Und plötzlich sind wir an der Reihe…

Die Uhr hüpft auf 23.00, aber an Schlaf ist leider noch nicht zu denken. Nebenan steppt unüberhörbar der Bär – oder was weiß ich, was da genau los ist. Schon den ganzen Nachmittag über war es extrem laut mit jede Menge Ansprachen. Jetzt wird nicht mehr ganz so viel geredet, dafür bebt der Bass. Wir haben schon alle Fenster verriegelt. Nur leider sind die hier nicht so dicht, so dass man weiterhin unfreiwillig beschallt wird.

Hinter uns liegt ein weiterer intensiver Sortier- und Packtag. Noch ist kein Ende in Sicht, aber die Garage füllt sich konstant und die Kisten und Koffer hier im Haus ebenso.

Ich finde es schwer abschätzbar, wie lange es noch so weiter gehen wird und ob unsere Koffer am Ende tatsächlich ausreichen werden. Im einen Moment bin ich sehr zuversichtlich und denke: Das schaffen wir locker, wenn wir so weiter arbeiten! Und außerdem ist es ja gar nicht mehr so viel Zeug, was noch mit Muss! Ja, es ist tatsächlich schon viel von unserem Krimskram in Deutschland. Aber schon im nächsten Augenblick überkommt es mich und es fühlt sich alles andere als realistisch und machbar an… irgendwie ziemlich schizophren.

Heute haben wir außerdem den offiziellen Verabschiedungs-Marathon angetreten. Um 20 Uhr waren wir zu Ha-Dis langjährigem Freund in dessen Werkstatt eingeladen. Er und seine Familie sind vermutlich unsere engsten und langjährigsten Freunde hier vor Ort. Fastenbrechen, Eid-Feierlichkeiten, Hochzeiten und leider auch Todesfälle – das volle Leben eben, mit allem, was dazu gehört. Und wenn wir nicht gerade außer Landes waren, dann durften wir wie ein Teil seiner Familie ganz selbstverständlich mit dabei sein.

Als Ha-Di ihm vor einigen Monaten offenbart hat, dass wir nach Deutschland zurückkehren werden, hat er direkt darauf bestanden, dass er für uns eine Feier ausrichten darf.

Und so haben wir uns am Samstag kurz vor 20 Uhr in seiner Werkstatt eingefunden. Als wir ankamen waren die Grillmeister noch am Werk und im Hof standen viele runde Tische. Nach und nach füllte sich die Werkstatt mit seinen Angestellten, Familienangehörigen, sowie unseren Leuten aus Pamoja (unserer Ausbildungswerkstatt).

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Ein sehr umfangreiches Buffet war angerichtet, sogar inklusive gegrillter Ziege. Das ist eine besondere Ehre!  Es herrschte lockeres Beisammensein und fröhliches Geplauder, bis wir dann dazu aufgefordert wurden, doch bitte Platz zu nehmen.

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Wir wurden offiziell begrüßt, dann folgte ein längerer Gebetsgesang von einem Imam und anschließend gab es eine mehrseitige Ansprache. Natürlich sollte auch Ha-Di eine kleine Rede halten.

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Ein Abschiedsgeschenk durfte natürlich nicht fehlen. Ha-Di bekam es von den Enkeltöchtern seines Freundes überreicht. Und dann gab´s endlich Essen für alle – zuerst die Frauen und Kinder, dann der Rest der Mannschaft.

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Annelie hatte zwischendurch einen kleinen Durchhänger und musste sich ein wenig bei Papa auf dem Schoß ausweinen. Ihr wurde plötzlich schmerzlich bewusst, dass wir bald nicht mehr hier sein werden.

Es war ein schöner und gelungener Auftakt für unsere Abschiedswoche! Ich hoffe sehr, dass der Kontakt zu dieser besonderen Familie trotz Wegzug nicht komplett abreißen wird.

PS: Die Party war leider erst um kurz nach 8 Uhr am Sonntagmorgen zu Ende… für mich gab es leider nicht all zu viel Schlaf in dieser Nacht.

Ein Kommentar

  1. Danke für die vielen Bilder! Ich kann mir so gut vorstellen mit wie viel geteiltem Herzen man an allen Verabschiedungen dabei ist. Ich kann Annelie gut verstehen, wenn sie anfängt zu weinen, weil ihr bewusst wird, dass dieser Teil ihres Lebens bald vorbei sein wird. Bei allem, was man gerade unternimmt im Hinterkopf zu haben: nur noch einmal… Ich wünsche euch als ganzer Familie die innere Kraft in guter Weise Abschied nehmen zu können.

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