Ein Zoobesuch zum Jahresbeginn

Ha-Di stand ein voller Tag bevor, da er seinem iranischen Freund beim Umzug helfen wollte. Worab musste nämlich noch einiges aus seiner neuen Wohnung geräumt werden, um dann mit Farbe und Pinsel tätig werden zu können.

Das Wetter sollte überwiegend trocken bleiben und so habe ich die Kinder für einen Ausflug in den Zoo begeistert. Immerhin gibt es dort ein Seelöwenbaby zu bewundern und im großen Aquarium kann man sich zwischendurch sehr gut aufwärmen, denn frisch war es durchaus.

Ohne großes Auto waren wir erstmals komplett auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Und so sind wir kurz 10 Uhr bei uns zu Hause losmarschiert. Nach wenigen Metern hieß es erst mal im kalten Wind auf den Bus warten. Das Einsteigen war mit dem Fahrradanhänger ein wenig herausfordernd, aber wir haben es geschafft. Gleiches galt für den Aufzug am Bahnhof. Da waren rechts und links nur noch wenige Millimeter Platz.

Nach der kurzen Busfahrt ging es in die S-Bahn und von dort aus einige Haltestellen später in die U-Bahn. Josia hat zwischendurch mal wieder mit seinen Schuhen Ball gespielt, so dass ich ihn letztlich ohne Schuhe im Wagen habe sitzen lassen. Besser eine Zeitlang nur strümpfig als die Schuhe verlieren!

Als wir gegen 11 Uhr an der Wilhelma ankamen, mussten wir uns spurten, damit wir noch wenigsten noch einen Teil der Seelöwen-Fütterung mitbekommen. Josia liebt das immer besonders! Da die Tiere im Sommer Nachwuchs hatten, gab es auch ein kleines Robbenkind zu bewundern, das ziemlich aufmüpfig unterwegs war. Nach der Fütterung hat die Pflegerin die Tiere direkt mit nach drinnen genommen – keine Ahnung warum.

Nach den Seelöwen sind wir ein bisschen zu den Fischen und haben uns dort die erste Vesperpause gegönnt. Dort hatten wir dann auch einen etwas unschönen Vorfall mit Josia. Er liebt Babys über alles und sobald ein Kinderwagen in Sicht ist, will er auch meist einen Blick in diesen werfen. In der Regel ist er vorsichtig. Aber ich bin dennoch stets auf der Hut, da er seine Zuneigung ja auch sehr stürmisch bekunden kann.

Da stand dann also dieser Kinderwagen mit schlafendem Baby und ganz ohne Verdeck, so dass sich das Baby regelrecht auf dem Präsentierteller befand. Josia hat das Baby erspäht und zielstrebig  den Wagen angesteuert, hat sich daran festgehalten und seine Hand nach dem Kind ausgetreckt. Ich war unverzüglich auf dem Weg zu ihm und habe ihm bereits ein „Josia, NEIN!“ zugerufen. Nur Sekunden später war ich bereits bei ihm, aber da hatte die Mutter des Babys ihn bereits mit einer schwungvollen Handbewegung weggestoßen, wie wenn er eine lästige Fliege wäre, die sich unerlaubterweise auf ihrem Kind niederlassen wollte. Dabei hatte er das Baby noch nicht einmal berührt gehabt und seine Bewegung war in diesem Moment auch ruhig und bedacht gewesen. Es ging wirklich keine ernsthafte Gefahr von ihm aus!

Ich war sowas von vor den Kopf gestoßen, weil ich nie im Leben mit einer derartigen Reaktion von Seiten der Mutter gerechnet hätte. Schließlich ist Josia selbst noch relativ klein und hätte er sich nicht mit einer Hand am Wagen festgehalten, wäre es durchaus möglich gewesen, dass er von diesem Stoß umgefallen wäre.

