Zum ersten Mal eine Einschulung in Deutschland

Heute war Josias großer Tag. Ihm war das glaub weniger bewusst als uns. Aber wie bei so vielem, können wir auch darüber nur spekulieren. Der nahende Schulbeginn ist hier seit Wochen natürlich immer wieder thematisiert worden. Aber er ist nie so wirklich darauf eingegangen oder hat sich sonst in irgendeiner Form dazu geäußert.

Wie intensiv und bewusst er den Abschied vom Kindergarten verinnerlicht hat, weiß ich eben auch nicht. Aber als wir vor ein paar Tagen einen kurzen Besuch dort gemacht haben, wollte er nur widerwillig das Haus betreten. Und als wir drin waren, hat er sich nur an mich geklammert und hinter mir versteckt. Kein Hallo oder dergleichen gegenüber seinen gut vertrauten Erzieherinnen oder Freunden. Wir haben abgegeben, was noch zurück musste und sind dann relativ zügig wieder nach Hause.

Auf dem Heimweg haben wir uns darüber unterhalten, dass er ja nun ein Schulkind ist und die Zeit im Kindergarten tatsächlich vorbei ist. Naja, ich habe darüber geredet und hin und wieder kam auch mal ein zustimmender Laut aus dem Fahrradanhänger.

Auch wir haben uns in den letzten Jahren immer mal wieder Gedanken über die schulische Zukunft unseres besonderen Kindes gemacht. Durch den Kontakt zur Frühförderstelle wurden wir auch gut beraten. Aber so wirklich viele Optionen gab es ehrlich gesagt nicht. Ein klein wenig habe ich mich dann auch selbst noch schlau gemacht. Und ich war sogar in einer Schule im Nachbarort, von der ich wusste, dass sie Integrationskinder aufnimmt. Aber der Trip war auch eher ernüchternd und es hat sich nur weiter bestätigt, dass dieses Thema hier in Süddeutschland eher prähistorische Züge hat.

Außerdem war mir schnell klar, dass ich weder die Zeit noch die Energie haben werde,  einen so steinigen Weg einzuschlagen. Ja, leider muss man wirklich sehr viel selbst in die Wege leiten und bekümmern, wenn man ein Kind wie Josia in einer klassischen Regelschule sehen möchte.

Wir haben den integrativen Weg in den vergangenen knapp drei Jahren nicht bereut, denn wir haben gesehen und erlebt, wie viel er durch den Alltag im Kindergarten mitnehmen und lernen konnte. Er schaut sich eben sehr viel ab, ahmt nach und imitiert. Es mag durchaus sein, dass er in einem Kindergarten für Kinder mit Einschränkungen und gewissem Förderbedarf in vielen Bereichen gezielter gefördert worden wäre. Und vermutlich wäre es auch ruhiger und überschaubarer für ihn gewesen, denn in seinem Kindergarten waren über 50 Kinder.

Es ist, wie bei so vielen Dingen im Leben. Man weiß nicht, wie es gewesen wäre, wenn man anders entschieden hätte. Man kann die Zeit eben nicht zurück drehen und ganz unverbindlich Weg B ausprobieren und anschließend vergleichen. So funktioniert das Leben in der Regel nicht. Und das ist auch gut so!

Aber zurück zur eigentlichen Sache. Schließlich ist der Kindergarten nun Vergangenheit und ein neues, großes Kapitel wurde just an diesem Tag begonnen – für Josia, und auch für uns! Es war tatsächlich unsere erste Einschulung in Deutschland; und dann direkt unter besonderen Umständen 🙂

Ich war in den vergangenen Jahren natürlich schon bei einigen Einschulungsfeiern live dabei. Aber es ging nie erstrangig um eines unserer Kinder. Mal war es mein Patenkind (das ist allerdings schon ewig her, denn sie ist inzwischen 20 Jahre alt!), mal ging es um die Vorführung der Viertklässler, zu denen eines meiner Kinder gezählt hat.

Heute also Premiere und zwar für Kind Nummer 5 und uns Eltern! Von der Verwandtschaft konnte leider niemand dabei sein. Die meisten leben leider zu weit weg und die etwas Näheren waren aus den unterschiedlichsten Gründen verhindert. Ich denke, Josia hat das nicht weiter gestört, denn immerhin war sein „best Buddy“ namens Jess dabei.

Wir haben in den vergangenen Tagen auch ein bisschen was war für seinen großen Tag vorbereitet. So entstanden nach und nach eine bunte Schultüte (dickes DANKE an Jess und Tante Jule), ein T-Shirt und ein ziemlich schokoladiger Kuchen. Dann musste ich natürlich noch ein bisschen Arbeitsmaterial für Josia anschaffen und namentlich kennzeichnen.

