Unser Jahreswechsel bei Freunden

Silvester hat für mich durch die Jahre in Afrika ziemlich an Bedeutung verloren. Dort haben wir den Jahreswechsel die meiste Zeit schlichtweg verschlafen. Und das lag nicht nur daran, dass wir kleine Kinder hatten und deshalb oft viel zu wenig Schlaf und keine Lust auf lange Feste. Großes Feuerwerk gab es nicht, und weshalb sollte man dann unbedingt bis Mitternacht wach bleiben? Den meisten aus unserem Team ging es da recht ähnlich wie uns.

Für mich hat sich in dieser Zeit auch das Gefühl für den Jahreslauf grundlegend verändert, weil wir keine klassischen Jahreszeiten wie hier in Deutschland hatten. Umso schwieriger war es dann oft auch, mich einer Art innerlichen „Inventur“ zu unterziehen. Es tut ja schon gut und ist durchaus sinnvoll, wenn man ab und an mal inne hält und sich ein paar Gedanken macht. Bilanz ziehen, neu ausrichten, sich von Dingen verabschieden, bewusste Ziele setzen – was für mich nichts mit „guten Vorsätzen“ zu tun hat.

Ich habe das durchaus immer mal wieder gemacht und teilweise sogar aufgeschrieben. Schriftlich festhalten ist immer besonders gut, denn dann kann man im kommenden Jahr wesentlich einfacher „Bilanz“ ziehen und überprüfen. Ich habe das für mich selbst gemacht, oder mit meiner Mentorin und manchmal auch mit unserem Team. Aber es war trotz allem nicht so ein typisches Innehalten zwischen den Jahren.

Ich weiß nicht, ob ich das nun vermisse oder nicht. Irgendwie fehlt mir leider oft die Zeit und Ruhe, selbst darüber mal so richtig nachzudenken. Auch in diesem Jahr hat sich für mich bisher nicht die Gelegenheit ergeben, dies zu tun. Ich will mir davon aber kein schlechtes Gewissen machen lassen oder mich unter Druck setzen, so nach dem Motto >Du hast deine Hausaufgaben nicht erledigt!<.

Aber ich will auch nicht ziellos durchs Leben triften. Wenn mich etwas nervt, dann ist es das Gefühl, gelebt zu werden. Ich habe dieses Thema ja schon einige Male angerissen, weil es in meinem Leben eben sehr präsent ist und ich häufig das Gefühl habe, immer nur zu reagieren, anstatt meinen Alltag proaktiv, selbstbestimmt und zielgerichtet zu gestalten.

Dieser Punkt ist mir absolut nicht egal und ich will da wirklich aufmerksam bleiben. Und um das zu erreichen, sollte ich tatsächlich immer mal wieder die Zeit dafür einräumen, mich hinzusetzen, nachzudenken, Ziele festzulegen und diese dann auch planerisch in meinem Alltag einzubinden.

In meinem Zuhause räume ich ja schließlich auch ununterbrochen auf… warum tue ich das nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit mit meiner inneren Wohnung, meinen Gedanken, Gefühlen und Wünschen?!

Der letzte Tag im Jahr neigt sich ganz ohne mein Zutun dem Ende. Die Sonne verschwindet am Horizont und komponiert dabei eine Symphonie der Farben, die ihres gleichen sucht. Mich durchflutet Dankbarkeit und Bewunderung – welche in Geschenk, dass ich gerade in diesem Moment nach draußen gehe, um noch eine kurze Runde an der frischen Luft zu drehen. Ich halte Ausschau nach meiner Familie, die kurz vor mir das Haus verlassen hat… aber ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind.

Vorerst gilt meine ganze Aufmerksamkeit der Schönheit dieses Moments und da ich meine Kamera eingepackt habe, versuche ich wenigstens einen Teil davon einzufangen. Die Farben sind im Fluss, verändern sich und schon nach kurzer Zeit verblasst das Glühen. Aber ein Teil davon nehme ich mit – nicht nur als Bilder, sondern tief drin in meinem Herzen.