Romy hatte den Vorfall ebenfalls beobachtet und war genauso geschockt wir ich. Ohne wirklich nachzudenken habe ich Josia an der Hand geschnappt und bin weitergelaufen. Aber ehrlich gesagt, war das nicht richtig von mir und vor allem Josia gegenüber absolut nicht fair. Sein Verhalten und das, was er in diesen paar Sekunden erfahren hat, standen nicht in Relation zueinander! Da ich einfach zügig mit ihm abgezogen bin, habe ich ihn so behandelt, als hätte er tatsächliche einen ernsthaften Fehler begangen. Dabei lag das fehlerhafte Verhalten in diesem Moment eindeutig bei der Mutter des Babys. Mütterlicher Schutzinstinkt hin oder her… aber mal ehrlich, darf man deshalb ein Kind mit Schwung wegstoßen?!  Und wenn ich als Mutter nicht möchte, dass sich irgendjemand unerlaubt meinem Baby nähert, dann sollte ich das Verdeck meines Wagens nutzen, um es auf diese Weise ein bisschen mehr abzuschirmen.

Mein Sohn ist doch kein Tier!

Vielleicht hatte das übersteigerte Verhalten dieser Mutter seine Ursache in Josias Besonderheit. Leider sind Menschen mit Behinderung vielen Leuten suspekt und sie wissen nicht wirklich, wie man ihnen begegnet. Aber selbst wenn es tatsächlich an seinem Down Syndrom gelegen haben sollte, entschuldigt es den Vorfall in meinen Augen kein bisschen! Chromosom hin oder her; Josia ist ganz einfach ein aufgeweckter und neugieriger Junge, der sich für seine Mitmenschen interessiert und obendrein einen großen Faible für Babys hat.

Fest steht, dass es dumm von mir war, dass ich diese Frau nicht konfrontiert habe! Wer weiß, vielleicht hätte ich von ihr sogar eine einigermaßen plausible Erklärung erhalten. Oder ihr zumindest deutlich machen können, dass sie ziemlich übers Ziel hinaus geschossen ist.

Nur wenige später haben wir das Aquarium über einen Seiteneingang verlassen. Es war relativ voll gewesen und mich verlangte ganz dringend nach frischer Luft. So sind wir weiter gezogen, zuerst an den Affen vorbei und anschließend zu den Papageien.

Als wir an dieser Bank vorbei kamen, saßen insgesamt drei Pfaue darauf. Josia hat sich ohne zu zögern dazu gesellt und dadurch einen Teil der Tiere in die Flucht getrieben. Naja, wenn diese großen Vögel auch alles vollkacken müssen, sollten sie sich vielleicht besser ein anderes Plätzchen als Aussichtspunkt aussuchen.

Der Löwe hat sich gut platziert und konnte auf seinem Ausguck nicht nur die wärmende Sonne genießen, sondern auch die Aussicht auf das Okapi im gegenüberliegenden Gehege.

Wir haben erstmals die Fütterung der Gorillas miterlebt. Ist nicht ganz so spektakulär wie bei den Seelöwen, aber man erfährt interessante Dinge über die Tiere und ihre Versorgung hier im Zoo. Und man konnte sehr wohl sehen, wer unten den Tieren das sagen habt bzw. mutig ist. So hat sich der große Silberrücken natürlich ganz selbstverständlich die besonders leckeren Dinge geschnappt und genüsslich verdrückt.

 

Es kamen noch weitere kurze Schauer, während wir durch den Park spaziert sind. Wir haben dann die direkte Route zur S-Bahn genommen, damit wir uns einmal Umsteigen von U- zur S-Bahn sparen können.War auch nicht so viel weiter weg die Haltestelle und der Regen hatte wieder gestoppt.

Und dann kam doch tatsächlich die Fahrkartenkontrolle! Ich hatte die Fahrscheine für die Kinder mit meinem Handy gelöst. Das war dann etwas mehr Arbeit für den Kontrolleur, denn er musste jeden Einzelfahrschein mit seinem Gerät scannen und da mein Display seit ein paar Tagen Spinnennetz trägt, war das etwas schwieriger mit dem Scan.

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