Zum Sechzigsten

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In diesem Jahr wäre meine Mutter 60 geworden. Wie schade, dass wir diesen besonderen Tag nicht gemeinsam mit ihr feiern konnten, sondern nur in Erinnerungen an sie verweilen…

Es gibt Dinge, die werden mich wohl Zeit meines Lebens an meine Mutter erinnern – wie z.B. Krokusse. Sie schien eine besondere Liebe für diese Blumen zu haben –  vielleicht,  weil die Krokusse meist zu der Zeit um ihren Geburtstag am blühen waren?! Wie kleine, lila Pilze sprießen dieser Frühblüher aus dem Boden und verschönern ganze Wiesenabschnitte.

Meine Mutter liebte Blumen im Allgemeinen und hat sich immer sehr darüber gefreut, wenn sie Blumen geschenkt bekommen hat. Oft hat sie sich auch selbst ein paar Schnittblumen beim wöchentlichen Einkauf mitgebracht und auf den Esstisch oder die Anrichte im Flur gestellt.

Unsere Fensterbänke waren voller Pflanzen, wirklich durchweg alle verfügbaren im Haus. Schlichte Grünpflanzen, viele Orchideen, verschiedenfarbige Amaryllis und bunte Veilchen – um nur einen Bruchteil davon zu benennen. Da hatte man echt richtig Arbeit, wenn man während der Urlaubszeit in unserem Zuhause Gießdienst übernehmen musste!

In unserem Garten blühten farbenfrohe Tulpen, Rosen, Traubenhyazinthen, Schneeglöckchen, Zierlauch (ich liebte als Kind diese tollen, lila Kugeln!), Osterglocken, Vergissmeinnicht, Kornblumen, unzählige Gänseblümchen, Pfingstrosen, eine Ecke mit zarten Schlüsselblumen und manchmal auch die Riesen: Sonnenblumen.

Und alle Jahre wieder wurden Blumenkästen mit Geranien bepflanzt, welche dann auf den drei Fensterbänken der Hausforderseite für die kommenden Monate ihren Platz einnahmen. Manchmal habe ich dabei geholfen 🙂

Meine Mutter war nicht gerade eine Gärtnerin und mit steigender Kinderzahl blieb immer weniger Zeit und Energie, sich nebenbei noch richtig um den Garten zu kümmern. Aber sie waren da, alle Jahre wieder, zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten… bunte BLUMEN. Draußen und drinnen.

Als Teenie habe ich des öfteren Wildblumen für meine Mutter gepflückt. Da wir direkt am Stadtrand gewohnt haben, waren die Felder nicht weit und es gab Wiesenstücke, wo sogar gezielt Wildblumen gepflanzt wurden. Es war so schön, dort einen bunten Strauß zu machen, manchmal auch nur mit Ähren, Korn- und Mohnblumen. Und noch schöner war es, ihr strahlendes Gesicht zu sehen, wenn sie „ihren Blumenstrauß“ danken in Empfang nahm.

Manche Blumen verbinde ich mit Geschichten bzw. Erlebnissen. Wenn ich Schlüsselblumen auf einer Wiese erspähe, erinnert mich das an Fahrten zu meiner Oma. Auf dieser Strecke gab es eine Stelle, wo über eine weite Fläche zart verteilt Schlüsselblumen geblüht haben. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir zur Blütezeit immer mal wieder kurz auf dem kleinen Parkplatz in der Kurve Halt gemacht haben, um nach einer kurzen Kletterpartie die Blümchen ganz aus der Nähe zu bewundern zu können. Diese kleinen Ausflüge waren nicht nur wegen der Wegstrecke dahin spannend (Hanglage), sondern besonders wegen dem kleinen Verstoß, denn wir damit eigentlich begingen. Denn meine Mutter hatte mir erklärt, dass diese Blumen eigentlich unter Naturschutz stehen, und man sie deshalb nicht so großzügig pflücken sollte oder am besten gar nicht. Deshalb haben wir uns die zarten Blümchen meist nur angeschaut und vielleicht hie und da mal eine davon gepflückt. Und wenn ich mich richtig erinnere, haben wir irgendwann mal einen kleinen Ableger an dieser Stelle geholt und in unseren Garten gepflanzt, wo sie dann auch brav immer und immer wieder geblüht haben 🙂

 

Und hier noch ein Bild von meiner Mama, nur wenige Wochen vor ihrem Tod an der Hochzeit meiner Cousine aufgenommen.

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Kürzlich habe ich Folgendes am Ende eines Buches gelesen und dabei gedacht: Ja, so ist es. Diese Gedanken und Gefühle kommen mir vertraut vor. Auch wenn es auf englisch ist, möchte ich mit diesen Zeilen beschließen:

>There should be a statute of limitation on grief. A rule book that says it is all right to wake up crying, but only for one month. That after forty-two days you will no longer turn with your heart racing, certain you have heard her call out your name. That there will be no fine imposed if you feel the need to clean out her desk; take down her artwork from the refrigerator; turn over a school portrait as you pass – if only because it cuts you fresh again to see it. That it is okay to measure the time she has been gone, the way we once measured her birthdays. […]

Grief is a curious thing, when it happens unexpectedly. It is a Band-Aid being ripped away, taking the top layer off a family. And the underbelly of a household is never pretty, ours no exception. […]

See, as much as you want to hold on to the bitter sore memory that someone has left this world, you are still in it. And the very act of living is a tide: at first it seems to make no difference at all, and then one day you look down and see how much pain has eroded.<

Jodi Picoult, My Sister´s Keeper

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