Back to school

Selbst 9,5 Wochen Sommerferien gehen irgendwann zu Ende. Und obwohl wir die meiste Zeit davon tatsächlich relativ „urlaubsfrei“ daheim verbracht haben, ging die lange Zeit dennoch erstaunlich schnell und auch gut vorüber.

Wir haben immer wieder kleine Lernstunden eingeschoben, damit es uns nicht zu langweilig wird. Vor allem im Bereich Deutsch gibt es einen unglaublich großen Nachholbedarf. Letztendlich wurde weniger regelmäßig und ausdauernd gearbeitet, als ich das vorab erhofft hatte… aber das war dann auch ok für mich. Schließlich sind FERIEN! Und Josia war eben auch immer mittendrin und wollte unbedingt mitmachen, was allerdings nicht von langer Dauer war und sehr oft mit einer farbigen Zunge geendet hat. Malen ist toll, aber Stift anknabbern viel reizvoller :-0

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Heute war also der große Tag – und zugleich ein recht komischer Tag, denn ich habe mich heute früh um 7.30 Uhr nur mit einem Schulkind auf den vertrauten Weg gemacht. Es herrschte bereits reges Treiben, denn es gab zur Feier des Schulstarts Kaffee und Tee für die Eltern. Eine Neuheit – mal sehn, ob sie das künftig so beibehalten werden?!

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Joel war total happy, dass er wieder in die Schule darf. Nicht so sehr wegen der Schule, sondern in erster Linie wegen der guten Gesellschaft dort. Er wollte endlich wieder zu seinen Freunden! Genauso glücklich, wie ich ihn am frühen Morgen verabschiedet habe, kam er mir um 14 Uhr bei Schulschluss entgegen. Er hatte einen guten Tag und wollte direkt weiter zu seiner Freundin nach Hause zum Spielen.

Als wir uns am letzten Tag des abgeschlossenen Schuljahres von der Schule und dem wohlvertrauten Treiben dort verabschiedet haben, stand längst noch nicht fest, dass es für den Großteil unserer Kinder das Ende ihrer Schulzeit an der ISZ sein würde. Natürlich leben wir weiterhin hier und die Kinder waren in den Ferien einige Male an der Schule – zum Schwimmen, oder auch einfach so. Aber sie sind nun keine Schüler mehr!

Es war alles andere als eine leichte Entscheidung; das steht fest! Seit etlichen Jahren war es immer wieder ein Diskussionspunkt zwischen Ha-Di und mir. Nicht, weil wir mit der Schule unzufrieden waren oder den Eindruck hatten, dass unsere Kinder dort nicht gut aufgehoben sind. Nein, ganz und gar nicht! Diesbezüglich hatten wir eigentlich erst im vergangenen Jahr zunehmende und begründete Bedenken. Unser Hauptaspekt waren die stetig steigenden Kosten und wir sind im Rückblick absolut erstaunt und dankbar, dass wir es über all die Jahre hinweg geschafft haben, das benötigte Geld zusammen zu bringen. Es kam zwar nicht von alleine, sondern vor allem durch viel Extra-Arbeit von Ha-Di und von einigen Leuten, die uns immer wieder ganz speziell dafür Geld überwiesen haben. HERZLICHEN DANK!

Ich weiß gar nicht, wie oft wir uns schon Gedanken zum Homeschooling gemacht haben. Zwischendurch haben wir dann sogar einmal mit der Idee geliebäugelt, dass ich auf Teilzeitbasis als Lehrerin arbeiten könnte. Aber 20h wären mir dann doch zu viel gewesen, und dazu noch alles in englisch. Die Gedanken-Wellen kamen und gingen in mehr oder weniger konstantem Rhythmus. Sie haben unsere Füße nass gemacht – aber mehr auch nicht, denn grundsätzlich bin ich ein Befürworter des Lernens im Klassenverband!

Die Schule ist in den vergangenen 8 Jahren zu einer Art Heimat für uns alle geworden; nicht nur für die Kinder. Da sie so klein und überschaubar ist, kennt man die meisten Leute – zumindest vom Sehen her – und die ganze Sache bekommt einen familiären Touch. Auch wenn es extrem viele Wechsel, Abschiede und Neuanfänge gab  – hinsichtlich Lehrern, Schülern und Eltern -, und sich auch äußerliche im Laufe der Zeit viel verändert hat, so verbindet uns eine sehr farbenfrohe und erlebnisreiche Geschichte mit diesem besonderen Fleckchen Erde, „unserer“ Schule.

