Eine Woche danach

Heute früh wurde unsere kleine Maus erneut punktiert. Die Ärzte waren sich einige, dass dieser Eingriff ein zweites Mal notwendig ist und sie erhoffen sich davon eindeutigere Ergebnisse.

Vergangenen Dienstag war DER TAG, an dem sich die Ereignisse überschlagen haben und so schnell gehandelt werden musste, das für uns Eltern kaum Zeit zum Nachdenken geblieben ist.

Auch wenn es für die Ärzte ein kleiner und routinemäßiger Eingriff ist, so war es für uns als Eltern erneut  herausfordernd, denn sie musste dafür unter anderem kurzzeitig betäubt werden.

Die Punktierung verlief reibungslos und sie haben anschließend sogar noch den Zentralzugang entfernt, da er nicht mehr so gut war. Wenn alles gut laufen sollte, ist dieser auch gar nicht mehr nötig. Sie muss zwar vorerst weiterhin das Virenmittel bekommen, was nur über Infusion möglich ist. Aber dafür haben sie ihr nun einen kleinen Zugang in der Armbeuge gelegt. Das hat den Vorteil, dass sie keine Dauerinfusion mehr am Laufen haben muss und folglich viel mehr Bewegungsfreiheit zurück bekommen hat. Ich bin sehr dankbar, dass dieser ZVK während ihrer Narkose entfernt wurde, wo sie es nicht mitbekommen hat und vor allem keine Schmerzen haben musste.

Es dauerte zum Glück nicht lange, bis sie wieder ganz bei sich war. Und es ging ihr gut. Nun war sie erstmals dazu in der Lage, ihre Station selbstständig zu verlassen. Sie fand es ganz spannend, endlich ein bißchen mehr von der Umgebung hier zu sehen.

Ich hab den ganzen Nachmittag mit ihr verbracht und wir waren auch nochmals für einen kurzen Moment draußen.

AA KH 1

Anschließend hat sich genüsslich ihr Abendbrot verspeist und wir haben noch sehr viel Zeit mit dem lustigen Affenspiel verbracht. Ich weiß gar nicht, wie oft wir es gespielt haben. Und da wir uns immer wieder neue „Regeln“ überlegt haben, wurde es nie langweilig.  Gepuzzelt haben wir auch noch recht viel und dann natürlich vorgelesen. Das habe ich in der vergangenen Woche wirklich sehr viel gemacht.

Zwischendurch überkam sie mal wieder richtig heftig das Heimweh. Dann saß sie da in ihrem Bett und die Tränen kullerten über ihre Wangen: „Ich will jetzt nach Hause!“ Ich konnte sie nur zu gut verstehen, denn wir alle wünschen uns, dass sie endlich wieder Heim darf und wir alle zusammen sein können.

Ein recht ähnliches Bild hatte ich morgens beim Frühstückstisch, als Romy plötzlich weinen da saß. „Ich will, dass Annelie wieder da ist. Ich vermisse sie so sehr!!!“ Und da saß sie, voller Traurigkeit und Schmerz, weil sie ihre kleine Schwester nicht wie gewohnt um sich hat.

Irgendwie ist es schon verrückt. Als ich damals mit Annelie in Deutschland war, mussten wir alle eine deutlich längere Trennungsphase durch machen. Natürlich war es immer mal wieder Thema, dass sie sich gegenseitig vermissen, und sie haben miteinander geskypt. Aber dennoch ist es nicht vergleichbar mit dem, was hier derzeit vor sich geht. Die Rahmenbedingungen sind eben total anders und es ging für uns alle wirklich richtig tief. Wir haben die Kinder zwar so gut wie möglich abgeschirmt, aber das es bei der ganzen Sache doch um was sehr ernstes geht, blieb ihnen dennoch nicht verborgen. Wir haben immer mal wieder mit ihnen darüber geredet, dass Annelie sehr krank ist und wir einfach nicht wissen, was sie hat und wie schnell sie wieder zu uns Heim kommen darf.

Abends beim Gebet kam dies auf seine Weise zu Tage. Ab dem Tag, als wir Annelie erstmals im Krankenhaus besucht hatten, kam von Joel jeden Abend: „… und bitte mach Annelie ganz schnell gesund, dass sie wieder heim darf. Und mach, dass wir alle nicht diese Krankheit auch bekommen.“ Romy hat vom ersten Tag an kontinuierlich für ihre Schwester und ihre Genesung gebetet. Sie ist bei sowas sehr ausdauernd und gewissenhaft. Sie betet auch weiterhin immer für ihren kleinen Bruder und seine Gesundheit und Entwicklung.

Hier noch ein paar Bilder der vergangenen Tage. Da fast alles mit dem Handy geknipst wurde, ist die Auflösung teils nicht so super.

Die junge Ärztin im Bild links hatte Annelie in der Nacht aufgenommen, als wir mit dem Krankenwagen eingeliefert wurden.

Annelie KH mit Ärztin u Schwester

Da Annelies Immunsystem so weit unten ist – durch die Krankheit und all die Medikamente, die sie bekommen hat und noch bekommt -, herrscht für das Pflegepersonal Kittelpflicht. Und wenn die Virenmedizin angeschlossen wird auch Mundschutz und Handschuhpflicht.

Richtig aufregend fand Annelie das Haare waschen im Bett mit spezieller Haarwaschwanne. Und wenn man dieses Bild sieht, entsteht fast schon der Eindruck, dass wir uns im Wellnesshotel und nicht im Krankenhaus befinden.

annelie KH haarwäsche Am Samstag durften die Kinder zum ersten Mal ihre Schwester im Krankenhaus besuchen. Sie waren alle total aufgeregt und voller Vorfreude! Wir sind zuerst noch losgezogen, um ein Geschenk für Annelie zu kaufen. Auch wenn es im Laden so viel zur Auswahl gab, stand sehr schnell fest, was wir kaufen 🙂

Annelie hat gestrahlt wie die Sonne, als wir zu ihr kamen. Sie durfte direkt ihr Geschenk auspacken, was wir relativ provisorisch in eine Mullwindel von Josia gewickelt hatten. Und dann wurde das Strahlen sogar noch breiter.

annelie KH geschwisterbesuch

Annelie mit Elza
Annelie mit ihrer neuen Eiskönigin Elza

Es war so schön, die Kinder zusammen zu erleben. Und wir waren erst wenige Minuten im Zimmer, als schon tüchtig gelacht und gekichert wurde – all das, was bei uns Zuhause derzeit wirklich fehlt! Annelie hatte viel zu erzählen und zu zeigen und die anderen Kinder im Gegenzug natürlich auch. Und so wurde geredet und gelacht und natürlich auch ziemlich viel Quatsch gemacht – soweit es eben im Krankenbett mit all den Kabeln möglich war.

Von dem Tag an durften die Kinder jeden Tag für einen kurzen Besuch zu ihrer Schwester.

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