Welch wunderbarer Abschied von einem erlebnisreichen, vollen und beschenktem Jahr.

Beim Blick in die andere Richtung erstrahlte der große, fast volle Mond in all seiner Schönheit. Eine ruhigende Gewissheit, still und doch so verheißungsvoll. In solchen Momenten wandern meine Gedanken ganz automatisch zu der biblischen Zusage aus 1. Mose 8: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“

Auch wenn dies der letzte Tag des Jahres 2017 war und mit dem Aufgehen der Sonne ganz offiziell ein neues Jahr beginnen wird, so ist Gott auch dann noch der Selbe wie heute. ER ist es, war es und wird es immer bleiben! ER ist der große ICH BIN! Und genau dafür bin ich zu tiefst dankbar.

Ich liebe es, den Mond zu sehen – ganz gleich, ob er voll oder halb oder ganz dünn ist. Es sind für mich immer Momente, in denen ich kurz innehalte, anhalte und durchatme. Momente, in denen die Zeit kurz stehen bleibt… zumindest hinsichtlich meiner vielen Gedanken, die unentwegt für Unterhaltung in meinem Kopf sorgen.

Man richtet den Blick nach oben, weg vom Alltag und all den Dingen, die mein Leben hier und jetzt bestimmen. Ein Blick, der auf wundersame Weise selbst räumliche Distanzen für einen kurzen Moment verschwimmen lassen kann… denn in vielen Nächten habe ich genau diesen Mond in seiner Schönheit bewundert und stand dabei in Afrika in unserem Garten, oder auf unserer Dachterrasse oder am Schlafzimmerfenster…

Ich sehe den Mond hier und dort, und ich bin in diesem Augenblick mit Sicherheit nicht die einzige auf der Welt, die gerade von seiner Schönheit emotional bewegt ist. Eine besondere Art Verbundenheit…

Auf dem Rückweg bin ich dann meiner Familie in die Hände gelaufen. Sie waren in die andere Richtung gelaufen als ich. Ehrlich gesagt war das gar nicht so schlimm, denn ich habe die kurze Zeit der Stille und Einsamkeit für mich sehr genossen!

Wir sind nach Hause und haben uns an die Vorbereitung für die anstehende Feier bei unseren Freunden gemacht. Ich musste die Schinkenschnecken noch füllen und backen und sonst noch ein paar Sachen einpacken.

Natürlich kamen wir mal wieder etwas später als der Rest – außer uns waren noch zwei weitere Familien zu unseren Freunden gekommen – , aber unsere Schnecken wollten einfach länger im Ofen bleiben als gedacht. Dafür waren sie dann auch wieder richtig lecker und noch warm. Leckereien gab es wirklich mehr als genug an diesem Abend. Es wurde tüchtig gefuttert, aber wir haben es trotzdem nicht geschafft, alles leer zu essen.

Nachdem die Bäuche voll waren, war es für die Kinder vor lauter Übermut und Energie gar nicht einfach, sich sinnvoll zu beschäftigen. Es wurde ziemlich laut und wild, und dann haben wir die Jungs erst mal in den Keller geschickt, wo sie sich nach Lust und Laune mit den Nerf-Guns austoben konnten. Die Mädels sind nach oben und haben sich dort eigenständig beschäftigt.

Als dann die erste Energie abgelassen war, haben wir uns zum gemeinsamen Bilder schauen im Wohnzimmer versammelt. Wir hatten den Projektor und die Leinwand dabei und dann wurde viel gelacht und in Erinnerung geschwelgt. Ja, wir hatten wirklich einen schönen Urlaub in Südfrankreich mit all den Leuten, die hier nun versammelt saßen.

