Wem das Herz schwer ist…

Vor der Haustüre trägt die Welt weiß. Es ist längst kein gänzlich jungfräuliches Weiß mehr. Je nachdem, wohin der Blick fällt, ist da schon sehr viel Leben passiert. Leben, mit allem, was dazu gehört. Mensch und Tier, Geschäftigkeit, Verkehr.

Das mit dem Schnee ist schon so eine Sache. Wenn er in großen Flocken fällt und innerhalb kürzester Zeit die Welt so grundlegend verwandelt, hat das schon ein bisschen was von Zauber an sich. Findest Du nicht auch?! Da liegt plötzlich etwas rum, mancherorts sogar richtig viel, und das nur, weil es kalt genug dafür ist. Die vertraute Umgebung sieht nicht nur anders aus, sie fühlt und hört sich auch anders an. Und wäre da nicht der geschäftige Alltag, der eben doch immer irgendwie weiterlaufen muss, könnte man einfach die Schönheit Schönheit sein lassen. Unberührt, rein, wunderschön.

Hier bestimmen schon wieder Dreck und Matsch das Winterbild. Das bisschen Neuschnee konnte die deutlichen Spuren des Vortages nicht völlig übermalen, nur ein bisschen mit Zucker überziehen.

Wir waren gestern Nachmittag eine Runde mit den Schlitten draußen. Die Jungs hatten so viel Spaß und wollten gar nicht mehr nach Hause gehen. Aber da wir uns quasi noch im Gesundungs-Prozess befinden, sollte man es mit der Zeit im kalten Nass nicht direkt überstrapazieren. Ganz auskuriert sind wir nämlich längst noch nicht. Und es ist nicht nur der lästige Husten, sondern auch eine gewisse Schlappheit, die sich bei der Mehrheit der Familienmitglieder beobachten lässt.

Ich frage mich, ob sich mein Inneres nur deshalb derzeit so schwer anfühlt, weil mir der fiebrige Infekt der vergangenen Tage mit Nachdruck in den Knochen steckt, oder ob es meine Seele ist, die ihr „erschöpf Sein“ zeigt und mir das Herz schwer macht?

Um diese Zeit des Jahres ist mir das Herz stets schwerer als sonst… ganz besonders heute, an dem Tag, der ihr letzter war. Sie hat den Morgen des 16. Dezembers nicht mehr erlebt.

Du fehlst mir, Mama!

Auch nach 13 Jahren überkommen mich diese Momente und mit ihnen die Trauer darüber, dass meine Mama nicht mehr unter uns ist. Ein geliebter Mensch, der über eine sehr lange Zeit eine zentrale Rolle in meinem Leben gespielt hat, fehlt. Und dieses Fehlen bleibt auch nach all den Jahren, in denen wir ohne sie unterwegs sind, nicht unbemerkt.

Als ich mich in der vergangenen Woche mit meiner jüngsten Schwester über unsere Mama unterhalten habe, wurde uns beiden bewusst, dass sie jetzt noch nicht einmal das Alter erreicht hat, das ich hatte, als unsere Mutter verstorben ist. Für sie lag schon in Kindheitstagen die unermesslich schwere Last im Raum, eine totkranke Mutter zu haben und folglich nicht zu wissen, wie lange ihre Mama noch Teil ihres ach so jungen Lebens sein wird. Wie viel gemeinsame Zukunft noch kommen mag und wie diese wohl aussehen wird…

Die vergangenen 10 Tage fegte bei uns ein Fiebervirus durchs Haus. Los ging es mit Joel, zweieinhalb Tage später folgten Josia und Ben. Wieder zweieinhalb Tage später hat es Ha-Di und mich erwischt und knapp zwei Tage danach lagen letztlich auch Romy und Annelie. Nun sind wir gespannt, ob es das nun war, oder ob sich bald schon der nächste „Gast“ ungebeten einmietet. Also mir reicht´´ s fürs Erste!

Weihnachten rückt jeden Tag ein bisschen näher; zumindest auf dem Papier. Mein Inneres hält mit diesem rasanten Sprint bislang nicht Schritt und hechelt eher unglaubwürdig hinterher. Wann sind wir den bitte in den Dezember gestolpert? Und wie kann es sein, dass von diesem letzten Monat im Jahr schon wieder die Hälfte rum ist?

Statt weihnachtlicher Vorfreude und erwartungsvoller Schaffenskraft spüre ich im Moment vor allem Müdigkeit gepaart mit einer deutlichen Sehnsucht nach Ruhe und Frieden. Ich brauche kein Programm und vielleicht lege ich mich einfach wieder auf die Couch, auch wenn ich diese Woche schon überdurchschnittlich viel Zeit genau dort verbracht habe – dem üppigen Fieber sei Dank.

Nicht nur ich, sondern mit mir ist auch der Hauptteil der Arbeit ohne Zögern liegengeblieben. Und als uns am Mittwochmorgen großzügiger Schneefall überraschte, staunten wir nicht schlecht, als auch dieser einfach so liegen blieb und die triste Welt schön malte. Das Liegenbleiben scheint genauso ansteckend zu sein, wie dieses Virus.

Eigentlich wäre mein Mann in dieser Woche von Sonntag- bis Freitagabend unterwegs gewesen. Die letzte Reise für dieses Jahr. Aber mit Fieber reist es sich bekanntlich schlecht. Und so blieb auch ihm nur die Couch und der regelmäßige Griff zu lindernder Medizin.

Seine Reise hat sich im Nachgang dann in zwei kleinere zerlegt. Den ersten Teil davon hat er Mittwochnachmittag angetreten und Stand jetzt auch erfolgreich hinter sich gebracht; er befindet sich gerade auf dem Rückweg. Aber Teil 2 platziert sich nun leider in der letzten Woche vor Weihnachten und er wird am 4. Advent erneut in Richtung Norden aufbrechen müssen. Mal sehn, wie das Wetter mitmacht.

Mich findest Du nun wieder auf der Couch – zumindest für ein kleines Weilchen. Termine habe ich heute eigentlich nicht mehr, denn auch die Kinderstunde fällt wegen zu vielen Krankheitsfällen aus. Vermutlich gehen wir am Nachmittag nochmal eine Runde Rodeln und nebenbei lasse ich meine Gedanken zu Dir wandern, liebe Mama.

Ein Kommentar

  1. Ich wünsche dir so sehr dass du irgedwann dann ein Wiedrsehen mit deiner Mama feiern kannst.
    Wird wohl hier u jetzt wenig helfen dieser Gedank, aber vielleicht tröstet er insgesamt doch.
    Gott MUSS einseitweilen hier auf der Erde diese Lücke füllen die dadurch entstanden ist. Ich hoffe so sehr dass das auch spürbar wird für dich/ euch!!!
    Eine gesegnete Zeit trotz allem!
    Vera

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