Ich hab geträumt von ihr…

Es war die erste Nacht nach der Geburt, die erste Nacht hier daheim mit unserem kleinen Neuankömmling. Und nachdem ich in der Nacht vor der Geburt sowie in der Geburtsnacht selbst deutlich weniger bis fast gar keinen Schlaf abbekommen hatte, war ich natürlich sehr müde und ausgelaugt.

Immer wieder ist Benjamin friedlich in meinen Armen eingeschlafen, nur um dann recht bald erneut unruhig zu werden und aufzuwachen. Er wollte gefühlt ununterbrochen an die Brust. Sein Saugbedürfnis scheint unstillbar. Essen will er nicht, aber Brust und Nähe. Naja, vermutlich ist das auch eine ganz normale Reaktion so kurz nach der Entbindung. Schließlich ist er gerade mal einen Tag alt…

Ich war dennoch erstaunt, dass es mir gar nicht so viel ausgemacht hat, nun wieder so wenig Schlaf zu bekommen. Immer wieder bin ich weggedöst – der Kleine lag neben mir und oft auch auf mir, weil er da am entspanntesten war. Ich fand es ebenfalls schön und die Nähe tat uns beiden gut.

Erst kurz nach 4 Uhr bin ich dann tatsächlich richtig eingeschlafen und endlich auch mal etwas länger als nur 30-6o Minuten am Stück.

Und plötzlich war sie da, meine MAMA! Sie war in meinem Traum, aber für mich war es in diesem Moment absolut real. Ich hab mich riesig gefreut, sie zu sehen. Sie sah gut aus, voller Leben und Freude –  es war so wunderschön, sie einfach mal wieder erleben zu dürfen;  ihr Wesen, ihr Lachen, ihre Stimme… sie sehen! Ich habe es genossen, dass sie da war.

Es ist wirklich schon ewig her, seit ich zuletzt von meiner Mutter geträumt habe. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht so richtig erinnern, wann das war und in welchem Zusammenhang. Für mich kam ihr Erscheinen völlig überraschend, weil es von außen her eigentlich keinen Auslöser oder Anlass dafür gab, der mich auf meine Mutter hätte bringen können… außer eben die Geburt.

Ist dieses Ereignis – ja, eine Geburt ist und bleibt ein sehr einschneidendes Ereignis –  alleine schon Grund genug, dass mein Inneres auf meine Mutter ausgerichtet wird? Zeigt dieser Traum eine Sehnsucht auf, die mir offenkundig gar nicht so bewusst ist?

Wenn ich ehrlich bin, dann hat mich dieser Traum keineswegs unberührt gelassen. Ich war innerlich sehr bewegt und angerührt, als ich an diesem Morgen wach wurde. Ich spürte Schmerz und Trauer über den Verlust meiner Mutter und eine große Sehnsucht nach ihrer Gegenwart. Ja, es scheint so, als hätte der Traum erneut ein Fenster zu einem Teil meiner Seele aufgestoßen, der seit langer Zeit unbeachtet war. Schließlich ist es bald neun Jahre her, seit meine Mutter gestorben ist. Der Alltag und das Leben ohne sind schon lange zur Normalität geworden.

Aber nun waren da Tränen und die Trauer über die Dinge, die eben nicht mehr möglich sind.

Meine Mutter hat einen Großteil ihrer Enkel (inzwischen sind es 12 an der Zahl) gar nicht mehr kennengelernt. Gerade für meine Geschwister wiegt dieser Punkt nochmals schwerer als für mich, denn sie sind erst zu Eltern geworden, nachdem meine Mutter bereits tot war.

Februar 2004 – stolze Oma mit ihrem ersten Enkelkind Nasya

Ich weiß, dass meine Mama sich so sehr über jedes einzelne Kind gefreut hätte und in ihrem Dasein als Oma absolut aufgegangen wäre. Kinder hatten schon immer einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen. Und gerade bei Enkelkindern kann man den Zauber der Kindheit in einer ganz neuen Dimension erleben und genießen, weil man eben nicht – wie als Eltern leider sehr häufig – im Alltagsstress unterzugehen droht.

Frühjahr 2006 – Meine Mama mit Romy

Ihre ersten vier Enkelkinder durfte sie noch kennenlernen. Zwei davon hat sie auch etwas intensiver erlebt, da wir damals ganz in der Nähe voneinander gewohnt haben. Aber dann kam Afrika und damit die räumliche Trennung im Extremen. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir unser Leben nicht mehr unmittelbar miteinander teilen und vieles lief nur noch über Erzählungen und Bilder, die ich via Email nach Deutschland übermittelt habe. Und irgendwann kam dann auch der Blog 🙂

Weihnachten 2005 – Nasya mit ihrer Oma

Umso wertvoller war es, dass meine Mama ihr viertes Enkelkind in den ersten Lebenswochen in unmittelbarer Nähe genießen konnte – denn wir haben bis zu unserer Rückkehr nach Sansibar (als Joel gute 5 Wochen alt war) in meinem Elternhaus gewohnt. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits zum zweiten Mal an Krebs erkrankt.

November 2008 – Meine Mama mit Joel

Natürlich waren wir zwischendurch immer wieder auf Besuch in Deutschland und einmal konnten meine Eltern sogar uns besuchen kommen! Aber das ist verständlicherweise kein vollwertiger Ausgleich für all die Dinge, die man nicht mehr direkt miteinander erleben konnte. Und für Skypeanrufe war unser Internet in den ersten Jahren einfach nicht leistungsstark genug.

Juni 2009 – Meine Eltern zu Besuch auf Sansibar

Mama, Du fehlst mir!

2 Kommentare

  1. Da kommen mir die Tränen. Du Liebe, ich drücke dich aus der Ferne.

    Viele liebe Grüße
    Andrea

    1. Author

      Herzlichen DANK, liebe Andrea…
      Schwanger kommen einem ja eh viel schneller die Tränen 😉

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