Nach den Bildern haben wir >Zwei Dumme ein Gedanke< gespielt. Es geht darum, dass jeder zu einem vorgegebenen Stichwort seine Antwort aufschreibt. Und die Sache, die am häufigsten genannt wird, gibt dann einen Punkt für jeden, der genau das aufgeschrieben hat. Auch das bot immer wieder genug Anlass, zum ausgelassen Lachen und Staunen.

Nach einer fruchtig-süßen Nachtischrunde sind die Kinder erneut in den Keller. Diesmal gab es für sie einen Film zu sehen – denn irgendwie muss man die Stunden bis zum Jahreswechsel ja totschlagen 🙂

Wir „Alten“ haben währenddessen Mäxle gespielt – also alle, die Lust hatten. Ich habe es vorgezogen, mich auf der Couch auszubreiten und befand mich schon im ersten Halbschlaf, da ich so müde war. Mäxle war noch nie mein Ding – somit habe ich nicht wirklich was verpasst.

Bald war es tatsächlich schon Zeit für den Ausflug nach draußen, denn vom Haus aus war die Aussicht auf das zu erwartende Feuerwerksspektakel nicht wirklich gewährleistet. Da Josia immer noch wach war – hallo, es ist 23.45!!! – , bin ich gemeinsam mit meiner Freundin Zuhause geblieben. Ihre Jüngste hat immerhin schon selig geschlafen.

Als das Geballer dann losging, war Josia nicht wirklich erfreut darüber. Die Lichter findet er ja noch einigermaßen spannend, aber den Krach dazu kann er echt nicht abhaben. Das hatten wir schon beim Schaufeuerwerk ein paar Tage zuvor festgestellt. Und so hat er sich mit den Händen über den Ohren in eins der Betten im Kinderzimmer verkrochen. Vom Kinderzimmerfenster aus konnten wir immerhin ein bisschen was von der Schießerei sehen und Josia ist dann nach kurzer Zeit tatsächlich eingeschlafen.

Ungefähr 20 Minuten nach Mitternacht hat es dann angefangen zu regnen. Und so kam die Truppe recht zügig wieder nach Hause zurück. Im vergangenen Jahr sah der Jahreswechsel ja relativ ähnlich für uns aus, denn auch da stand ich gemeinsam mit meiner Freundin am Kinderzimmerfenster ihres Sohnes. Nur haben wir damals wegen starkem Nebel fast gar nichts von dem Farbenspiel am Himmel erkennen können.

Als alle wieder im Warmen waren, wurde angestoßen und gratuliert. Und dann gab es noch ein wenig Musik und Disco-Feeling. Kurz nach 1 Uhr hat sich die fröhliche Runde dann allmählich aufgelöst und auch wir sind nach Hause gefahren.

 

Unsere Kinder haben am Neujahrstag sogar relativ lange geschlafen; sie hatten ja schon einige Tage Zeit, um das Ausschlafen zu üben. Selbst Josia war für seine Verhältnisse spät dran; aber für meinen Bedarf dennoch zu früh!

Am späten Vormittag sind wir auf den Sportplatz geradelt, da Joel unbedingt die gefundenen Knaller in die Luft jagen wollte. Die Männer haben also eine Weile gezündelt und ich habe ein paar Bilder gemacht. Josia hat sich nach und nach immer besser damit angefreundet, denn notfalls hält man sich einfach die Ohren zu. Vor allem die Wunderkerzen fand er richtig toll. Nur dass man sie nicht auspusten kann, hat ihn ein wenig irritiert.

Gechillt wurde hier natürlich auch noch, wie sich das für den Neujahrstag gehört… 🙂

Irgendwie ist es für mich noch recht unwirklich, dass wir inzwischen tatsächlich das Jahr 2018 haben sollen. Das vergangene Jahr ist mit Hochgeschwindigkeit an mir bzw. uns vorbeigezogen und gefühlt ist es doch noch gar nicht so lange her, wo wir bei unseren Freunden Silvester gefeiert haben.

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