Heute…

Es ist noch nicht mal am Dämmern, als Josia erste Anzeichen des Erwachens von sich gibt. Ich versuche es zu ignorieren und drehe mich weg… aber schon wenige Minuten später ist es nicht nur ein Rumnesten, sondern auch ein Jammern. Im Halbschlaf suche ich seine Wasserflasche, reiche sie ihm und er ist erst mal beschäftigt. Aber auch das hält nicht lange an. Ich glaube, er möchte seine richtige Flasche.

Als ich mich schlaftrunken aus dem Bett erhebe ist es gerade mal 5.30 Uhr. Ich weiß, es gibt etliche Kinder, die noch früher wach sind. Und außerdem schläft Josia oft bis 6 oder auch mal etwas länger. Aber in diesem Moment ist das kein wirklicher Trost, denn meine Nacht war zu kurz für mich.

Die Mikrowelle piept, die Flasche ist warm. Ich hab noch nicht mal das Licht angemacht, um selbst nicht komplett wach zu werden – vielleicht darf ich ja doch nochmal ein klein wenig einschlafen 🙂 Josia schnappt sich seine Flasche und pumpt los. Das geht meist ohne Unterbrechung und manchmal schläft er anschließend tatsächlich wieder ein. Heute ist keiner dieser Tage. Ha-Di schnappt sich den kleinen Wicht und geht mit ihm nach unten – ich dreh mich nochmals um, dankbar, wieder meine Ruhe zu haben. Aber es bleibt beim leichten Schlummern, richtig in den Schlaf finde ich nicht mehr.

Frühstückszeit, gefolgt von Haare kämmen und ein paar Zöpfen machen, nebenbei mindestens ein Kind an die vergessene Vesperbox auf dem Tisch erinnern und schlussendlich alle zum Zähneputzen antreiben. Außerdem ist einer noch auf der Suche nach seinem Sportshirt, die Nächste vermisst ihre Schuhe und wieder ein anderer muss nochmals hoch ins Schlafzimmer flitzen, um das Buch für die Schulbibliothek zu holen…

Irgendwann sind tatsächlich alle angezogen, haben ihre Schultaschen geschultert und stapfen nach und nach aus der Haustüre. Heute reicht die Zeit nicht mehr zum Laufen, also ab ins Auto. Während die Kinder in ihre Klassenzimmer wandern, steuere ich den Schul-Pool an. Nachdem er nun 2 Wochen lang wegen zu vieler Kleinlebewesen nicht genutzt werden konnte, muss ich erst wieder in meine Routine finden. Ich ziehe meine 20 Bahnen, halte anschließend noch etwas Small-Talk mit einer anderen Mutter und mach mich auf den Heimweg, wo mein Frühstück wartet.

Josia kommt mir freudestrahlend entgegen. Wenn er hört, dass die Türe geht, ist er meist sofort zur Stelle…

Ich sitze mit Josia auf dem Boden im Wohnzimmer. Wir spielen. Nebenher läuft Musik, was Josia zum Singen und Tanzen anregt. Es ist so lustig, wenn er so wacklig im Kreis rumstapft und alle möglichen Geräusche von sich gibt, dabei mit den Händen hoch und runter und in sonstige Richtungen geht – immer ein Strahlen auf dem Gesicht. Er liebt Musik!

Nachdem wir ein paar Mal das Playmobil-Rennauto durchs Zimmer haben flitzen lassen, wendet er sich der Kiste mit den Bauklötzen zu und beginnt, diese auszuräumen. Gemeinsam bauen wir ein paar Türmchen, deren Lebenszeit in der Regel äußerst begrenzt ist. Dann werden die Schienen verbunden und das Züglein dreht seine Runden. Josia pflanzt sich in die Mitte des Gleis-Kreises – passt grad so rein, sein dicker Windelpopo. Aber bald schon ist auch dieses Spiel in seine Bestandteile zerlegt. Wir lachen gemeinsam, immer mal wieder kommt er zu mir, und klettert auf meinen Schoß oder legt seinen Kopf auf meine Beine und will einfach ein wenig kuscheln.

Während solchen Spielzeiten gehen meine Gedanken sehr oft auf Wanderschaft. Ich denke über den vor wenigen Minuten gelesenen Artikel nach, denn manches davon schwingt noch in mir nach, oder ich überlege, was heute an Hausarbeit getan werden sollte, oder ich bete für jemanden oder etwas, was mir gerade in den Sinn kommt, oder ich formuliere meinen nächsten Blogpost. In meinem Kopf hört sich das immer schön wortgewandt und flüssig an, aber sobald ich tatsächlich Zeit zum Schreiben habe scheint sich das meiste davon verflüchtig zu haben. Keine Ahnung, warum das bei mir so ist – es ist wohl ein wenig wie Wolken malen. Man schaut in den Himmel, betrachtet die vorbeiziehenden Wolken, schaut aufs Blatt, beginnt zu malen und beim nächsten Blick nach oben sieht alles schon wieder ganz anders aus.

Irgendwann machen wir zwei uns auf den Weg in die Küche. Wasser aufsetzen und nebenher Würstchen, Zwiebeln und Tomaten schneiden. Heute gibt es Schnell-Essen und zur Abwechslung „nicht schon wieder Reis!“ – wie der Großteil meiner Kinder zu sagen pflegt. Josia räumt währenddessen schon mal ein paar Teller und Schüsseln aus dem Schrank – zum Glück ist alles aus Plastik – und verteilt alles großzügig auf dem Küchenboden. Wenn das Essen fertig ist, muss es nur noch für die Schule abgefüllt werden – nebenher immer bedenken, wer mit und wer ohne Soße will. Gleiches gilt für den Parmesan. Außerdem gibt es noch Nachtisch in Form von frischer Melone.  Josia möchte auch direkt was essen und sucht im Schrank schon mal nach seinem roten Tellerchen…essen 1

Essen abgeliefert, Kleinkind und sich selbst gefüttert; dann ab ins Bett. Irgendwann nach unzähligen Aussteig-Versuchen und ein wenig Protestgeschrei legt sich Josia tatsächlich hin und schläft ein… und ich kann in Ruhe am Computer arbeiten.

