Viele Leute leben in einfachen Lehmhäusern, die sich bei so viel Regen nicht immer gut halten. Da kann es schon mal vorkommen, dass Teile vom Haus einfach weggespült werden oder einstürzen, oder dass das Wasser im Haus steht und einfach alles nass ist – und dann auch nicht mehr trocknet. Aber auch gemauerte Wände und Mauern kollabieren und Dächer brechen zusammen. Viele sind generell schon undicht und total verrostet, und wenn dann noch so viel Regen inklusive Wind dazu kommt, erfüllt das Dach seinen Zweck nicht mehr. Es ist kalt, nass und windig; viele werden krank. Und es gab auch schon einige Todesfälle, da Menschen von den Wassermassen mitgerissen wurden.

Laut Medienberichten und Bildern ist Dar es Salaam noch viel mehr betroffen von all dem Regen. Ganze Stadtteile stehen unter Wasser und viele Straßen und teils auch Häuser wurden unterspült, so dass große Löcher entstanden  sind.

Am Freitag war die Regenpause lang genug, so dass ich Joel sogar zu Fuß von der Schule abholen konnte. Die kurze Strecke hat sich in nur einer Regen-Woche sehr stark verändert und an vielen Stelle plätschert immer noch ein kleiner Fluss vor sich hin. Also vor all dem Regen war da einfach nur ein Weg ohne große Löcher, zwar recht uneben und steinig, aber durchaus mit dem Auto passierbar.

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Die Kinder hatten ihre Freude an diesem neuen Fluss und wollten durch jedes größere Wasserloch marschieren. Auf dem ersten unten Bild sieht man im Hintergrund einen „Zaun“, der vor ca. 2 Monaten errichtet wurde. Einfache Stöcke ein wenig im Boden eingebuddelt und mit Schnüren verbunden. Vermutlich hat es den Leuten, die sich in einer kleinen Bauruine häuslich nieder gelassen haben,  wohl nicht so gefallen, dass jeden Nachmittag pünktlich zum Schulschluss die ganze Rasenfläche vor dieser Ruine als zusätzlicher Parkplatz zweckentfremdet wurde. Der Schulparkplatz selbst ist schon seit einiger Zeit nicht mehr ausreichend für all die Autos, und diese Wiese liegt direkt neben dem richtigen Parkplatz und war echt perfekt geeignet – zumindest in den Augen der autofahrenden Abholer.

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Leider führen diese Regen-Flüsse oft auch viel Müll mit sich. Auf dem einen Bild sieht man extrem viel Müll. Das ist die Stelle, wo wir an der ehemaligen Müllhalde vorbei laufen. Vor ein paar Jahren wurde sie durch die Mithilfe der Schule entmüllt und weiteres Müllabladen war offiziell verboten. Allerdings hat es nicht sehr lange gedauert, bis die ersten Leute wieder „unerlaubt“ ihren Müll dort einfach abgeladen haben. Und seit einigen Monaten hat es sichtlich zugenommen. Der Regen hat den Trampelpfad, den wir sonst immer nehmen, ausgewaschen und da kam dann sehr viel Müll drunter zum Vorschein. Es sieht nicht nur schlimm aus, sondern riecht auch entsprechend, wenn man hier vorbei läuft…

Unser Wochenende war dann ein wenig freundlicher. Aber ganz ohne Regen kamen wir selbst dann nicht aus. Wir waren sehr dankbar, wenn es lange genug trocken geblieben ist und wir eine kleine Runde im Hof sein konnten. Das genießen wir alle!

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