Mein kleiner Liebling und mein großer Held

iringa reiten 8

Ich war bisher noch nie länger als ein paar Stunden von meinem kleinen Liebling getrennt. Es war damals in Deutschland schon total eigenartig für mich, abends in meinem Bett zu liegen ohne den kleinen Mann neben mir im Reisebettchen zu hören. Einfach leer. Aber dann haben wir uns immerhin am nächsten Tag wieder gesehen.

Sonderbar leer fühlen sich meine Tage derzeit an. Da ist niemand mehr, der mir am Rockzipfel hängt, der sich an mich kuschelt, mit mir Türme baut und unentwegt Unfug anstellt. Mein Radar ist aus, denn ich muss nicht alle paar Minuten meine Arbeit nieder legen und nach Josia schauen.

Dafür erlebt Ha-Di im Moment die intensivste Josia-Zeit seines Lebens. Seit sechs Tagen ist er fast ununterbrochen für Josia zuständig. Eigentlich wäre das alleine bereits Herausforderung genug. Aber nein, das alles muss zusätzlich noch unter erschwerenden Bedingungen von statten gehen – angekettet an Kabel, eingesperrt in ein kleines Krankenhauszimmer, fern ab von seinen Geschwistern und mir. Dazu kommt der ganze emotionale Stress, die anhaltende Sorge um das Wohl unseres Kindes, die Ungewissheit über die Dauer und der enorme Schlafentzug.

Also ich weiß, dass ich mit Sicherheit schon zusammen geklappt wäre, würde ich gerade all das leisten müssen, was Ha-Di meistert. Allein schon der Schlafmangel! So richtig zur Ruhe kommt man selbst bei Nacht nicht in einem Krankenhaus. Oftmals kommen noch bis spät am Abend irgendwelche Ärzte vorbei, oder die Krankenschwestern wollen die Betten neu machen und durchputzen. An diesem Punkt macht es sich doch ein wenig bemerkbar, dass wir in Afrika sind.

Oder ich wäre inzwischen verrückt geworden. Mir fällt an manchen Tagen schon hier zu Hause die Decke auf den Kopf. Aber wenn man dann vom Bewegungsradius her auf ein paar Meter eingeschränkt und regelrecht angefesselt ist mit einem Kind, dass überwiegend rumlaufen und klettern möchte, dann ziehen sich den Stunden wie Kaugummi.

MEIN MANN IST EIN HELD! Mein ganz persönlicher – aber in Anbetracht der Tatsache, was er da gerade leistet, wird sich vielleicht der ein oder andere meiner Meinung kopfnickend anschließen.

Er hält noch immer treu die Stellung neben seinem Sohn! Er spielt mit ihm, wickelt ihn, gibt ihm zu essen und zu trinken, zieht ihn um, wäscht ihn, macht Seifenblasen für ihn. Er hilft bei der Verabreichung der diversen Medikamente, was stellenweise körperliche Höchstleistung ist, da klein Josia in diesen Momenten unglaubliche Kräfte entwickelt, und er nimmt ihn anschließend tröstend in den Arm. Er folgt aufmerksam den Ausführungen der Ärzte und beobachtet mit größter Sorgfalt die langsame Genesung seines Sohnes. Er wacht an seinem Bettchen, wenn der Kleine friedlich schlummert, obwohl ihm selbst beim Stehen die Augen zufallen und es mitten in der Nacht ist.

MEIN HELD!

Was für ein wunderbarer, liebevoller und fürsorglicher Vater er doch ist…

Und ich bin mir ziemlich sicher: ER IST AUCH DER ABSOLUTE HELD FÜR JOSIA

josia nairobi 3

Das Bild kam heute Abend von meinen zwei Liebsten aus Nairobi. Josia war heute zur Vorsorge beim Augenarzt. Seine Lunge hört sich inzwischen frei an, aber die Sauerstoffwerte waren heute leider wieder schlechter als am Tag davor. Außerdem hat er zum Abend erneut leicht erhöhte Temperatur. Auch wenn uns von mehreren Seiten versichert wird, dass seine Lunge einfach noch Zeit braucht, bis sie wieder ganz heil ist, so fällt das Abwarten echt schwer. Wir wollen endlich wieder zusammen sein!!!

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