Seinen Schulrucksack haben wir Josia kurz nach unserer Rückkehr aus Sansibar präsentiert. Er war total glücklich und musste ihn sofort Probetragen 🙂 Und seit dem ersten Schultag der großen Geschwister wurde der Ranzen auch jeden Morgen von ihm höchstpersönlich angeschleppt und im Flur neben all den anderen Schultaschen platziert. Los ging es dann ja leider immer noch nicht für ihn – was er nicht so ganz verstanden hat und wir Eltern ebenfalls sehr bedauert haben. Er war echt durch mit Ferien haben… um es mal sanft auszudrücken.

Am Freitag kamen uns die zwei Hauptlehrkräfte seiner künftigen Klasse besuchen, um Josia und uns kennenzulernen. Er war sehr aufgeschlossen und interessiert – zumindest für die ersten 10 Minuten. Dann ist er leider wieder losgezogen, um sich den nächsten Unfug auszudenken.

Und dann war es endlich Dienstag und wir haben uns kurz nach 8 Uhr auf den Weg zur Schule gemacht. Dort angekommen, hat Josia erstmals seine Schultüte in Augenschein genommen. Man war das Kind stolz und absolut glücklich, denn mit der Paw Patrol an der Seite kann so ein Tag ja nur gelingen 🙂

Auf dem Weg in die Aula war er dann schon etwas zögerlicher, vor allem als er all die unbekannten Menschen gesehen hat. Seine Lehrer hat er nur flüchtig und eher wiederwillig begrüßt. Und so saß er eben erst mal bei uns und nicht in der ersten Reihe, wo für die neuen Schüler Plätze reserviert waren.

Die Aula hat sich gefüllt und kurz nach 9 Uhr ging das Programm los. Nach einer herzlichen Begrüßung von Seiten des Rektors wurden die Erstklässler namentlich nach vorne gesungen. Nach und nach haben sich die anfangs noch leeren Bänkchen gefüllt, auch wenn manche Kinder erst nicht so richtig mitmachen wollten.

Josias Klasse besteht aus sechs Jungs

Dann folgten zwei Liedvorträge. Zuerst von den Kindern der zweiten bis vierten Klasse. Sie haben ein Wochentage-Lied vorgetragen und -gespielt. Anschließend folgte die dritte Klasse der Außenschule. In der Regel gibt es in jedem Jahrgang eine Kooperationsklasse, die gemeinsam mit ihrer Lehrkraft Teil einer Regelschulklasse ist. Sie haben uns einen ABC-Song vorgetragen.

Danach ging es dann für die Erstklässler gemeinsam mit ihren Lehrern ins neue Klassenzimmer. Ich war sehr erstaunt, wie problemlos die 17 neuen Schülerinnen und Schüler mit ihrem Schulranzen und der Schultüte losgezogen sind. Auch Josia ist ohne zu zögern mitgegangen.

Für uns gab es dann Getränke und etwas Knabberzeug und nach gut einer halben Stunde durften wir dann zu unseren Kindern ins Klassenzimmer kommen. Dort wurden noch gemeinsame Bilder gemacht und dann haben wir uns bereits wieder verabschiedet.

Josia wollte unbedingt noch auf den Spielplatz im Pausenhof. Aber wir haben ihm dann klar gemacht, dass er morgen die Gelegenheit haben wird, hier zu spielen und sich alles anzuschauen.

Zuhause wurde natürlich als erstes die Schultüte in Angriff genommen. Er hatte bereits in der Schule erste kleine Löcher ins Krepppapier gemacht, um einen Blick auf den Inhalt zu erhaschen. Und nun wurde das Ding kurzerhand auf den Kopf gestellt und komplett auf dem Wohnzimmertisch entleert. Die genauere Untersuchung des Inhaltes verlief dann doch eher sparsam, da sein erster Handgriff einem Überraschungsei galt und diese wurde dann auch sofort verspeist!

Zum Mittagessen haben wir uns einfach ein paar leckere Wichtelkuchen geholt. Richtig hungrig war Josia allerdings nicht, und auch der bauchkranke Joel musste sich ein wenig beim Essen zügeln.

Am Nachmittag kamen Dodo und Marie noch kurz vorbei. Luis hatte leider Mittagschule. Und es gab auch sonst noch ein paar kleine Geschenke, die er ganz glücklich in Empfang genommen hat.

Als Romy endlich von der Mittagschule nach Hause kam und Juliane von der Arbeit, gab es für alle die wollten noch ein Stück Schoko-Kuchen. Auch hier viel Josias erster Blick auf das Ü-Ei und mehr wollte er nicht haben.

Nun sind wir wirklich sehr gespannt, wie gut und schnell er sich an den neuen Alltag gewöhnen wird. Morgen geht es dann erstmals für ihn mit dem Taxi zur Schule. Er wird bereits gut eine Stunde vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn abgeholt werden. Mit 7.20 Uhr Abfahrt ist er künftig der zweite, der morgends das Haus verlässt. Annelie muss schon um 6.35 Uhr zur Bushaltestelle aufbrechen.

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