Kaum ist das Kind wieder wach, geht es in die Schule – Joel abholen. Eine Stunde später folgt der nächste Schulgang. In der kurzen Zeit dazwischen konnte Joel sein Buch vorlesen und ich habe ihm im Gegenzug sein aktuelles Buch aus der Schulbibliothek vorgelesen.

Am diesem Nachmittag gibt es eine Nutella-Leckerei. Alle sind hellauf begeistert und genießen den Gaumenschmaus… „Mama, dass ganz du jeden Tag backen!“essen 2

Irgendwann finden wir uns auf dem Sofa ein; Lesezeit für Annelie, nicht selten unterbrochen von ihrem jüngeren Bruder, der voller Neugierde auch einen Blick ins Buch erhaschen möchte. Annelie mag das überhaupt nicht und schon geht die Streiterei los… seltsamerweise zeigt sie oft genug das gleiche Verhalten, wenn ihr Bruder bei mir sitzt und vorliest :-0

Alltag 2alltag 1

Romy hat noch eine Frage zu einer ihrer Matheaufgaben und als alle mit ihren Hausaufgaben durch sind, spielen wir gemeinsam ein Spiel – Karten-Labyrinth. Diesmal gewinnt Joel, und er ist stolz wie König 🙂

Noch eine Stunde bis zum Abendprogramm. Wir gehen raus in den Garten. Die Schaukel steht weiterhin sehr hoch im Kurs. Schon nach kurzer Zeit wandern die ersten aufs Trampolin ab und Josia hängt mal wieder am Wasserhahn.

heute 1Möhren und Gurken müssen geschält und geschnitten werden – meistens findet sich mehr als ein Helfer. Brot schneiden und belegen bzw. beschmieren. Romy hilft beim Tischdecken, während ich noch die Milchflasche für Josia koche.

Wenn sich alle am Tisch einfinden geht es meist laut, aber vor allem auch sehr lustig zu. Wie kann es nur möglich sein, dass die Kinder noch so viel Energie haben, während ich mich auf der Stelle am liebsten in mein Bett legen würde?!heute 2

Wenn alle satt sind geht es zum Duschen nach oben in unser Miniatur-Badezimmer – kaum 4qm, und die Hälfte davon gehört auch noch der Badewanne! Nicht selten tritt man sich hier auf die Füße, denn während zwei ihre Zähne putzen und einer auf dem Klo sitzt, machen die restlichen Kinder die Wanne unsicher – und eigentlich ist in diesem Fall gar kein Platz mehr für uns Eltern. So gesehen ist es gut, wenn Josia schnell fertig ist oder wenn er sich auf die Bespaßung durch seine Geschwister einlässt und wir uns in die zweite Reihe (unser Schlafzimmer) zurückziehen und aus sicherer Entfernung die Geschehnisse verfolgen können. alltag 3

Der Abend klingt aus mit einer Gute-Nacht-Geschichte… wobei mindestens einer nicht zuhört, sondern sein eigenes Programm durchzieht.

Nach dem Beten wollen die Mädels noch ein wenig Playmobil spielen. Joel liegt in seinem Bett und schaut ein Buch an. Nebenher hört man, wie Pettersdon mit seinem Findus über den Weihnachtsmann diskutiert… Obwohl die Sonne erst seit einer guten halben Stunde  untergegangen ist, macht sich die Dunkelheit breit. Die Klimaanlage sorgt für kühle Luft und nach und nach zieht Ruhe ein. heute 3 heute 4

Die Großen lesen noch, immer wieder unterbrochen von kurzen Unterhaltungen und Gekicher…

Josia schläft bereits friedlich – ein Anblick, an dem ich mich wohl niemals satt sehen kann… heute 4a

In diesem Sinne: Gute Nacht

… und morgen fangen wir wieder von vorne an

2 Kommentare

  1. Liebe Doro,

    so schöne Einblicke in euren Alltag. Ich finde mich irgendwie wieder. Solche Abläufe gibt es hier auch. Und auch dieser Wechsel zwischen Schaffen und für die Kinder da sein. Ist mir alles sehr vertraut.

    Um das Schwimmen beneide ich dich. Das ist so absolut meines. Ich träume immer noch vom Pool im Garten (und ich denke nicht darüber nach, dass der jetzt auch nichts bringen würde ;-)).

    Viele liebe Grüße
    Andrea

    1. Author

      Ja, der Grundstock des Alltags ist gleich, egal ob hier oder in Deutschland 🙂
      Ich bin auch sehr dankbar über die Möglichkeit, hier regelmäßig und ganz einfach schwimmen zu können. Heute hab ich 30 Bahnen gemacht – tat so gut! Nächste Woche ist der Pool leider wegen Wasserwechsel und Reperaturen geschlossen. Wir haben eine Woche schulfrei und somit wird es in dieser Zeit gemacht. Aber danach wird das Wasser hoffentlich wieder schön klar und vor allem kühler sein. Zur Zeit ist es schon wieder grenzwertig, denn es hat mit Sicherheit 27 oder mehr Grad.

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