Hinter uns liegen entscheidungsschwere Wochen! Anders kann man es nicht sagen. Wir haben uns verschiedene Beschulungsmöglichkeiten angeschaut, Bekannte nach ihren Erfahrungen gefragt, Optionen abgewogen, Pro- und Contra Argumente gesammelt, Kosten kalkuliert. Und wie ich schon des Öfteren erwähnt habe, sind wir beide absolut keine entscheidungsfreudigen Menschen – was in so einer Situation echt schlecht ist! Wir haben gebetet und andere Leute um Rat und Gebet angefragt.

Für mich persönlich war die emotionale Berg- und Talfahrt, auf der wir uns gefühlt seit Beginn dieses Jahres befanden, ein sehr gewichtiger Grund. Die Abfahrten waren leider eindeutig in der Überzahl und alles andere als spaßig! Die Wahrscheinlichkeit, dass sich derartige Umstände wiederholen, ist vermutlich sehr, sehr gering. Aber sicher ausschließen lässt es sich eben doch nicht. Die Schule befindet sich noch immer in einem großen Umbruch und das Kollegium ist fast komplett neu zusammen gewürfelt. Dazu kommt die enorme finanzielle Belastung, denn die Schulgebühren wurden in diesem Jahr zum zweiten Mal erhöht und würden sich für unsere vier Kinder auf knapp 30 000 US Dollar belaufen. Und dann erreichte uns vor wenigen Wochen die Nachricht, dass die einstige Zusage eines Stipendiums für Nasya (was ungefähr 7 000 Dollar Ersparnis bedeutet hätte) auf einen 50% Rabatt zurück geschraubt wurde.

Und nun stehen wir plötzlich nicht mehr am Strand, wo unsere Füße sanft von den Wellen umspült werden. Wir sind ins Wasser gesprungen und müssen lernen, darin zu schwimmen. Ach du Schreck!

Gestern haben wir zwei große Pakete mit wertvollem (3500 Euro schwerem) Inhalt bei der Post abgeholt, ein Teil der Schulbücher und Arbeitshefte sind noch unterwegs. Allerdings ist die Suche nach weiteren Büchern und Materialien längst noch nicht vorbei. Auch wenn ich sozusagen vom Fach bin, so fühle ich mich aktuell schon beim Gedanken daran, zusätzlich zu all meinen herkömmlichen Alltagsverpflichtungen auch noch die Lehrerin meiner Kinder zu sein, ein wenig überfordert!

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Immerhin sehen meine Töchter voll freudiger Erwartung auf das neue Abenteuer „Schule im Kinderzimmer“. Und wir hatten heute auch schon viel Spaß dabei, die ganzen Boxen aufzuschneiden und einen ersten Blick in das bunte Unterrichtsmaterial zu werfen.

Innerliche fühle ich Trauer und Schmerz, womit ich in dieser Form gar nicht gerechnet hätte. Aber diese Gefühle sind da und ein Teil von mir würde nun am liebsten einfach die alten Schuluniformen der Mädels aus dem Schrank ziehen und die Kinder dahin bringen, wo sie ihren Platz haben und hingehören! Und dabei hatte ich im vergangenen Schuljahr zunehmend das Gefühl der Entfremdung oder Loslösung von der Schule. Ich weiß nicht, wie ich das am besten beschreiben soll, weil ich es selbst nie so ganz erfassen konnte, was da in mir vor sich geht. Vielleicht lag es auch mit daran, dass wir erst nach knapp zwei Monaten kamen, wo alles schon voll am Laufen war. Außerdem waren wieder einmal viele Freunde weitergezogen und neue Leute dazu gekommen – was natürlich befremdend ist. Und nun trifft mich diese Schwermut…

Es ist auf den Tag genau 15 Jahre her, seit ich mich erstmals auf den Weg nach Afrika gemacht. Ich hatte das erste Staatsexamen frisch in der Tasche und war doch noch total grün hinter den Ohren. Meine Aufgabenbeschreibung für die kommenden 4,5 Monate: deutsche Kinder mit Fernschulmaterial unterrichten. Es waren tolle Monate, die leider viel zu schnell rum waren. Ich hab die Zeit in der „kleinen Schule“, die sich aus den Kindern von drei verschiedenen Familien zusammen gefunden hatte, sehr genossen. Es war eine ganz andere Art des Lernens und ich bin dankbar, diese Erfahrung damals gemacht zu haben.

Mal sehn, was mich nun erwartet, wenn ich zum zweiten Mal diese Schwelle übertrete…

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